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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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die Felsen zu hieven, damit die Frauen es hinunter ins Lager bringen konnten.
    »Puh«, stöhnte Hüpfender Hase, als er auf dem vereisten Grat ausrutschte. Schwer atmend zerrte er eine gefrorene Schwarte hinter sich her. »Wie hat es Wolfsträumer nur geschafft, dieses Gewicht so weit zu schleppen?«
    »Wahrscheinlich haben ihm die Geister die nötige Kraft gegeben«, brummte Der der schreit, der vor Anstrengung kaum noch Luft bekam.
    »Geister«, grunzte Singender Wolf. »Den Menschen gelingen die unwahrscheinlichsten Dinge, wenn sie nur verzweifelt genug sind.«
    »Er sagte, er sei Wolfsspuren gefolgt.«
    »Wen kümmert das? Glaubt ihr vielleicht, wir sind jetzt gerettet?« schnaubte Singender Wolf verächtlich. »Vielleicht füllt uns dieses Aas für einen Tag den Bauch. Und was dann?«
    Hüpfender Hase schaute bekümmert drein und kaute auf der Unterlippe. »Wolfsträumer sagte, auf der Hochebene gäbe es noch mehr.«
    Ein letztes Mal mobilisierten sie all ihre Kräfte und schoben das Fleisch über den Grat. Oben angekommen, lehnten sie sich japsend mit dem Rücken gegen die Felsen. Der der schreit bedachte Singender Wolf mit einem besorgten Blick. Dieser Mann wurde mit jedem Tag schwieriger und feindseliger. Er stachelte die Leute zu Streitereien auf und verleitete sie dazu, Der im Licht läuft hinter seinem Rücken zu kritisieren. Seit ihn Gebrochener Zweig offen herausgefordert hatte, war er noch mürrischer und unleidlicher geworden. Singender Wolf säte Mißtrauen und wollte offensichtlich eine Trennung herbeiführen. Der Träumer saß nicht mehr mit ihnen zusammen am flackernden Feuer. Es schien, als fürchte er die im Flüsterton vorgebrachten höhnischen Bemerkungen.
    »Los, suchen wir den Rest«, sagte Der der schreit. Die langen, dunkelbraunen Haare aus dem Fell des Moschusochsen zeigten ihnen den Weg. »Hoffentlich haben die Aasfresser sich noch nicht darüber hergemacht.«
    Singender Wolf murrte: »Wir haben eine falsche Entscheidung getroffen. Ich hätte es besser wissen müssen. Folge ich Narr einem verrückten Kind!«
    »Warte doch ab«, sagte Der der schreit. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und wich dem Blick seines Cousins aus. »Du wirst schon sehen. Ich wette mit dir, daß wir dort unten auf der Hochebene…«
    »Gar nichts werden wir dort unten finden. In einer Woche geht's uns wieder dreckig.«
    »Du hast wirklich glänzende Laune.« Der Sarkasmus von Hüpfender Hase war schneidend kalt wie der Wind.
    »Ich bin nicht verrückt. Ich weiß, wann ich …«
    »Hör auf!« bellte Der der schreit am Rande seiner Beherrschung. »Der Wolf kümmert sich um uns.
    Hör endlich damit auf, alle verrückt zu machen.«
    Das hemmungslose Gelächter von Singender Wolf ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Mit finsterem Gesicht trottete Der der schreit an der Spitze der kleinen Gruppe. Unter seinem Arger lauerte die Angst, es könne Singender Wolf gelingen, den Clan zu spalten. Hätte doch Gebrochener Zweig seinen Cousin nur nicht so gereizt!
    »Wenn uns der Wolf tatsächlich führte«, drang Singender Wolfs schrille Stimme durch den eiskalten Wind, »würde er uns auf mehr Nahrung stoßen lassen.«
    Der der schreit drehte sich nicht um. Unter seinen wütenden Schritten wirbelte der Schnee auf. Sein Herz hämmerte zornig. Bald blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als Singender Wolfs großes Maul mit der Faust zu stopfen.
    »Ich gehe mit meiner Frau zurück. Warum kommt ihr nicht mit?« fragte Singender Wolf und beeilte sich, zu ihnen aufzuschließen. »Was uns im Norden erwartet, wissen wir. Wir können …«
    »Ahhah«, machte Der der schreit und trat auf einen Felsvorsprung, von dem aus er weit über das Land blicken konnte. »Die Anderen.«
    »Vor denen habe ich keine Angst.«
    »Ich gehe auf die Hochebene hinunter«, murmelte Hüpfender Hase fast entschuldigend. »Dort ist der Moschusochse verendet. Vielleicht gibt's dort noch mehr von der Sorte.«
    Als sie den vereisten Grat hinter sich gebracht hatten, entdeckten sie den Kadaver. Wölfe machten sich gerade über ihn her. Bei ihrem Näherkommen hoben sie die Köpfe und beobachteten sie mißtrauisch aus gelben Augen.
    Laut schreiend lief Singender Wolf mitten in das Rudel hinein. »Verschwindet! Haut ab!«
    Unter Geheul und Geknurre stoben die Tiere in alle Himmelsrichtungen auseinander.
    »Warum hast du das getan?« brüllte Der der schreit ärgerlich. »Wir hätten einen oder zwei erlegen können, wenn du nicht dazwischengegangen wärst!

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