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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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letzten Schreie des Leidens?«
    »Wolfsbündel, die Zeit ist gekommen.«
    »Vielleicht… zu spät…«

KAPITEL 20
    Der heiße Wind aus Nordwesten sog das letzte bißchen Feuchtigkeit aus dem kargen, ausgedörrten Land, das selbst der Winter gemieden hatte. Auf seinem Höhepunkt hatte er sich mit feinem Schneestaub niederzulassen versucht, sich aber so rasch wieder verflüchtigt wie das wehmütige Lächeln eines alten Mannes.
    Die Anzahl der Regenschauer in diesem Jahr konnte man an einer Hand abzählen - und das waren Wolkenbrüche gewesen, die gleich in die tiefen Rinnen abflössen oder zu schnell von der heißen Luft aufgesogen wurden, um in der beinharten Erde versickern zu können.
    Wo früher einmal Büffel gegrast hatten, peitschten Wirbelwinde gelbweiße Staubfahnen von dem vertrockneten Boden hinauf zum Himmel und bedeckten die Welt mit einer feinen Staubschicht.
    Manche Leute behaupteten, hier seien die unglücklichen Geister der Verstorbenen am Werk.
    Die alten und kranken Büffel brachen auf den langen Wanderungen von einem Wasserloch zum anderen zu Tode erschöpft zusammen. Die ausgemergelten Kühe brachten häufig Frühgeburten zur Welt, deren kleine Kadaver die Fährten rissiger Hufe auf der staubbedeckten, von der Sonne hart und trocken gebackenen Erde säumten. Die stetig sterbenden Herden verfolgend, lauerten Truthahngeier und Raben auf ihre Chance. Wenn die gierigen Wölfe ihre Beute blutig und angenagt zurückließen, waren die Kojoten an der Reihe. Sobald diese mit prall gefüllten Bäuchen davonschlichen, kam die Stunde der Vögel, und waren diese fertig, taten sich noch die Nagetiere an den ausgebleichten Knochen gütlich. Es blieb nicht einmal mehr genug übrig für die glänzenden Schmeißfliegen.
    In dieser Zeit schien nur der Wind von ewiger Dauer. Unentwegt zerrte er an den Seelen der Menschen und Tiere, wirbelte Sand und Staub empor, trieb mit brutaler Kraft den groben Kies vor sich her und füllte damit jede Ritze und Spalte. Die hinter den Hügeln liegenden Senken dampften im Staub, während die völlig erodierten Felsböden der dem Wind zugekehrten Seiten jeglicher Vegetation beraubt waren. Nur vereinzelt tauchte das vom Sand kahl geschmirgelte Gerippe eines Salbeistrauchs auf. Fiel Regen auf die nackten Felsen und steinigen Böden, lief er sofort in die Trockenrinnen der Flußbette, die noch mehr der sterbenden Erde auf den langen Weg zum Meer mitnahmen. Das Wasser der Flüsse war schlammig. Sogar die zähen Antilopen zögerten, davon zu trinken.
    Draußen auf den Ebenen, stets durchgeschüttelt vom Wind, immer schmutzig von dem durch die Luft wirbelnden Staub und Sand, blickte das Volk müde zum Himmel hinauf und verfolgte den Kreislauf des Tages vom blutroten Sonnenaufgang zum flammenden Sonnenuntergang.
    Ständig suchten sehnsüchtige Augen den Horizont im Westen nach Gewitterwolken ab, die niemals kamen. Beim Essen bissen die Zähne auf Sand. Kehrten die jungen Männer von der Jagd zurück meist mit leeren Händen - wandten sich die Gesichter der Menschen hilfesuchend ihrem Geisterträumer zu.
    Schwerer Biber trat aus dem Lager heraus, das geschützt im Windschatten einer mit einzelnen Salbeisträuchern getupften Felsklippe über den braunen Wassern des Moon River lag. Er kreuzte die Arme vor der Brust und betrachtete die im Westen untergehende Sonne. An diesem Tag leuchtete ihr rotes Auge wie eine klaffende, grausige Wunde durch die staubschwere Luft. Hoch oben in den Buffalo Mountains schimmerte ein mächtiger Felsturm in den roten Strahlen der Abendsonne. Obwohl so weit entfernt, konnte Schwerer Biber die zurückweichende Schneegrenze auf den hohen Gipfeln erkennen. Wie üblich - gleichgültig, wie trocken die Ebenen waren - hatte es in den Bergen geschneit.
    Nach der Schneeschmelze wurden die Pflanzen grün und die Büffel fett.
    »Dieses Jahr«, versprach er. »Dieses Jahr kommen wir, Anit'ah. Mit allen unseren jungen Männern übernehmen wir eure Berge. Ich bin der neue Weg. Ihr könnt der Vision meiner Mutter nicht trotzen.
    Ich bin der neue Träumer aller Menschen. Ich bin der, der sie von der Verunreinigung befreit.«
    Die Zeit war gekommen; er hatte keine andere Wahl. Nahm er mit seinen entmutigten Kriegern nicht das Land der Anit'ah ein, würde das Volk hungern. Ein hungerndes Volk konnte auf den Gedanken kommen, sein Geisterträumer habe es auf den falschen Weg geführt. Schon zu viele flüsterten hinter vorgehaltener Hand, Schwerer Bibers Macht beginne zu schwinden,

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