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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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freie Vögel ohne Einschränkung hierhin und dorthin stürmen konnten.
    Er sah eine gewisse Ironie darin, daß sie sich dessen nicht bewußt waren. Prüfend betrachtete er Hungriger Bulle - den Mann, der niemals mit Geistennacht in Berührung hatte kommen wollen, den Mann, den man von seinem Volk weggerissen hatte und der schließlich zögernd die Führung dieser zusammengewürfelten Flüchtlingsgruppe übernommen hatte. Hungriger Bulle, der so vom Leben herumgetrieben schien, konnte gehen, wohin er wollte, nichts ahnend von der unendlichen Freiheit seiner Wahlmöglichkeiten.
    Niemand machte sich etwas daraus, daß Kleiner Tänzer - dessen magische Kräfte die Menschen zu verehren begonnen hatten ein Gefangener des Geisterwindes war, der Macht preisgegeben, die ihn dorthin wehen würde, wohin sie wollte.
    Die Dinge können sich ändern. Wolfsträumer macht sich Sorgen wegen des freien Willens. Vielleicht wird Schwerer Biber umgebracht.
    Vielleicht durchbohrt ihn ein Anit'ah mit einem Speer oder eine Krankheit rafft ihn dahin. Vielleicht muß ich mein Leben hier gar nicht aufgeben! Ich könnte fliehen!
    Ein Hoffnungsschimmer, scharf wie der Splitter eines feuerbehandelten Hornsteins, durchzuckte brennend seine Brust.
    Leidenschaftlich umklammerte er Reizende Wapitis Hand - und betete mit ganzer Seele darum, ein Loch möge sich im Netz des Schicksals öffnen, durch das er in die Freiheit schlüpfen konnte.
    »He.« Heftig zerrte sie an ihrer Hand. »Du brichst mir fast die Knochen!«
    »Es tut mir leid, ich war… gerade…« Rasch ließ er ihre Hand los. Sie blickte ihn ernsthaft an, ein schüchternes Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Wieder in Gedanken verloren?«
    Er nickte - das vertraute Verlangen pulsierte in seinem Blut. Wie sollte er je darauf verzichten? Wie sollte er dieser Frau und seinen Kindern den Rücken kehren und fortgehen können? Der bloße Gedanke zerriß ihm das Herz.
    Hungriger Bulles lautstarke Ankündigung lenkte ihn ab. »Ich erkläre dieses Essen für fertig!« Er blickte hinauf zum nächtlichen Himmel und hob die Arme hoch über den Kopf. »Hört mich an, ihr Geister! Wir rufen euch, damit ihr die Hirschkuhmutter sicher in den Himmel des Sternennetzes geleitet. Holt ihr ungeborenes Kitz und gebt ihm einen Ehrenplatz. Von ihnen empfangen wir Leben.
    Auch unsere Körper werden eines Tages sterben und zur Erdenmutter zurückkehren. Von uns werden sich die Würmer ernähren und Bruder Kojote. Unser Fleisch wird die Pflanzen nähren, die das Wild nähren. Vielleicht werden an jenem Tag Hirschkuhmutter und ihr Kitz für unseren sicheren Weg hinauf zum Sternennetz beten.«
    Kleiner Tänzer fiel in das Gebet ein. Sie sangen die Hirschkuh und das Kitz zu den Sternen hinauf und dankten den Pflanzen für ihre Freigebigkeit. Alle empfanden die Harmonie der Spirale des Lebens.
    Und darum wirst du den Menschen, die du liebst, den Rücken kehren.
    Weil du weißt, wo dein Platz ist. Weil du deine Verantwortung kennst. Du bist der Hebel, der die Spirale wieder an die richtige Stelle bewegt.
    »Aber kann das nicht ein anderer tun?« fragte er fast lautlos.

KAPITEL 21
    Der Geschmack warmen Blutes in ihrem Mund verlieh Tangara neue Kraft. Blut pumpte Leben, Kraft und Stärke durch die Adern eines Menschen. Ihr Blut, ihr Leben, nährte sie mit ihrer eigenen Stärke… ein innerer Kreislauf.
    Wieder biß sie sich fest auf die Lippen, um mit dem Schmerz ihren aus tiefster Kehle heraufdrängenden Schrei zu unterdrücken. Sie mußte alles tun, um sich am Schreien zu hindern, am Eingeständnis des Schmerzes oder der Wirklichkeit dessen, was noch mit ihr geschah. Jedesmal, wenn sie sich wieder ganz fest in die Innenseite des Mundes biß, sickerte noch mehr Blut über ihre kaputten Lippen, stärkte ihre Kraft und erhielt sie am Leben.
    Sie hielt die Augen geschlossen. Sie weigerte sich zu sehen, was sie wehrlos über sich ergehen lassen mußte. Augen konnte man schließen ein kleiner Trost. Die Ohren jedoch hörten. Ihr Körper fühlte, und der Schmerz hielt an, dumpf und peinigend. Das Eindringen und die Bewegungen der Männer in ihr bereiteten ihr nicht mehr diese furchtbaren Schmerzen. Inzwischen hatten die glitschigen Flüssigkeiten die Qualen zu einem brennenden Reiben gelindert. Wo sie gebissen worden war, hielt der Schmerz an, zusätzlich gereizt durch die vom Schweiß salzige Haut, die über die Wunden scheuerte.
    Sie spürte, wie der stöhnend auf ihr liegende Krieger erstarrte, wie sein Organ in ihr

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