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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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der richtige Geist darin lebt.«
    Die Schnurrbarthaare zitterten, die kleinen, runden Augen glänzten vor Entsetzen und Schmerzen.
    »Ich werde also gleiches mit gleichem vergelten«, fuhr Hungriger Bulle fort.
    »Heute abend werden wir dich verspeisen. Wir nehmen dich als Ersatz für unser Trockenfleisch, ha?«
    Er stöhnte. Die Kaktusstacheln in seinem Fleisch schmerzten.
    Mordlüstern packte er das Tier an der Brust, um ihm das Genick zu brechen.
    Doch urplötzlich versenkte der zappelnde Gefangene seine langen weißen Zähne in das Gewebe zwischen Bulles Daumen und Zeigefinger.
    Hungriger Bulle heulte vor Schmerz und Überraschung auf und schleuderte das Tier zu Boden. Wieder hatte ihn das kleine Ungeheuer übertölpelt. Der Dieb fiel auf ein weiches Grasbüschel und stürzte wie ein Blitz in das Salbeidickicht.
    Verdattert starrte Hungriger Bulle eine Sekunde auf seine Hand. Er merkte erst jetzt, was geschehen war. Vor Wut berstend stürzte er hinter seiner entschwindenden Beute her.
    Die Fäden des Sternennetzes begannen sich stärker zusammenzuziehen.
    Das Wolfsbündel hatte den Wandel der Welt beobachtet. Etwas in ihm hatte aufgeschrien, als die letzten Mammuts unter den Speeren der Jäger starben. Der Weg der Spiralen berührte alle Dinge, führte von den Wurzeln der Winterschlaf haltenden Pflanzen bis zu den leuchtend schimmernden, surrenden Flügeln einer Fliege.
    Merkwürdig, das letzte Mammut war ein verwaistes Kalb gewesen.
    Als der Große Weise im Himmel das Universum erschuf, hielt er alle Dinge im Gleichgewicht, Schmerz und Freude, Geburt und Verwesung, Hitze und Kälte.
    Jetzt begannen sich die Kreise wieder zu vollenden. Wolfsträumer wartete ab, beobachtete aus seinem Traum heraus. Etwas Neues würde in das Sternennetz eingewoben … wenn der neue Träumer nicht versagte, wo Wolfsträumer Erfolg gehabt hatte. Es spielte keine Rolle. Bliebe dieser Kreis der Spirale unvollendet, würde der nächste zur Erfüllung führen.

KAPITEL 5
    Die Morgensonne warf ihre gelben Strahlen in den Canyon, auf dessen Talsohle Hungriger Bulle, einen Wildpfad nutzend, durch den üppigen Salbei marschierte. Während er ein Bein vor das andere setzte, biß er die Kaktusstacheln eine nach der anderen aus seiner Hand und spuckte sie aus.
    Zu beiden Seiten stiegen die erodierten Hänge in sanftem Schwung nach oben, gesprenkelt mit Salbeisträuchern und hier und da mit einem Tupfer bitteren Wermuts. Diese Büffeljagd hatte sich erneut als Katastrophe erwiesen. Gelegentlich hatten sie Kotspuren gesichtet - alle schon längst vertrocknet, von Käfern durchsetzt und von der Sonne grauweiß gebleicht. Wo waren die Büffel?
    Während er den Pfad entlangtrottete, baumelte ein schlaffer braunweißer Körper zuckend von seiner geschwollenen rechten Hand.
    Er zählte die Tage, seit er Salbeiwurzel und das Lager verlassen hatte - zweimal fünf Finger und noch drei Zehen dazu. Nie zuvor hatte es so wenig Tiere gegeben, und noch nie waren die Herden so weit voneinander entfernt. Wenn er daran dachte, wie abgezehrt die Gesichter der Menschen im Lager schon bei ihrem Aufbruch zur Jagd ausgesehen hatten, wie würden sie erst… »He, du!« Der Ruf durchdrang die Morgenstille.
    Bulle ging langsamer und blieb schließlich stehen. Wachsam ließ er den Blick schweifen, um festzustellen, woher der Ruf kam.
    Vorsichtig nahm er den Atlatl vom Gürtel und zog einen langen Wurfpfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken. Mit geübten Fingern legte er die Waffe in die Kerbe der Speerschleuder. Mit dem Atlatl hatte er einen besseren Hebel, er wirkte wie eine Verlängerung seines Armes und erlaubte einem Mann, einen Speer dreimal so weit zu katapultieren wie bei einem Wurf aus der bloßen Hand. Er vermißte die von dem Tier durchgenagten Rohlederschlingen, die seinen Fingern an dem glattpolierten Schaft Halt gegeben hatten.
    »Wo bist du?« rief er.
    »Hier!«
    Dieses Mal ortete er die Richtung, aus der die Stimme kam. Sein Blick wanderte suchend am Hügelkamm entlang. Er mußte in den grellen Schein der Sonne blinzeln und beschattete die Augen mit der flachen Hand; dabei ließ er den Körper seiner Beute schlaff auf den Boden prallen.
    Die Silhouette einer kauernden Gestalt erhob sich vor den Strahlen der Morgensonne. Kauernd? War dies nicht die Haltung, die Schwindler Kojote annahm, wenn er einer menschlichen Gestalt ähneln wollte? In dem Versuch, die Menschen zu täuschen, gab er sich als eine alte bucklige Frau. Das jedenfalls hatte Hungriger Bulle

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