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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schüchtern. Das Leid in seinen Augen schien ihre Seele zu berühren und mit ihrem eigenen Schmerz zu verschmelzen. Erstaunt über diese wundervolle Empfindung mußte sie sich zwingen, die Augen abzuwenden.
    Kleiner Tänzer blickte hinauf zu den Sternen. Die beißende Kälte der Nacht fraß sich durch jede Faser seiner Knochen. Die kristallklare Luft brannte in seinen Lungen. Seine Gedanken wirbelten wie Blätter im Herbststurm wild durcheinander. Seine Welt war aus den Fugen geraten, er fühlte sich preisgegeben, als hätte jemand jede schützende Haut vom Dach seines Zeltes genommen. Er fühlte sich wehrlos Dingen ausgesetzt, von denen er sich nicht einmal eine Vorstellung machen konnte.
    Verloren in dem Durcheinander der Empfindungen dieses Nachmittags versuchte er, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Das Wolfsbündel hatte seine Seele verbrannt - genauso wie ein Kochstein seine Hände verbrennen würde bei dem Versuch, ihn ohne Herdstöcke aus dem Feuer zu nehmen. Er hatte die Sehnsucht gefühlt, die Macht, die Bedrängnis des Wolfsbündels. In die Erinnerung versunken, schloß er die Augen. Eine Macht hatte ihn umspielt wie die wärmenden Flammen eines Abendfeuers.
    Visionen und Erinnerungen schössen ihm in wilder Folge durch den Kopf: »Nicht mein Sohn…«
    Ständig wiederholten sich die Worte seiner Mutter. Weißes Kalbs starker Blick brannte mit ätzender Intensität in ihm. Schwerer Bibers grausames Lächeln durchsickerte jede Pore seines Gehirns, als wäre es heißes Bärenfett. Zwei Rauchwolken schrie gequält auf. Reizende Wapitis Körper wiegte sich lockend. Die tiefen Teiche ihrer Augen versprachen Wunder. Er fühlte die sanfte Berührung ihrer Hände, sein Körper reagierte … Alles wirbelte fort, hinausgepeitscht in den Sturm seines aus den Fugen geratenen Gemüts. Er stürzte in eine Spirale, drehte sich, ohne je die Mitte zu finden. Blutbärs selbstgefälliges Gesicht verhöhnte ihn, eine tödliche Speerspitze bedrohte sein Leben.
    Die glühenden Obsidianaugen dieses Mannes bannten seine Seele und jagten einen Schauer durch seine bebenden Eingeweide.
    Gleichzeitig rief ihn das Wolfsbündel. Seine Gegenwart war spürbar, schwebte in der Luft wie der zarte Duft von Frühlingsphlox.
    Fragile Finger der Erinnerung liebkosten seine Seele. Die vertraute Berührung des Wolfsbündels erinnerte ihn an seine Kindheit. Die wärmende, die wundersame Nähe einer Macht umhüllte ihn. Er glaubte fast, wieder auf seiner Bettstatt zu liegen, Vater und Mutter schliefen hinten im Zelt. Er brauchte nur die Hand auszustrecken, um das verzierte Lederbehältnis zu berühren, hineinzugreifen und das schützende Wolfsfell fühlen zu können.
    Instinktiv hob er die Hand und griff danach, doch seine Finger stießen ins Leere. Er öffnete die Augen und sah die pechschwarze Silhouette seiner zupackenden Finger vor dem nächtlichen Himmel.
    Über ihm erstreckte sich das Sternennetz in die Unermeßlichkeit der Nacht.
    »Das Wolfsbündel«, flüsterte er heiser.
    Wie eine Antwort hallte das unheimliche Heulen eines Wolfes durch die Ewigkeit. Der Schrei schwoll an, stieg zu seiner Seele empor und schickte eisige Schauer durch seine bebenden Muskeln. Ein Teil seines Selbst begann mit den schaurigen Rufen in die Unendlichkeit der Nacht zu strömen. Eine grenzenlose Leere breitete sich in ihm aus.
    Der Mond kletterte über die Berge und tauchte den Canyon in fahles Licht. Zwischen den geisterhaften Silhouetten der Bäume blitzte der silbrige Schimmer des von Tau benetzten Salbeis auf.
    Das dürre Gras schien unheilvoll zu wispern.
    Kleiner Tänzer fröstelte. Er blickte nach Westen, wo sich die Wolken hoch auftürmten. Das Bild eines Mannes formte sich aus den Wolkengebirgen, Mondlicht leuchtete aus seinen Augen. Der Mann sah ihn an. Kleiner Tänzers Nackenhaare sträubten sich, klirrende Kälte lief prickelnd über seine Haut wie Tausende von Insektenfüßen.
    »Was… bist… du?«
    »Der Wolfstraum.« Die Worte schienen sich aus der ihn umgebenden Luft gebildet zu haben. »Die Zeit wird kommen. Du bist noch nicht bereit. Die Kreise haben sich noch nicht gedreht.«
    Er schluckte und starrte mit offenem Mund in die Finsternis. »Ich bin nicht der Richtige«, beharrte er.
    Sein Herz hämmerte voller Angst gegen seine Rippen.
    Aus dem leisen Seufzen der Bäume woben sich die Worte seiner Mutter wie Spinnwebfäden. »Ich verbiete es.«
    Kleiner Tänzer wimmerte. Die Kraft dieser Worte waren so tief in ihn eingemeißelt wie die

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