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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schlafen.«
    Wieder bin ich der Außenseiter.
    Klappernde Hufe starrte ihre Tochter durchdringend an, ein Blick, der ein geheimes Verständnis zwischen den beiden signalisierte.
    Zwei Rauchwolken entging dieser Blick nicht. Aus schmalen Augen beobachtete er von seiner Ecke aus, was vorging. Auf Kleiner Tänzer machte er den Eindruck eines wachsamen räuberischen Lebewesens. Seine Haltung glich der eines Rotluchses, der lauernd vor einem Kaninchenbau saß.
    Kleiner Tänzer legte sich zurück und blickte hinauf zur Felsendecke, die im düsteren Rot des langsam verglimmenden Feuers schimmerte.
    Reizende Wapiti ließ sich neben ihm nieder, kuschelte sich dicht an seinen Körper und umarmte ihn.
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, flüsterte sie. »Morgen, Kleiner Tänzer, machen wir beide einen Spaziergang. Wir haben … Ich glaube, ich weiß, wie man die Träume beenden kann. Morgen sprechen wir darüber.«
    »Worüber?«
    »Morgen«, versprach ihre angespannte Stimme.
    »Heute nacht halte mich ganz fest. Halte mich fest, als wäre es das letzte Mal.«
    Er zog sie an sich und streichelte nervös ihre langen schwarzen Zöpfe. »Schsch! Schlaf jetzt. Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut.«
    Sie umarmte ihn so fest, daß ihre Armmuskeln zitterten. Eine wohltuende Wärme durchströmte ihn und gab ihm neue Kraft. Solange er Reizende Wapiti hatte, ertrug er die Träume. Warum nur hatte ihre Stimme so einsam, so verzweifelt und ängstlich geklungen?
    Um das Bild des lodernden Feuers von seiner Netzhaut zu verbannen, starrte er konzentriert zur Decke. Er prägte sich jede Einzelheit des Steins ein, merkte sich, an welcher Stelle der Fels die dickste Rußschicht aufwies.
    In der Dunkelheit draußen vor der Höhle heulte ein Wolf. Der langgezogene Ton schnitt wie eine Quarzitklinge in sein Herz.
    Er blickte hinüber zur Rückwand der Höhle und schauderte. Über dem Schlafplatz der Kinder brannten die gelben Augen des fast lebendig aussehenden Wolfes und beobachteten ihn.
    »Wieviel muß ich noch ertragen? Dieser… Mensch behandelt mich wie Mist. Mit jedem Mal wächst mein Zorn. Ich werde schwächer, und trotzdem sagst du, ich solle mich nicht wehren! Die Macht schwindet wie die Hitze aus einem Winterzelt, und ich darf nichts tun ? Ich könnte ihn zerbrechen, seine Knochen biegen wie Grashalme.
    Ich möchte ihm die Seele im Körper versengen! Du weißt es, trotzdem tust du nichts, als ihn mit seinem kleinen Finger zu peinigen!«
    »Geduld«, beschwichtigte Wolfsträumer. »Der Junge läuft uns geradewegs ins Netz.«
    »Ich habe nicht mehr viel Geduld.«
    »Wir sind verzweifelt auf den Jungen angewiesen. Menschen leben mit der Zeit. Ihre Träume beschäftigen sich sowohl mit der Zukunft als auch mit der Vergangenheit.«
    »Meine Geduld hat Grenzen. Ich sehe keine Fortschritte bei dem Jungen. Schwerer Biber hat vor, seine Krieger mit dem Tauwetter im Frühling in die Berge zu schicken. Was willst du unternehmen?«
    »Ich kenne meine Möglichkeiten. Ein Risiko muß ich noch eingehen.«
    »Ein Risiko wie das letzte?«
    »Warte ab. Der Beobachter folgt dem Jungen.«
    »Ich warte, aber meine Verzweiflung wächst. Ich muß handeln… oder sterben.«
    »Warte ab! Oder du wirst alles zerstören.«

KAPITEL 18
    Weißes Kalb humpelte durch den Schnee. Ihre Hüfte schmerzte fürchterlich. Ein großes Bündel Feuerholz hing an dem Tragegurt, der peinigend in die pergamentene Haut ihrer Stirn schnitt. Bei jedem ihrer keuchenden Atemzüge stieß sie weiße Atemwolken aus.
    Ihr weißes Haar hing zottelig unter der Fuchsfellkapuze hervor.
    Zuerst hatte sie gezögert, in dem steil abfallenden Dickicht aus Schierlingstannen Holz zu sammeln.
    Dieser Steilhang erhöhte das Risiko eines Sturzes, ebenso das ineinander verwobene Gewirr aus umgestürzten Bäumen. In ihrem Alter und allein bedeutete ein gebrochenes Bein im Winter den sicheren Tod - aber ohne Feuerholz erfror sie.
    Sie blieb stehen und verzog unter Schmerzen das Gesicht. Ihre Beine zitterten vor Erschöpfung.
    »Bin zu alt… viel zu alt… für solche Unternehmungen.« Sie schluckte, beugte sich vor und stützte sich mit ihren vogelkrallenähnlichen Händen auf die dürren Knie, um den Rücken zu entlasten. Dann befreite sie sich von ihrer Trage und gönnte ihrem schwachen und schmerzenden Körper eine Pause.
    Sie hatte kaum erkannt, um wieviel leichter ihr Leben gewesen war, solange Kleiner Tänzer nur Holz und Wasser geschleppt hatte. Und was war es für ein Vergnügen gewesen, sich

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