Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
allen Richtungen, die wenigsten landeten in ihrem Sammelkorb.
    Hungriger Bulle bemerkte ihre Wut und zögerte kurz, dann ging er entschlossen zu ihr hinüber.
    Sie kauerte auf den Knien und hielt den Kopf gesenkt. Aus Trauer hatte sie ihr Haar kurz geschnitten, es reichte ihr gerade noch bis zum Nacken. Dumpf hallte das Hämmern ihres Herzens im Abgrund ihrer Seele. Sie spürte kaum Hungriger Bulles Hand auf ihrer Schulter.
    »Wir haben es immer gewußt«, sagte er freundlich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht so. Ich hätte nie gedacht, daß es so ist.« Tränen brannten in ihren Augen und verschleierten ihren Blick. »Die letzte Nacht. Er wollte mich nicht einmal berühren. Er schob mich weg. Sagte, er könne nicht… nicht mit dem Traum.«
    Schniefend wischte sie sich die Nase. »Ich kenne ihn nicht mehr. Ich komme nicht mehr an ihn heran.
    Er ist ein Fremder für mich.«
    Hungriger Bulle ließ sich neben ihr nieder und schloß sie fest in die Arme. »Er hat die Macht entdeckt.
    Es ist etwas, das über uns hinausgeht. Zwei Rauchwolken hat mir gesagt…«
    »Zwei Rauchwolken! Zwei Rauchwolken! Sonst höre ich gar nichts mehr! Ist Zwei Rauchwolken der einzige, der noch mit ihm reden kann? Ich … ich hasse ihn! Ich hasse das alles. Vielleicht wäre es besser, er ginge mit dem Berdachen fort! Er kann ja seine Decken mit ihm teilen!«
    »Sei still. Du meinst ja gar nicht, was du da sagst.« Das Unbehagen in Hungriger Bulles sanfter Stimme war unüberhörbar. »Du bist nur zornig. Vollkommen durcheinander. Zwei Rauchwolken war immer überaus freundlich zu uns. Er hat uns gelehrt, hier zu leben.
    Als du deine Babys bekommen hast, saß er die ganze Nacht bei dir und hat sich um dich gekümmert.
    Es war Zwei Rauchwolken, der dich gepflegt hat, als es dir schlechtging. Er liebt dich von ganzem Herzen. Wenn er gehört hätte, was du eben gesagt hast, hättest du einen Teil seiner Seele vernichtet.
    Es ist nicht seine Schuld.«
    Sie funkelte ihn an und fühlte sich nur noch elender, weil sie wußte, daß er recht hatte.
    »Eines Tages ist alles vorbei.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es freut mich, daß du das glaubst. Aber ich spüre die Veränderung. Sie breitet sich in ihm aus wie Eiter in einem verwundeten Reh.«
    Hungriger Bulle seufzte. »Dafür wurde er geboren. Nie habe ich mir vorgestellt, daß es so sein würde.
    Ich habe nie etwas von den Mächten verstanden und deshalb immer versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hat ihn Weißes Kalb deshalb bei mir gelassen.
    Vielleicht mußte er unter solchen Umständen aufwachsen.«
    Sie blickte zu ihm auf und war böse, weil Hungriger Bulle soviel mehr Zeit mit seinem Sohn hatte zubringen dürfen als sie. Beschämt über ihre neidvollen Gedanken wandte sie den Kopf ab.
    »Ich verstehe dich. Ich liebe ihn auch.« Hungriger Bulle hob resigniert die Schultern. »Ich hatte meine eigenen Sorgen. Als ich für ihn hätte da sein sollen, verschloß ich mein Herz. Ich habe zu lange um Salbeiwurzel getrauert und in Selbstmitleid geschwelgt, anstatt auf seine Bedürfnisse einzugehen. Ich bin weggelaufen und habe mich nur um mich selbst gekümmert.« Er verstummte. »Mit dir hat er die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht, das weiß ich.«
    »Warum merke ich dann nichts davon?«
    »Weil der Schmerz noch zu frisch ist. Außerdem bist du selbst schuld. Du leidest schon heute an Dingen, die in der Zukunft vielleicht einmal kommen.«
    »Ich sehe nicht, daß sich irgend etwas bessert. Er sitzt nur noch da oben auf dem Berg mit diesem verfluchten Wolf. Wenn ich hinaufgehe und mit ihm sprechen will, ist er völlig weggetreten… Er träumt den ganzen Tag. Er ißt kaum. Er möchte mit niemandem sprechen, außer mit Zwei Rauchwolken. Das macht mich noch verrückt.«
    »Zwei Rauchwolken sagt, sie würden das Wolfsbündel holen.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist Macht, Reizende Wapiti. So ist das nun einmal. Wir haben keine Kontrolle darüber. Wenn ein Baum im Wald umstürzt, geht es über unsere Kräfte, ihn wieder aufzurichten. Macht ist Teil der Welt wie der Wind, der die Bäume umwirft. Ist sie einmal da, geht sie nicht wieder.«
    »Wenn ein Baum im Sturm umstürzt, ist er tot.«
    »Vielleicht ist das ein schlechter Vergleich, denn dies ist eine gute Macht. Er ist nicht tot.«
    »Er könnte es ebensogut sein.«
    Mit einem schwieligen Finger hob Hungriger Bulle ihr Kinn hoch und blickte suchend in ihre Augen.
    »Wenn du ihm die Macht austreiben könntest und wüßtest, du ruinierst

Weitere Kostenlose Bücher