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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ausgesprochen habe. Sieh dich doch an, du fetter, sabbernder Mann. Und du willst mit der Welt der Geister reden?
    Roter Hornstein hatte während der Auseinandersetzung wie immer mit gesenkten Augen danebengestanden. Mit stumpfer Miene wartete sie.
    Der Wind zerrte an ihren langen schwarzen Flechten. Die kleine plumpe Frau hatte Schwerer Biber nie einen Sohn geboren - noch immer blutete sie und mußte zu gegebener Zeit das Menstruationszeit aufsuchen. Stets still und fügsam, lachte sie nie über die derben Scherze der anderen Frauen. Sie sprach kaum, und wenn, dann nur das Allernötigste.
    Die Erkenntnis traf Salbeiwurzel wie ein Schlag. Wie furchtbar, Gegenstand von soviel Mitleid zu werden. Was für ein erbärmliches Leben muß das sein. Sich vorzustellen, einen Mann zu haben, der niemals mit einem lacht, einen nie liebevoll umarmt oder sich wie ein Rasender mit einem paart oder streitet. Sich vorzustellen, sein ganzes Leben wie ein räudiger junger Hund zu verbringen.
    Welchen Sinn und Zweck hat ein solches Leben?
    »Du wärst allerdings eine sehr schlechte zweite Frau geworden.«
    Schwerer Bibers Worte unterbrachen ihren Gedankengang. »Ich kann nur hoffen, du hast mit dem Beweis deiner Überheblichkeit nicht das ganze Volk vernichtet.«
    Ihre Wut brach aus ihr heraus.
    Trotz der warnenden Stimme in ihrem Kopf stieß sie ihm kraftvoll mit einem Finger vor das Brustbein. Alles brach aus ihr heraus.
    Der Mut der Verzweiflung ließ sie jede Vorsicht vergessen. Sie mußte zurückschlagen, sie mußte oder alles war verloren. »Und wo sind die Büffel, die du schon so lange vergeblich herbeisingst?
    Sehe ich etwa Hügel, die schwarz von Büffelrücken sind? Wozu diese ewige Singerei, Schwerer Biber? Die ganze Zeit über hat das Volk dir die besten Bissen von dem wenigen, was den Leuten noch geblieben ist, gegeben, damit du Zeit zum Träumen hast, ohne dir Sorgen machen zu müssen, dein fetter Bauch könnte vielleicht abmagern. Und die Kinder des Volkes weinen vor Hunger.
    Und was hat uns das alles gebracht? Regen? Hast du das kleinste bißchen Regen gesehen in diesem Frühjahr? Nein, alles, was wir bekommen haben, sind deine Anschuldigungen, wir Frauen würden die Welt vernichten! Wir würden das Volk töten! Es gäbe kein Volk mehr, wenn nicht alle ihr möglichstes füreinander getan hätten.
    Einschließlich der Frauen! Hast du kürzlich Tanzende Hirschkuh gesehen? Hast du die Qual in ihren Augen gesehen? Nie wird sie vergessen, wozu du sie gezwungen hast.«
    »Du gehst zu weit, Salbeiwurzel.« Er sagte es so leise, daß sie ihn während ihrer Schimpfkanonade fast nicht gehört hätte. Die Eiseskälte der Angst, bisher von unsäglicher Wut unterdrückt, begann sie zu lähmen. Dieser Narr konnte sie verfluchen. Und dazu war ihm jeder Vorwand recht, seit sie ihn in jener Nacht, als er sie zu nehmen versuchte, verspottet hatte. Sie hatte sich über ihn lustig gemacht, und das verzeiht kein Mann, das fraß an ihm… Schwerer Biber hatte nichts vergessen.
    »Ja, ich sehe, du verstehst.« Er hob ihr Kinn und blickte sie unter halbgesenkten Lidern hervor prüfend an. »Vielleicht machst du zuviel - übernimmst zuviel Verantwortung. Du spaltest das Volk, doch es muß zusammenhalten. Du solltest statt dessen tanzen und singen und die Geisterwelt für deine unzähligen Missetaten und Übertretungen um Verzeihung bitten. Doch in dir entdecke ich nur Überheblichkeit und Stolz. Bist du vielleicht so stolz wegen deiner Schönheit?
    Oder auf deinen Mann? Glaubst du, du bist etwas Besseres als die anderen Leute?«
    Sie biß sich auf die Zunge. Keinesfalls durfte ihr jetzt eine unbedachte Antwort entschlüpfen.
    »Erinnere dich«, seine schmeichelnde Stimme wurde krächzend, »der Große Weise im Himmel hat die unter der Erde lebenden Menschen erst in diese Welt heraufgeführt. Eine Kreatur, die wie ein Maulwurf aus der Erde herauskriecht, sollte nicht zu stolz sein.«
    »Ich bin ein eigenständiges Wesen unter Vater Sonne wie du, Schamane.«
    »Aber ich träume die Träume der Mächte, Frau. Und ich glaube, du bist zu stolz. Los geh, iß das Fleisch. Ich weigere mich, es auch nur anzurühren, meine Lippen an deinem Frevel zu beschmutzen.
    Wir werden ja sehen, wohin dich deine Unverschämtheit und dein hochmütiger Stolz letztendlich führen werden.«
    Er schob sich näher an sie heran, hob die Arme und rief so laut, daß alle ihn hören konnten: »Große Antilope im Himmel! Ich sehe, was diese Frau dir angetan hat! Ich sehe die

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