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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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weiße Blüte, die sich in der Dämmerung öffnet. Die Träumer dort unten nehmen stets nur eine kleine Portion. Zuviel macht die Seele kalt - man muß sich übergeben und sieht und hört seltsame Dinge.« Schwerer Biber hatte das meiste seines Vorrats in Salbeiwurzels Essen gemischt. In ihrer Verwirrung hatte sie nichts bemerkt und alles aufgegessen. Der Rest, den er noch übrig hatte, würde sie vollends zur Strecke bringen.
    Er verspürte einen leichten Stich im Herzen. Was für ein Jammer, eine so begehrenswerte Frau töten zu müssen.
    Aber sie warf ihm Knüppel zwischen die Beine, das durfte er nicht zulassen. Er würde das Volk auf den rechten Weg bringen wie es sich seine Mutter gewünscht hätte. Ihrer Vorstellung von Reinheit und Tugend entsprechend würde er die Leute zurechthämmern wie ein Handwerker eine gute Speerspitze. Von der Verunreinigung befreit würden sie sich die Jagdgründe aneignen, die ihnen die Anit'ah bisher vorenthalten hatten - die hochgelegenen Weiden der Buffalo Mountains.
    Wie ein Feuer würde sein neuer Weg sie mitreißen und einen Pfad des Siegs über die Ebenen brennen.
    Andere Frauen, ebenso begehrenswert wie Salbeiwurzel - aber gehorsam -, würden für ihn da sein.
    Unter allen Frauen des Volkes würde er sie auswählen.
    Er zog sein Hemd über und stieg in die weichen Kalbslederhosen, die Schlafende Föhre für ihn angefertigt hatte.
    »Mutter?« Der entsetzte Schrei drang schneidend durch die Luft.
    Wer war das? Ach ja, dieser kleine undisziplinierte junge Hund von Salbeiwurzel. Wieder schrie er.
    Irgend jemand brüllte ihn an.
    Schwerer Bibers Herz hüpfte vor Freude, als er die zunehmende Verzweiflung in der Stimme des Jungen hörte.
    Geduckt trat er aus seinem Zelt. Das kleine Balg war inzwischen still. Schwerer Biber sah gerade noch den erbärmlichen Anit'ah, der mit dem Burschen an der Hand den Pfad entlangging. Eine Welle des Zorns erfaßte sein Herz. Jetzt, da Salbeiwurzel kein Hindernis mehr darstellte, konnte er sich den Berdachen vornehmen.
    Jahrelang hatte er die widerwärtige Gegenwart dieses Mannes in Frauenkleidern hinnehmen müssen.
    Er hatte die jungen Männer aufgestachelt, dem Anit'ah aufzulauern, hatte ihnen erklärt, eine Vergewaltigung von einem würdelosen Ding wie Zwei Rauchwolken sei von den Geistern erlaubt.
    Ehe noch die Sonne den Horizont im Westen berührte, würde er Zwei Rauchwolken fortjagen oder mit eingeschlagenem Schädel wegbringen lassen. Heute abend war das Volk von jeglicher Verunreinigung und Beschmutzung frei. Welch ein Hochgenuß, als der Anit'ah das Wolfsbündel stahl und dem Berdachen alles nahm, woran seine Seele hing. Das einzige, was Schwerer Biber bedauerte, er konnte nicht den Ruhm dafür einheimsen, dieses Hexending im Feuer verbrannt zu haben. Dieser Beweis seiner Macht über den Zauber der Anit'ah hätte ihm beim Volk viel Ehrfurcht verschafft.
    Kein Wunder, daß die Büffel sie verlassen hatten, sein Volk war bis in den Kern verrottet wie fauliges Pappelholz. Man mußte ihm neue Kraft einblasen wie einem Schößling im Frühling.
    Schwerer Biber ging hinaus, um sich zu erleichtern. In der Nähe von Salbeiwurzels Zelt blieb er stehen und entdeckte ein Stückchen des Menstruationskissens, das der Wind in einen Salbeistrauch geweht hatte. In den Staub gefallene vertrocknende Maden krümmten sich im Todeskampf.
    Leise lachte er in sich hinein.
    Weißes Kalb ging auf dem Pfad voraus. Der Schmerz in ihrer Hüfte setzte ihr sehr zu, ihre Lungen keuchten. Zu schnell. Ihr müder alter Körper hielt ein solches Tempo nicht mehr durch.
    Sie wandte sich kurz um. Hinter ihr trabten leichtfüßig die drei Jäger, deren Brust sich kaum merklich hob und senkte. Ah, noch einmal jung sein. Früher war sie so schnell gelaufen wie der Wind, obwohl sie die Hüften und Muskeln einer Frau besaß.
    »Dort drüben«, rief Schwarze Krähe und wies nach Osten. »Da liegt das Lager.«
    Ächzend lenkte sie ihre Schritte in diese Richtung. Dabei erhaschte sie einen Blick auf Hungriger Bulles angespanntes Gesicht. Fühlte auch er die lauernde Angst?
    »Die Zeit wird knapp«, brummte sie. »Schnell, gehen wir weiter.«
    »Knapp?« fragte Hungriger Bulle. Sein gutgeschnittenes Gesicht wirkte seltsam verzerrt.
    Sie schwieg einen Moment. »Irgend etwas im Wind sagt es mir. Geister schweben in der Luft. Seit vier Tagen.« Sie zögerte.
    »Hört zu. Ich weiß nicht, was im Kochsack brodelt, aber die Vision drängt. Was immer es ist, ich muß mich damit

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