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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Eiskristalle. Die Haare des Berdachen waren feucht und strähnig, Schweiß verfärbte das gekonnt verarbeitete Leder seines ihm am Rücken klebenden Kleides.
    »Salbeiwurzel! Sie ist tot!«
    Die Stimme drang gedämpft wie durch eine Nebelwand an Kleiner Tänzers Ohr, und er konnte sie nicht erkennen. Nur undeutlich nahm er die neugierig heraneilenden Menschen wahr. Das anschwellende Gemurmel erzeugte einen fürchterlichen Druck in seinem Innern.
    Begriffen sie denn nicht? Fühlten sie denn nicht den Schmerz und den Kummer?
    »Der Augenblick ist gekommen! Zweifelt noch irgend jemand an mir?«
    Rücksichtslos drängte sich Schwerer Biber durch die Menge und stellte sich vor Salbeiwurzels Leichnam in Positur. Der Geisterträumer hob die Hände hinauf zum Morgenhimmel. Sein rundes Gesicht lief hochrot an, strahlend vor Triumph.
    »Niemand kann an der Macht meiner Träume zweifeln. Seht! Seht genau hin, mein Volk! Seht die Beseitigung der Verunreinigung!
    Schaut hinauf zum Himmel! Die Große Antilope frohlockt über die Gerechtigkeit, die der Frau widerfuhr, die ihre Kinder besudelt hat!«
    Blicklos starrte Kleiner Tänzer hinauf zum Himmel. Er sah noch einmal genauer hin, konnte aber nichts als Leere entdecken.
    Schwerer Biber deutete in die Luft, aber da war nicht das Geringste zu sehen. Kleiner Tänzer würgte; Unrecht verpestete die Luft. Er hatte die Antilopen gehört, er erinnerte sich deutlich an die Verschmelzung ihrer Seelen in seinem Traum. Er hatte mit ihnen den Geschmack des Salbeis in ihren Mäulern geteilt, war mit ihnen herumgetollt und hatte ihre Angst gefühlt. Nun fühlte er nichts außer einer vollkommenen Trennung von allem Lebendigen.
    Wenn er Schwerer Biber ansah, beschlich ihn nur Unbehagen und das merkwürdige Gefühl, betrogen zu werden.
    »Du lügst!« schrie er unbeherrscht. »Du siehst nichts, gar nichts, nur das, was du dir ausdenkst. Du kennst das Große Eine nicht.
    Du fühlst die Macht nicht. Du bist ein Betrüger. Ein Dieb.«
    Ein Keuchen lief durch die Menge und entfachte in Kleiner Tänzers Brust den Funken glühenden Zorns. Hell loderte die Wut in ihm auf.
    Sein einziges Ziel war es, Schmerz mit Schmerz und Gewalt mit Gewalt zu vergelten.
    Schwerer Biber wirbelte herum. Seine schwarzen Augen blickten hämisch. »Von jetzt an, Junge, wirst du bei mir leben. Du bist verdorben durch Verunreinigung. Ich sehe es! In den Tiefen deiner Seele verborgen liegt Böses. Dieses Böse muß geschlagen, versengt und ausgetrieben werden, wenn ich deine Seele vor dem Zauber der Anit'ah retten soll.«
    »Nein!« schrie Zwei Rauchwolken. Langsam rappelte er sich vom Boden auf, der Schweiß lief ihm in Strömen über das verzerrte Gesicht. Stöhnend vor Schmerz schaffte er es nach einiger Zeit, vor den Geisterträumer zu treten. Schwerer Biber drehte sich um und trat nach ihm. Der Länge nach stürzte der Berdache auf den Boden.
    »Und du, Anit'ah ! Du bist die schlimmste Verunreinigung überhaupt.
    Du bist ein Ungeheuer! Du bist eine Beleidigung für alle normalen Lebewesen auf dieser Welt. Ein Mann, der Männer liebt und Frauenkleider trägt? Du bist eine abscheuliche Pustel! Ich verbanne dich!
    Du bist das Böse. Verschwinde! Verschwinde aus diesem Volk. Sofort! Hau ab… und solltest du es je wagen, zurückzukommen, wirst du den reinigenden Tod empfangen, den du verdienst!«
    Verzweifelt schüttelte Zwei Rauchwolken den Kopf. Er verlagerte sein Gewicht auf das gesunde Bein und versuchte erneut, aufzustehen. »Nein, du verstehst nicht…«
    Er schrie auf vor Qual, als Schwerer Biber in sein verkrüppeltes Knie trat. Bei diesem Schrei erschauerte Kleiner Tänzers Seele.
    Wilder Haß loderte in seinen Augen auf.
    Rasend vor Wut stürmte er auf Schwerer Biber zu, kratzend, schreiend, tretend brach die ganze Wut aus seinem kleinen Körper.
    Ein entsetzter Aufschrei kam über Zwei Rauchwolkens Lippen, doch Schmerz und Kummer trieben Kleiner Tänzer brüllend vor Zorn und Verzweiflung zu einem erneuten Angriff. Unerschütterlich wie eine Felswand ragte der massige Körper des Mannes vor ihm auf.
    Eine kräftige Hand packte sein Hemd und hob ihn hoch, so daß der Junge nur noch wild ins Leere schlug. Plötzlich begann sich die Welt vor seinen Augen zu drehen und er wurde roh durch die Luft geschleudert.
    Wirbelnd kam ihm der Boden entgegen, und er prallte klatschend auf die Erde. Funkelnde Lichter tanzten vor seinen Augen, sein Atem drang röchelnd aus seinen Lungen, Übelkeit quälte ihn. Angst schnürte ihm

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