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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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einen Seufzer der Erleichterung. Seine Frau Wiesenlerche bückte sich, um der jüngsten Tochter bei einem dringenden Bedürfnis zu helfen. Die die Spaß macht ließ sich auf einen Felsen sinken. Ihr Gesicht war angespannt, ängstlich sah sie ihren Mann an.
    Schwarze Krähes ältester Sohn hob die Hosenklappe und urinierte. Sein Wasser platschte laut auf den harten Boden.
    »Nichts, was Schwerer Biber macht, führt zu irgend etwas Gutem.
    Die Überfälle auf die Anit'ah fallen auf uns zurück. Ihre Vergeltung wird uns folgen wie Gänse den Jahreszeiten.«
    Ein Frösteln überlief Drei Zehen. Er lächelte freudlos. »Ich glaube, das war keine so gute Idee.«
    Schwarze Krähe stützte die Hände auf seine schmalen Hüften und trat müde von einem Fuß auf den anderen. Unbehaglich blickte er den kaum erkennbaren Pfad entlang, den sie heraufgekommen waren.
    »Was hätten wir sonst machen sollen? Was blieb uns denn noch übrig? Das Kurzhaar-Volk wollte mit uns nichts zu tun haben. Wo wir auch hingehen, immer geraten wir in die Jagdgründe von irgend jemand, und die Leute sind überall fast verrückt vor Hunger. Die Zeiten sind nicht eben günstig für Eindringlinge.«
    »Und die Anit'ah hassen uns mehr als alle anderen zusammen«, erinnerte ihn Drei Zehen. Sehnlichst wünschte er sich, seine vor langen Monaten bei einer Versammlung des Rates geäußerten Worte zurücknehmen zu können. Aber Worte waren wie der Wind, man konnte sie nicht einfangen und zurückholen. Das Volk war verrückt geworden. Schwerer Bibers Macht wuchs ständig. Inzwischen hatte er die abtrünnigen Sippen wieder in den Stamm integriert. Zwei Steine, Wapitipfiff, Weißer Fuß, alle hatten sich Schwerer Biber angeschlossen und tanzten seinen Tanz der Erneuerung. Als sich Sieben Sonnen ebenfalls entschied, sich mit Schwerer Biber zu vereinen, war Drei Zehen aufgestanden. Alle Augen hatten sich auf ihn gerichtet.
    »Ich kann dem nicht zustimmen. In Schwerer Bibers Lager werden meine Frau und ich verflucht. Ich kenne Schwerer Biber. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Ich kenne seinen gnadenlosen Haß. Lieber verlasse ich das Volk, als im gleichen Lager wie Schwerer Biber zu leben.«
    Die anderen hatten ihn überstimmt.
    »Vergeßt nicht, ihr könnt immer zu mir kommen. Ich schütze euch.
    Ich gebe euch zu essen.«
    Die Stimme von Weißes Kalb hallte wie ein Echo in seinem Kopf nach. Sie hatte die Worte an jenem Tag vor vier Jahren gesprochen, als sie sich trennten. »Folgt dem Clear River westlich durch die rote Felswand und nehmt den Geisterpfad hinauf in die Berge. Haltet euch südlich des Canyons, dort fuhrt ein Weg entlang. Der Weg beginnt an einer markanten Felsnadel.
    Folgt diesem Weg über den Grat und ihr findet mein Lager im dahinter liegenden Tal. Dort seid ihr in Sicherheit.«
    Drei Zehen kaute auf der Unterlippe. Er hatte es riskiert, sein Leben und das seiner Familie und Freunde diesem vagen Versprechen anzuvertrauen. Aber wie sollten sie in diesem dichten Nebel im Land der Anit'ah den richtigen Weg finden?
    Nieselregen setzte ein.
    »Es wird kälter.«
    Drei Zehen grunzte. »Jahrelang sehnten wir uns nach Regen, jetzt haben wir ihn.«
    »Die ganze Welt ist verrückt geworden. Vielleicht ist der Große Weise im Himmel der Menschen überdrüssig.« Schwarze Krähe hob eine knochige Schulter und rieb seinen Hängebauch. »Vielleicht naht das Ende der Welt, wie Schwerer Biber behauptet.«
    Ängstlich forschend blickte Drei Zehen in das verschwommene Grau.
    »Ich hoffe, du machst Scherze.«
    Alles vernichtendes Feuer, dröhnend wie Donnerhall, mit dem Wind vermählt, erfüllte die Welt.
    Gelbrot, rasend, tosten die Flammen empor und schlugen in unbarmherziger Wut auf Kleiner Tänzer ein.
    Prasselnd und brausend verschlang ihn das Feuer. Er versuchte, die entsetzliche Hitze zu ignorieren, hob in einer verzweifelten Geste die Arme, um sein Gesicht vor den versengenden Flammen zu schützen.
    Das Feuer verhöhnte ihn. Flammenwände bewegten sich drohend auf ihn zu, als suchten sie Vergeltung, dann wichen sie wieder zurück, schwankten in einem furchtbaren Tanz hin und her. Er versuchte sich abzuwenden, doch die Flammen wirbelten mit ihm, brüllend und zischend paßten sie sich jeder seiner Bewegungen an. Kleiner Tänzer bekam kaum noch Luft. Sobald er versuchte zu atmen, fraß sich das Feuer in sein Inneres, drohte seine Lungen zu verbrennen und seine Seele zu verzehren.
    »Wir sind eins.« Worte bildeten sich im brüllenden Donner des flammenden Infernos.

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