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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Frau summte leise durch den Traum.
    Von riesigen Schwingen emporgetragen, konnte Weiße Esche auf die Menschen am grünen Ufer eines großen Flusses hinunterblicken. Wo sich das Flußbett in eleganten Bogen schlängelte, waren die Bäume gerodet und das Land bepflanzt. Zwischen den schlanken Pflanzen gingen Menschen umher und zupften Unkraut aus. Weiter entfernt im Wald konnte sie Männer mit Steinäxten arbeiten sehen.
    Sie hieben Ringe aus der Rinde der Bäume, damit sie abstarben. War das Holz tot und trocken, verbrannten sie es, um mit der Asche die schwarze Erde ertragreicher zu machen.
    Eine Macht erfüllte die Felder und glühte leuchtend um die hochgewachsenen Pflanzen, deren lange Blätter im Wind tanzten. Die reifenden gelben Früchte zwischen den Stengeln pulsierten voller Leben.
    Im Hintergrund ragte ein Hügel auf. Auf der Hügelkuppe stand ein Gebilde aus Baumstämmen, dessen Wände mit Rinde verkleidet waren. Darüber erhob sich ein Strohdach, dessen Spitze den höchsten Punkt des Hügels bildete. Nach Süden befand sich ein offener Eingang, vor dem ein Mann mit einer mit Federn geschmückten Maske die Arme zur Sonne emporhob und Lobpreisungen des Ersten Mannes, der Sonne und der hell behaarten Pflanze sang.
    »Sage Linke Hand«, brauste die Stimme des Großen Donnervogels durch die Luft, »er muß das Wolfsvolk nach Osten führen. Der Weg wird schwierig. Das Büffelvolk wird gegen sie auf den Kriegspfad gehen, und viele werden in den Short Grass Plains sterben. Das Wolfsvolk muß dem Elk River bis zum Vater der Wasser folgen. An seinen Ufern müssen sie gegen die Maskentänzer kämpfen.
    Dort müssen sie den Traum fortsetzen und die Maskentänzer auf den neuen Wegführen.«
    »Ich sage es ihm.« Sie breitete die Arme aus, als wolle sie fliegen. »Er wird das Wolfsbündel haben wollen.«
    »Das Wolfsbündel träumt für Linke Hand, aber er muß es alleine bewerkstelligen. Er ist ein Händler.
    In seinem Herzen wird er wissen, was er tun muß. Er träumt nicht mit deiner Macht, seine Macht ist eine andere. Sag ihm, er soll den Flüssen nach Osten folgen. Sag ihm, eines Tages wird ein Träumer kommen, der das Wolfsbündel dem Vater der Wasser und dem Blut des Ersten Mannes zurückbringt.
    Aber zuvor muß sich sein Volk des Wolfsbündels würdig erweisen.«
    »Ich sage es ihm.« Sie stieg höher hinauf, tauchte in den goldenen Dunst des Großen Einen und empfand verzückt dessen heftige Anziehungskraft.
    Unter ihr zogen Wolken auf und verhüllten das Land. Mit einem Flügelschlag erreichte der Große Donnervogel die bauschige Fülle. Weiße Esche zog die Knie an die Brust. Schwebend glitt sie ins Grau. Noch immer schienen sie die Ränder des Großen Einen magisch anzuziehen, beharrlich, überwältigend.
    Weiße Esche blinzelte, entfernte sich aus dem sich verflüchtigenden Traum und wurde sich wieder der Gegenwart bewußt.
    Aus Sicherheitsgründen hatten sie beschlossen, bei Tag zu schlafen und bei Nacht zu wandern. So konnten sie nicht von den auf den Bergen und Felsklippen postierten Spähern des Stammes der Gebrochenen Steine entdeckt werden. Weiße Esche streckte sich. Während ihr noch einzelne Bilder des Traumes durch den Kopf gingen, betrachtete sie hingerissen die Landschaft. Die Sonne versank hinter der zerklüfteten Silhouette der Red Rock Mountains weit hinter dem im purpurroten Schatten liegenden Gray Deer Basin. Ein tiefes Indigoblau breitete sich im Osten aus.
    Sie hatten ihr Lager in einer geschützten Mulde aufgeschlagen, die, mit Ausnahme der Westseite, von frühlingsgrünen Espen abgeschirmt war. Die hellschimmernde Borke fing die letzten Sonnenstrahlen ein. Weiße Esche warf die Decke zurück und suchte sich rasch nach Zecken ab, bevor sie ihre Kleider anzog. Mit einer Ahle und mit Hilfe von Sehnen hatte sie ihr zerschnittenes Hemd notdürftig ausgebessert.
    Kranker Bauch gähnte und machte ein mürrisches Gesicht. Weiße Esche musterte ihn erstaunt. Diese finstere Miene war ungewöhnlich auf seinem sonst stets freundlichen Gesicht. Er hatte sich verändert. Sie fühlte es tief in ihrem Innern. In dem Augenblick, als seine Hände das heilige Bündel berührt hatten, war seiner Seele eine neue Kraft, eine Anwesenheit eingehaucht worden.
    Linke Hand lag schlafend auf einem Grashaufen. Immer wieder drang ein gequältes Röcheln aus seiner Kehle, bis er plötzlich jäh hochfuhr und erwachte. Er sah sich ängstlich um, atmete tief durch und setzte sich auf. Schweißperlen glitzerten auf

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