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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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alles gelingt mir nur nach und nach. Ich komme mir vor wie ein Kind, das lernt, ein Mensch zu sein. Ich muß sprechen, gehen und handeln lernen. Ich muß mich gegen Tapferer Mann behaupten, aber er ist ein Krieger, und ich bin nur ein kleines Kind.«
    »Die Macht läßt uns bestimmt nicht im Stich.« Er schluckte und hoffte inständig, recht zu behalten.
    »Wir müssen es nur mit mehr Nachdruck versuchen.«
    »Ich weiß. Das will ich ja. Aber manchmal fühle ich fast schon den Fehlschlag auf mich zukommen.
    Und im Falle eines Scheiterns wird nichts, was mir in der Vergangenheit zugestoßen ist, mit dem vergleichbar sein, was kommt. Tapferer Mann wird…« Sie wandte den Kopf ab.
    Stilles Wassers Magen verkrampfte sich. »Das Schlimmste ist, daß ich fortwährend davon träume, was geschehen wird, wenn wir ihn nicht aufhalten. Gestern nacht flog ich über eine riesige Menschenmenge. Mehr Menschen, als es Grashalme gibt. Sie alle sahen mit trübseligen Augen zu mir herauf. Ihre Seelen schrien auf, sie streckten ihre Arme in höchster Verzweiflung nach mir aus, als könnte ich sie retten.« Wie soll ich sie retten? Ich weiß nicht einmal, wie ich uns retten kann.
    Graue Nadel stapfte verbittert voran, ihre Seele fühlte sich krank. Das Grauen in Kleiner Zehs Augen war ihr ständig gegenwärtig. Wie die Gesichter aller anderen spiegelte auch die Miene ihres Mannes fassungslose Betroffenheit. Das Entsetzen schwebte über dem Schlechtwasser-Stamm wie eine schimmernde Wolke blutdürstiger Stechmücken. Der Stamm hatte durch Kleiner Zeh verwandtschaftliche Bindungen zum Dreigabelungenstamm. Niemand wußte, wer Schwarze Hand umgebracht hatte, aber der Verdacht richtete sich auf den Dreigabelungenstamm. Und wenn dieser Stamm die Greueltat und damit den Mörder deckte, wurde auch Kleiner Zeh von dieser Abscheulichkeit besudelt. Und durch ihn ich… und unsere Kinder!
    Bei dem Gedanken erschauerte Graue Nadel und wandte ihre Aufmerksamkeit den Männern zu, die verkrampft und mit gesenkten Köpfen der großen Gruppe des Stammes vorauseilten. Böses war freigesetzt worden, schwebte mit dem Wind herbei, raschelte durch das dürre Gras.
    Graue Nadel entdeckte Kleiner Zeh zwischen den schattenspendenden grauen Pappelstämmen am Ufer des Spirit River. Er hielt sich von den anderen fern. Seine Haltung ließ erkennen, daß die Schuld an ihm haftete wie eine Zecken suchende Amsel am Rücken eines Büffels.
    Das einzige, was Graue Nadel tröstete, war der Beistand ihrer Stammesgenossen, die Kleiner Zeh keine Schuld vorwarfen. Der grauenvolle Mord während der Großen Versammlung verhieß allerdings nichts Gutes für die Zukunft, auch wenn ihr Mann für schuldlos befunden wurde. Wahrscheinlich begann nun auch wieder das Gerede über Hexerei. Angesichts der Bedrohung durch das nach Süden ziehende Sonnenvolk schuf der Mord an Schwarze Hand zusätzliche Probleme, auf die sie alle gerne verzichtet hätten. Nichts vermochte die Stämme so gegeneinander aufzubringen wie das Gerede über Hexerei. Der Mord hatte die Mächte beleidigt und ihren Zorn heraufbeschworen, nun würden die Menschen dafür bezahlen müssen.
    Die Männer waren den Frauen vorausgeeilt. Sie traten aus dem Schatten der Bäume heraus und kletterten auf eine niedrige Geländeterrasse hinauf. Die Hitze flimmerte über dem gelbbraunen Boden und ließ ihre Gestalten erzittern.
    Die Sideways Mountains erhoben sich silbrig schimmernd in der Ferne. Vielleicht gelang es ihnen, Singende Steine aus den Bergen zu holen und ihn zu bitten, Geisterschutz für das Lager herbeizusingen.
    Vom Tiefpunkt der Geländestufe aus begann Graue Nadel mit dem Aufstieg. Sie folgte den Fußspuren der Männer. Nun, da sie aus dem Schutz der Pappelwälder heraus war, brannte die Sonne gnadenlos auf sie herab. Schweißgebadet erreichte Graue Nadel den höchsten Punkt der Terrasse. Von hier aus konnte sie den Badwater River sehen, dem sie bis zu den Hütten des Stammes folgen konnten. Zum Glück verlief der größte Teil der Wegstrecke bis dorthin im von Pappeln beschatteten Schwemmland.
    Graue Nadel wartete auf die anderen.
    Zwei gewaltige verwitterte Sandsteinbrocken ragten aus der steinigen Erde. Die Männer hatten diese enge Felslücke bereits passiert. Das ständig zunehmende ungute Gefühl begann Graue Nadel die Kehle zuzuschnüren. Nervös starrte sie auf den staubigen weißen Lehmboden.
    Närrin! Das kommt von der Hitze. Schwarze Hands Geist lastet auf dir. Du bist beunruhigt, weiter nichts. Dieses

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