Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
zog sie an sich und streichelte sie beruhigend.
    Eine Menge Leute waren ihnen aus dem Lager gefolgt und scharten sich um sie. Entsetzt murmelnd starrten sie auf den Leichnam des Seelenfliegers. Windläufer machte sich behutsam von Espe los, bückte sich und betrachtete die Leiche von Heißes Fett genauer. Die Schädeldecke des alten Mannes war eingeschlagen worden.
    Verbissen kämpfte Windläufer gegen den Drang an, sein Leid zum Himmel hinaufzuschreien. Dieser Klumpen leblosen Fleisches hatte ihm als erster des Stammes die Hand gereicht. Im Laufe der Zeit war eine kostbare Freundschaft zwischen ihnen gewachsen. Wieder hatte das Schicksal ein klaffendes Loch in seine Seele gerissen. Ich habe dich lieben gelernt, alter Freund. Und nun bist auch du gegangen.
    Heißes Fetts Lendenschurz war hochgeschoben, vielleicht hatte er sich gerade hingehockt, um sich zu erleichtern, als der tödliche Schlag geführt wurde. Windläufer suchte den Boden nach Spuren ab doch sie waren inzwischen von den herbeieilenden Leuten zertrampelt worden. Auf der anderen Seite des Strauches entdeckte er zwei verwischte Stellen auf dem harten Boden als habe da ein Mann auf Zehenspitzen gestanden, bereit, den schmetternden Hieb auszuführen.
    »Wer könnte denn so etwas tun?« fragte Espe mit unnatürlicher Stimme.
    Windläufer bemühte sich, trotz seines tiefen Schmerzes vernünftig und klar zu denken. »Hat jemand etwas gehört? Irgend etwas gesehen?«
    Unruhig sahen die Leute von einem zum anderen und schüttelten die Köpfe.
    »Wir haben viele Feinde«, erinnerte ihn Schwarzer Mond. Er trat vor und beugte sich über den Leichnam, Trauer verdunkelte seine Augen. »Vielleicht ist ein Krieger des Erdvolkes entkommen oder eine der Gefangenen hat es getan.«
    Espe kniete am Boden und kämpfte mit den Tränen. Ungeachtet des Blutes bettete sie den Kopf ihres Großvaters in ihren Schoß.
    Windläufer bückte sich und berührte die dunkelrote Lache aus geronnenem Blut auf dem Sandboden.
    Prüfend befühlte er das Fleisch des alten Mannes eiskalt.
    Er sog tief die Luft in die Lungen. »Gestern abend hat er noch mit uns gegessen. Es muß kurz danach passiert sein. Wer immer es auch war, der Täter ist längst verschwunden. Aber das heißt nicht, daß er nicht zurückkommt. Vorläufig wachen wir in der Nacht und passen genau auf.«
    »Einen Seelenflieger töten?« Wildkaninchen schüttelte fassungslos den Kopf. »Wer immer das auch getan hat, er sollte darauf vorbereitet sein, dem Großen Donnervogel gegenüberzutreten. Heißes Fetts Seele kommt ganz sicher in seinem Auftrag zurück.«
    Zustimmendes Gemurmel erklang.
    Windläufer erinnerte sich an die vielen interessanten Abende, die er seit seinem Kampf gegen Einziger Mann mit dem alten Seelenflieger verbracht hatte. Gramerfüllt richtete er sich auf und winkte gebieterisch Schneckenhaus herbei. »Nimm ein paar Männer mit und verteilt euch. Verdoppelt die Posten auf den Hügeln.«
    Stilles Wasser beschattete mit der Hand die Augen und blickte über die Hochebene. Schon von hier aus konnte er die Rauchfahnen des Dornbusch-Lagers erkennen so viele Feuer hatte es in diesem Lager noch nie gegeben. Er starrte auf die flache Kuppe, die einen langen Schatten auf das Lager warf.
    Weiße Erdschichten, durchzogen von Sandstein, leuchteten in der Morgensonne, Salbei und Beifuß bedeckten die Hänge, hervorragende Plätze für Beobachtungsposten. Und wenn das der Fall war…
    Unbehagen und Unsicherheit nagten an seinem Herzen.
    »Hier entlang«, sagte er zu Weiße Esche und deutete auf einen salbeibewachsenen Hügel.
    »Und dann?« fragte Weiße Esche und eilte hinter ihm her. Plage folgte ihnen.
    »Träume«, erwiderte Stilles Wasser. »Träume die Tiere.«
    »Warum?«
    »Diese Leute da unten gehören nicht zum Erdvolk. Sie müssen gleich begreifen, daß wir über eine größere Macht verfügen als auf den ersten Blick erkennbar.«
    Keuchend erreichten sie die Hügelkuppe und blickten auf die Ebene. Stilles Wasser entdeckte etliche in leichtem Trab auf sie zulaufende Gestalten.
    »Träume, Weiße Esche! Träume, wie du noch nie geträumt hast!«
    Weiße Esche setzte sich auf den Boden und legte die Hände in den Schoß. Sie schluckte hart und schloß die Augen.
    Stilles Wasser ließ sich neben ihr nieder und stimmte seinen Singsang an. Er versuchte sich zu konzentrieren und die Angst zu ignorieren, die jeder Schlag seines Herzens durch seinen Körper pumpte.
    Der Beutel schnitt ihm schmerzhaft in die Schulter,

Weitere Kostenlose Bücher