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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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»Stilles Wasser, das ist Windläufer.«
    Stilles Wasser drückte das Wolfsbündel an seine Brust und beäugte den Krieger neugierig.
    Windläufers Gesicht wurde hart. »Was tust du hier? Warum waren alle diese Tiere bei dir? Was geht hier vor?«
    Weiße Esche schloß die Augen und versuchte verzweifelt, das heitere Nichts des Großen Einen abzuschütteln. Jetzt mußte sie ihren Verstand benutzen. »Sind das Schwarzspitzen-Krieger?«
    »Wir sind alle Schwarzspitzen-Krieger.«
    Sie nickte erleichtert. Zumindest muß ich nicht Tapferer Mann gegenübertreten. »Gehen wir in dein Lager, Windläufer. Wir haben vieles zu bereden, und uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Und dieser Mann?« fragte Windläufer mit einer Stimme, so schneidend wie ein Obsidian.
    Weiße Esche merkte, wie Stilles Wasser sich straffte, auch die Anspannung in seinem Gesicht entging ihr nicht.
    »Er ist der Hüter des Wolfsbündels.« Sie sah Windläufer an und streckte ihre Hand nach Stilles Wasser aus. Mit seinem verkrüppelten Arm preßte er das Wolfsbündel an seine Brust, seine gesunde Hand ergriff die von Weiße Esche. »Und… mein Mann.«

KAPITEL 28
    Mein Mann. Die Worte brannten in Windläufers Seele wie weißglühende Kohlen auf nacktem Fleisch.
    Die Muskeln krampfhaft angespannt, wandte er sich an Schneckenhaus. »Geh zurück ins Lager. Sorge dafür, daß Essen zubereitet wird. Wir müssen einen Rat einberufen.«
    »Und dieser Mann vom Erdvolk? Was ist mit dem?« Schneckenhaus schielte unbehaglich auf Stilles Wasser.
    »Er begleitet uns… erst mal.«
    Schneckenhaus nickte, Unsicherheit kroch durch ihn wie Maden durch verfaulendes Fleisch.
    Windläufer musterte den Erdvolk-Mann genauer. Ein Arm sah verkrüppelt und nutzlos aus. Der Mann wirkte untersetzt, und sein Gesicht erinnerte ihn an einen flachgetretenen Dunghaufen. Nur in seinen Augen spiegelte sich etwas Bemerkenswertes, eine freundliche Seele, die sich nicht nur um ihr eigenes Wohlergehen sorgte.
    Was findet sie nur an ihm? Er ist… er ist… Windläufer schüttelte den Kopf und bedachte den Mann mit einem verächtlichen Blick.
    Weiße Esche unterhielt sich mit Stilles Wasser in der nuscheligen Sprache des Erdvolkes. Der Mann packte ein Lederbündel in seinen Beutel, während der scheußliche schwarzweiße Hund ihn und seine Krieger wachsam im Auge behielt.
    Windläufer drehte sich auf dem Absatz um. Ich werde dich heiraten. Ich werde deine Frau. Pah. Er schnaubte leise.
    »Hat der Schwarzspitzen-Stamm den gesamten Süden eingenommen?« fragte sie und mußte beinahe rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Ihre wunderbar melodische Stimme ließ seine Seele vor Wonne erschauern.
    »Ich habe dir gesagt, ich käme vor dem ersten Schnee zu dir.«
    Einen Augenblick ging sie schweigend neben ihm her. »Die Dinge haben sich geändert.«
    »Das sehe ich«, antwortete er sarkastisch.
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wirklich?«
    Er blickte auf ihre schlanken, auf den vorstehenden Muskeln seines Armes ruhenden Finger, hob den Blick und sah ihr in die Augen … und die Welt verwandelte sich, als sei seine Seele entblößt. Er schluckte und versuchte, dieses allumfassende Gefühl abzuschütteln. Kalte Vernunft mußte die Oberhand behalten. »Was hat…«
    »Du hast dich verändert, Windläufer. Du bist ein Mann geworden. Trotzdem, ich kenne deine Seele und deinen Zorn und auch den Schmerz, der die Wut bald verdrängen wird.« Ein bittersüßes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. »Es ist so viel geschehen, seit du den Weißlehm-Stamm verlassen hast.«
    »Mit ihm?« fragte Windläufer und drehte sich ruckartig nach Stilles Wasser um, der ihnen sichtlich beunruhigt folgte.
    Weiße Esche wußte, was er dachte, und antwortete kurz angebunden: »Ja. Er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet und sich sogar gegen Tapferer Mann und den Stamm der Gebrochenen Steine gestellt.«
    »Der?« Windläufer lachte. »Er sieht eher aus, als würde er schon davonlaufen, wenn ein Kaninchen hinter ihm quiekt.«
    Der Schatten tiefster Traurigkeit, der sich über ihr schönes Gesicht legte, ließ ihn erschauern. Deutlich fühlte er das unheimliche Prickeln einer Macht in der Luft. Unwillkürlich entfernte er sich eine halbe Schrittlänge von ihr. Ich fühle, sie weiß mehr als ich sieht Dinge, die ich nicht sehe. Weiße Esche, meine Weiße Esche… was ist mit dir geschehen?
    Er riß sich zusammen. »Ich habe überall nach dir gesucht. Im Dreigabelungenlager, im Schlechtwasser-Lager überall. Wo warst

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