Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
strich mit den Fingern über seinen gefühllosen, verkümmerten Arm. »Rittersporn hat einmal zu mir gesagt, die Geister hielten mich für töricht, weil ich so viele Fragen stelle. Sie sagte, dabei käme nichts Gutes heraus und die Geister hätten keine Verwendung für einen Mann, der ständig in Gedanken versunken ist. Ein Mensch trage Verantwortung und dürfe seine Zeit nicht vertrödeln und die Geister verrückt machen sonst veranlaßten sie womöglich, daß die süßen Wurzeln nicht mehr wachsen, keine Kiefernsamen geerntet werden können oder eine Dürreperiode über das Land hereinbricht.«
    Linke Hand kratzte sich hinter dem Ohr. »Ich glaube, alles, auch das Wachstum der Pflanzen, ist Teil des Großen Einen. Die Spirale ändert sich, und mit der Spirale unterliegen alle Dinge einem Wandel.
    Vielleicht wachsen im Frühling eines bestimmten Jahres keine süßen Wurzeln. Das liegt an der Veränderung der Spirale. Die Wurzeln kommen aber im nächsten oder übernächsten Frühjahr wieder, oder?«
    Kranker Bauch zupfte nervös an seinen Leggings und entgegnete wenig überzeugt: »Ja, aber doch nur deshalb, weil wir den Geistern, die für das Wachstum der Wurzeln zuständig sind, Geschenke machen.«
    »Weißt du, zwischen euch und uns besteht ein gewaltiger Unterschied. Das Wolfsvolk braucht den Geistern keine Geschenke zu machen. Wir müssen nur mit dem Großen Einen in Einklang leben. Wir rufen die Wapitis oder die Dickhornschafe, und die Tiere geben sich uns hin. Zum Dank dafür singen wir ihre Seelen hinauf zum Sternennetz. Ihr glaubt, ihr müßt vorher etwas geben, ihr meint, die Geister seien selbstsüchtig wie die Menschen.«
    »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob du recht hast.«
    Prüfend blickte Linke Hand ihn an. »Ich möchte dir eine Frage stellen. Wenn Geistermächte so sind, wie ihr glaubt, wenn man sie besänftigen muß, müßte dann nicht mein Volk längst verhungert sein?
    Wir opfern der Geisterwelt keine merkwürdigen Gaben, um die Geister freundlich zu stimmen.
    Trotzdem wachsen die Selleriewurzeln, die Segolilien und die Götterblumen. Wapitis, Rehe und Dickhornschafe lassen sich von uns töten. Wir leiden keinen Hunger.«
    Kranker Bauch dachte angestrengt nach. »Aber unsere Heiler haben es immer so gemacht. Die müssen es doch wissen, oder etwa nicht? Sie kennen die Wege der Mächte.«
    »Singende Steine kam auf der Suche nach dem Großen Einen zu uns in unsere Berge.«
    Singende Steine, der größte aller Heiler. Seit der alte Mann für seinen Arm gesungen und ihm das Leben gerettet hatte, hatte ihn Kranker Bauch nur einmal gesehen. Er konnte sich noch gut an den nach innen gewandten Blick des Heilers erinnern.
    »Wie entscheidest du dich?« erkundigte sich Linke Hand. »Was wirst du tun? Fortgehen, wie dich dein Freund gebeten hat?«
    »Ich wollte, ich könnte es.«
    »Du solltest tun, was du tun willst.«
    »Dies ist mein Volk, mein Stamm und meine Familie.« Er schüttelte den Kopf. »Wohin sollte ich gehen? Was sollte ich tun? Ich … ich weiß es nicht.«
    »Angst?«
    Kranker Bauch zögerte. »Vermutlich. Ich kenne sonst nichts und niemanden. Hier kümmern sich die Leute um mich. Ich habe einen warmen Platz zum Schlafen und reichlich zu essen. Wenn ich verletzt oder krank bin, kümmert sich jemand um mich. Meine Ahnen sind hier begraben sie passen auf mich auf. Und wenn ich fortgehe? Einmal bin ich weggegangen, und das war nicht gut. Es leben sonderbare Menschen auf dieser Welt, es gibt gefährliche Tiere und das kriegerische Sonnenvolk. Einem Menschen kann so vieles zustoßen.«
    »Du mußt deine eigene Macht finden.« Linke Hand seufzte. »Was ist, wenn du nach vielen Wintern eines Tages aufwachst und zu dir sagen mußt: ,Warmes Feuer wollte, daß ich fortgehe. Ich wollte mehr über die Dinge herausfinden, die Natur beobachten, den Weg der Sonne über den Himmel verfolgen und hinter die am weitesten entfernten Gebirge blicken. Warum bin ich nie gegangen?' Wäre das nicht schrecklich? Zu wissen, dein Leben liegt hinter dir und du bist niemals deinen Träumen gefolgt? Überall lauern Gefahren, und du kannst nicht allen ausweichen.« Er zögerte. »Aber ich frage mich, wie kann ein Mann, der darüber nachdenkt, was wohl die Sonne zum Brennen bringt, bis an sein Lebensende in diesem Tal hocken?«
    Kranker Bauch leckte sich die Lippen. Sein plötzlich schneller schlagendes Herz beunruhigte ihn.
    Warmes Feuer hatte ihm gesagt, ein Händler werde kommen. Die Schwärze der Nacht schien

Weitere Kostenlose Bücher