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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zum kristallklaren Nachthimmel hinauf. Nicht eine einzige Wolke war zu sehen. Die Erinnerung an die riesigen Flügel aus Feuer pochte machtvoll in seiner Seele.
    Panische Angst peitschte Weiße Esche vorwärts. Mit hämmerndem Herzen rannte sie durch das enge Tal. Ein schmaler Arroyo schlängelte sich durch den Talgrund, an dessen Seiten sich sanfte, mit Beifuß und Salbei bewachsene Hänge erhoben. Sie blinzelte unter Schluchzen gegen die Tränen an, sprang über niedrige Sträucher und hetzte unaufhaltsam weiter. Der verharschte Schnee knirschte laut unter ihren Füßen.
    Noch war der Boden gefroren, aber die Sonne stieg höher und überschritt den Bergkamm zu ihrer Linken. Der Tag versprach warm und sonnig zu werden. Sobald sich der Boden erwärmte, würde es schwer sein, keine Fußspuren zu hinterlassen.
    Wie viele Angehörige des Weißlehm-Stammes hatten überlebt? Was war mit ihrem Volk geschehen?
    Und mit Salbeigeist? War er weit genug weg gewesen oder hatte das angreifende Wolfsvolk ihn als ersten umgebracht, damit die Krieger das Lager ohne Warnung stürmen konnten?
    Windläufer hat es geschafft. Er war zur Zeit des Überfalls weit genug im Norden.
    Eisige Kälte legte sich wie Reif über ihre Seele: Alter Falke war lange vor dem Überfall ermordet worden. Der tödliche Schlag mußte ihn bereits am Abend getroffen haben, sonst wäre das Blut noch nicht so hart gefroren gewesen und sein Fleisch hätte noch nicht alle Wärme verloren gehabt.
    Eine unheimliche Erinnerung drängte sich ihr auf: Tapferer Mann und Alter Falke, die sich nach der Versammlung des Rates am Feuer gegenübersaßen, die feindseligen Blicke, die zwischen den beiden Männer hin und her wanderten. Aber ein so brutaler Mord?
    Sie durchlebte noch einmal den Moment, als Tapferer Mann versucht hatte, sie zu vergewaltigen. In seinen besessenen, höhnisch auf sie gerichteten Augen sah sie an jenem Tag seine Seele er kannte kein Gut oder Böse.
    Doch was spielte das noch für eine Rolle? Sie war Zeugin des Untergangs des Weißlehm-Stammes gewesen. Die Todesschreie würden sie ihr Leben lang verfolgen. Alles, was sie geliebt und geschätzt hatte, war ausgelöscht wie Spuren im Sand nach einem stürmischen Wind.
    Keuchend zwang sie sich trotz ihrer Erschöpfung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie mußte sich so schnell wie möglich weit genug von ihren Angreifern entfernen. Die Panik in ihr ließ nach und wich einer ungeheuren Leere, die ihre Seele auszudörren schien. Weiße Esche verließ das Tal, nahm all ihre Kraft zusammen und trieb ihren überanstrengten Körper den Hang hinauf. Ihre Füße hämmerten rhythmisch auf den eisverkrusteten Schnee.
    Auf zitternden Beinen schlängelte sie sich durch das dichte Gestrüpp und erreichte taumelnd vor Schwäche die Hügelkuppe. Vor ihr verliefen die verlängerten Ausläufer der Red Rock Mountains in alle Richtungen. Eine breite Trockenrinne lag zwischen ihr und den Sideways Mountains.
    Die unberührten Schneefelder auf den Gipfeln der Berge glitzerten in der Sonne. Eine unüberwindliche Barriere. Zu steil. In dieser im Eis erstarrten Landschaft gab es keine Nahrung.
    Aber um diese Jahreszeit fand man überall wenig Eßbares. Seit die Schneeschmelze eingesetzt hatte, begannen ein paar Hahnenfußgewächse zu blühen. Man konnte sie nach drei- oder viermaligem Kochen essen, dann erst war die Bitterkeit heraus. Götterblumen und Selleriewurzeln wuchsen erst nach dem nächsten Mond. Aber bis dahin?
    Sie sank auf die Knie, atmete tief durch und gönnte ihrem ausgelaugten Körper eine Ruhepause. Der Wind hatte ihre verfilzten Haare zu einem schwarzen Netzwerk verwoben.
    Sie blickte nach Westen auf die feindseligen Hänge der Red Rock Mountains. Häßliche Wolken verdunkelten die hohen Gipfel.
    Sie stand stöhnend auf und begann den Abstieg auf der anderen Hangseite. Wie ein Irrgarten aus Spalten und Ritzen durchschnitten Trockenrinnen die rauhe, felsige Landschaft. Der Beifuß sproß nur knöchelhoch und spärlich aus dem schlechten Boden. Weiter entfernt erstickte die weiße Erde des Schwemmlandes unter fahlem Dornengestrüpp. Winterdürres Gras mit langen Dolden, mittlerweile längst aller Samen beraubt, wogte im Wind. Ein Land trockener Felsen und seltsam geformter Berge, das nicht viel Gutes bot.
    Sie biß sich auf die Unterlippe, unsicher, was sie tun, wohin sie gehen sollte. Vom Norden her drängten die Stämme der Schwarzspitzen und der Gebrochenen Steine unaufhaltsam südwärts. Wenn sie

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