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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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etwas zu essen«, erklärte Kranker Bauch. »Heute abend essen wir uns tüchtig satt.«
    Linke Hand legte den Kopf schief. »Mit drei Vögeln? Einer für uns… und zwei für die vielen Hunde?
    Das nennst du sich satt essen?«
    »Wer weiß, was wir da oben noch auftreiben.« Kranker Bauch wies vage in die Richtung der Bergausläufer. »Das Schlechtwasser-Lager liegt an diesem Bach da drüben. Bis morgen mittag könnten wir dort sein. Die Leute werden uns und den Hunden zu essen geben. Die drei Vögel halten uns bis dahin bei Kräften.«
    Linke Hand nickte und blickte prüfend auf die Berge und den vor ihnen liegenden Weg. »Falls nicht, nehmen wir uns einen Tag Zeit und versuchen, eine Antilope in einen Hinterhalt zu locken. Bis jetzt habe ich allerdings noch keinen geeigneten Platz dafür entdeckt.«
    Kranker Bauch beäugte seinen Freund mißtrauisch. »Wir befinden uns auf dem Land des Schlechtwasser-Stammes. Knochenklang ist es bestimmt gleichgültig, wenn wir ein paar Waldhühner erlegen, aber bevor wir größere Tiere jagen, holen wir besser ihre Erlaubnis ein.«
    »Ich bin Händler.« Linke Hand hob seinen Stab und zeigte mit dem Daumen auf seine Brust. »Dein Erdvolk und sein Land haben für einen Händler keine Bedeutung.«
    »Knochenklang trifft die Entscheidungen für den Schlechtwasser-Stamm. Ich kenne sie. Sie ist eine harte Frau.«
    Linke Hand lachte vergnügt. »Einem Händler versagt niemand was. Auch kennen mich die Leute vom Schlechtwasser-Lager. Knochenklang kommt gut mit dem Wolfsvolk aus. Als wir vor ein paar Jahren Not litten, schickte sie uns ein paar Säcke Reisgrassamen.«
    Kranker Bauch blickte über die Schulter auf die weit im Westen liegenden Berge. Ein grauer Dunst hüllte die Gipfel ein. »Sieht nach Sturm aus. Wir sollten versuchen, im Schlechtwasser-Lager unterzukommen. Wäre doch schön, bei schlechtem Wetter in einer warmen Hütte zu schlafen.«
    »Knochenklang nimmt uns sicher auf. Wahrscheinlich verlangt sie die Hälfte meiner Waren aber dafür bekommen wir eine warme Hütte und einen vollen Magen noch dazu.«
    Als sie weitermarschierten, forderte Linke Hand seinen Weggefährten auf:
    »Komm, erzähl mir endlich von deinem Traum.«
    Kranker Bauchs Magen zog sich schmerzhaft zusammen. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
    Ich hatte noch nie einen derartigen Traum.«
    Linke Hand atmete tief durch. »Vielleicht warst du früher nicht würdig.«
    »Nicht würdig?«
    Jede Macht geht ihre eigenen Wege. Du hast mir nicht alles über Warmes Feuers Tod und das Versprechen gesagt, das er dir abverlangt hat. Ich frage dich auch nicht danach. Über große Macht spricht man nicht leichtfertig. Möglich, daß Warmes Feuers Tod ein Zeichen für dich sein sollte. Wie der Wolf, von dem du mir erzählt hast.«
    Kranker Bauch schlug die Augen nieder. »Ich kenne mich nicht aus mit Zeichen und solchen Dingen.
    Ich bin nur ich.«
    Ein ehrfurchtsvoller Ton stahl sich in Linke Hands Stimme. »Über die Mächte weiß man nie genau Bescheid. Große Macht existiert überall, überall um uns herum. Als kleiner Junge kannte ich einen Träumer, der mir sagte, Macht ist in der Welt und ist es doch nicht.«
    »Wie kann etwas dasein und gleichzeitig doch nicht?«
    »Sieh dich um, Kranker Bauch. Die Macht ist überall, aber kannst du sie sehen? Sie berühren? Nein.
    Sie ist da, und sie ist nicht da. Man muß sie suchen. Bei meinem Volk muß man sich auf diese Suche vorbereiten. Dazu klettert man auf einen hochgelegenen Ort hinauf. Nur wer Körper und Seele gereinigt hat, dem zeigt sich die Macht. Du mußt der Macht in einer anderen Welt als der unseren begegnen, deshalb kommt sie in Träumen. In Träumen … wenn die Seele frei ist.«
    Kranker Bauch verzog den Mund. »Aber warum ist sie gestern nacht zu mir gekommen? Warum nie früher? Ich hatte viele Träume. Jeder Mensch hat Träume.«
    »Träume einer Macht?«
    »Nein, sicher nicht. Das war mein erster derartiger Traum.«
    »Das ist der springende Punkt.«
    Kranker Bauch sah ihn skeptisch an.
    »Sieh mal«, erklärte Linke Hand, heftig mit seinem Händlerstab fuchtelnd, »vermutlich warst du eines solchen Traumes nicht würdig, solange du in Rittersporns Lager gelebt hast. Möglich, daß die Macht dich geprüft hat. Du weißt, was immer du Warmes Feuer versprochen hast, du mußt dein Versprechen halten. Eine Macht wirft sich nicht einfach einem Menschen an den Hals. Du mußt dich ihrer würdig erweisen.«
    Kranker Bauch senkte beschämt den Kopf.

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