Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde
zurückginge, was für ein Leben würde sie bei diesen Stämmen erwarten?
Windläufer, du Narr, sie werden dich umbringen! Wie sollte ein einzelner blutjunger Jäger kaum zwanzig Sommer alt den tapfersten und listigsten der kampferprobten Schwarzspitzen-Krieger besiegen?
Im Westen der Red Rock Mountains lebten die Schaf Jäger, finstere Krieger, die sich in den Bergen auskannten. Auf der anderen Seite des Beckens im Osten befand sich das Gebiet des Wolfsvolkes dessen Unbarmherzigkeit hatte sie mit eigenen Augen gesehen.
Im Süden auf der anderen Seite der Sideways Mountains wohnte ihr Volk, das Erdvolk. Meine einzige Hoffnung.
Auf dem nächsten steilen Hügel angelangt, blieb sie erschöpft stehen. Der einzig mögliche Weg führte entlang der zerklüfteten Ausläufer der Sideways Mountains. Sie mußte den Trockenrinnen nach Osten folgen und nach einem Paß Ausschau halten, den der Schnee nicht unpassierbar gemacht hatte.
Vorausgesetzt, ich finde genug zu essen. Vorausgesetzt, ich erfriere nicht. Vorausgesetzt … Es lauerten so viele Unwägbarkeiten auf sie, sie durfte nicht weiter darüber nachdenken.
Ihre Feuerstöcke, der Atlatl und die Speere, ihre Schlafdecken, alles war verloren Siegesbeute des Wolfsvolkes bei seinem letzten vernichtenden Schlag gegen den Weißlehm-Stamm. Sie mußte Reisgras finden. Die Stengel eigneten sich hervorragend zum Feueranzünden. Zum Glück gab es im Gray Deer Basin eine Menge Werkzeugstein. Schneidwerkzeuge abzusplittern würde nicht schwer sein. Sobald sie das richtige Holz für Feuerstöcke gefunden hatte, konnte sie Feuer machen. Die kommenden Tage stellten sie vor viele Schwierigkeiten, aber das Land versorgte sie mit dem Nötigsten.
Finster starrte sie nach Osten, eine sengende Wut brannte in ihrem Herzen. Deine Zeit ist begrenzt, Wolfsvolk. Das Sonnenvolk kommt aus dem Norden. Versetze den Stämmen einen Tritt, und sie schlagen wieder und wieder zurück. Darin liegt die Macht des Sonnenvolkes im Krieg. Sie schüttelte den Kopf. Der Krieg, das ist seine eigentliche Stärke.
Sie ging weiter und versank mit jedem Schritt tiefer in die Trostlosigkeit ihrer Seele.
Vorsichtig setzte Kranker Bauch seinen Fuß auf und verharrte lauschend mit hocherhobenem Kopf.
Sie mußten irgendwo in der Nähe sein. Die Exkremente auf dem grauen Steinmehl unter den Sträuchern stammten vom gestrigen Abend. Auf der Ostseite des langgestreckten Hanges wuchs der Beifuß üppig bis zur Kniehöhe eines Mannes. Nach Osten erstreckte sich wellenförmig eine Bergkette bis zum Horizont. Die Sonne senkte sich bereits und warf lange Schatten über das Land. Im Norden ragte bedrohlich die zerklüftete Wand der Sideways Mountains auf. Enge Täler schnitten sich durch die felsigen Hügel, als habe eine Geisterkatze den nackten Stein mit ihren Krallen zerfurcht.
Er befühlte den runden Stein in seiner Hand. Im Rundfelsen-Lager hatte er mit diesem Stein am Feuer den Weg des Mondes nachgeahmt; nun benutzte er denselben Stein zum Töten.
In langgeübter Geduld überblickte er die blaugrünen Sträucher. Genußvoll sog er die frische Luft ein.
Der Duft nach Beifuß, Salbei und feuchter Erde besänftigte sein Heimweh. Plötzlich starrte ihn ein braunes Auge an. Der Körper des Tieres war perfekt getarnt. Kranker Bauch verlagerte sein Gewicht, holte aus und warf den Stein. Die jahrelange Übung zahlte sich aus. Der Stein traf das Waldhuhn voll mit der Breitseite; der verwundete Vogel flatterte auf und gackerte.
Kranker Bauch eilte hinüber und hielt den großen Vogel am Fuß fest. Rasch griff er nach dem Hals des Tieres, wirbelte es herum und brach ihm das Genick. Er hob den Stein auf und schritt um den Strauch herum. Aufgescheucht von den Kampfgeräuschen, warfen zwei Waldhühner die Köpfe hoch.
Unruhig liefen sie im Dickicht herum, flohen aber nicht.
Kranker Bauch wartete geduldig, bis einer der graugesprenkelten Vögel hinter einen Busch lief. Der mit aller Wucht geschleuderte Stein traf den Vogel und brach ihm die Glieder.
Kranker Bauch pirschte sich an den verletzten Vogel heran, der angstvoll mit seinem unverwundeten Flügel flatterte. Der dritte Vogel stolzierte unbeirrt zwischen den Sträuchern umher.
Kranker Bauch nahm den Stein, packte sein wehrloses Opfer und drehte ihm den Hals um. Behutsam näherte er sich dem dritten Huhn. Innerhalb weniger Minuten hatte der Stein auch das letzte Waldhuhn erwischt.
Er winkte, und Linke Hand schlenderte zu ihm herunter. Die Hunde folgten ihm.
»Immerhin
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