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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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lauerte Gefahr. Wenn Flechte gegen ein Wesen der Unterwelt ankämpfte und er auch nur ihren Namen rief, konnte diese Ablenkung sie ins Verderben stürzen. Aber falls sie einen Unfall gehabt hatte, falls ihre Sänfte umgestürzt war und sie sich auf der Flucht befand … in diesem Fall irrte sie in einem Land ohne Orientierungspunkte umher … einem Land, in dem das Entsetzen wohnte. Dann könnte ihr seine Stimme helfen und sie zum Tunnel zurückführen. Von da aus fände sie dann nach Hause.
    »Aber du erfährst nie, was passiert ist, bevor du nicht nachsiehst.«
    Seit Zyklen war er nicht mehr in der Unterwelt gewesen. Aber wenn Flechte am nächsten Tag nicht aufgewacht war, würde er gehen. Doch die Unterwelt erstreckte sich endlos in alle Richtungen.
    Flechte zu finden, würde an ein Wunder grenzen.
    Er verschränkte die Arme. Während sich seine Gedanken voller Angst wanden wie eine Schlange in den Klauen eines Dachses, betrachtete er aufmerksam die über die Spiral Mounds aufsteigende Rauchwolke.
    Was war dort passiert?
    War das wieder Dachsschwanz gewesen? Aber warum sollte Tharon seinen Kriegern befehlen …
    Petaga?
    Müde sanken Wanderers Arme herab. Der Rauch begann sich zu verflüchtigen, nur noch ein paar Streifen fahlen Graus strichen mit dünnen Fingern über den Himmel. Warum sollte Petaga die Spiral Mounds überfallen? Um Vorräte zu stehlen? Aber Wanderer hatte gehört, nach Dachsschwanz' Überfall seien Aloda kaum Nahrungsmittel geblieben.
    Ein Geräusch unterbrach seinen Gedankengang. Lauschend neigte Wanderer den Kopf zur Seite. Da war es wieder - ein leises Wimmern, kaum zu hören im tosenden Wind.
    Plötzlich vernahm er deutlich ein Husten und ein keuchend hervorgestoßenes: »Wanderer?«
    »Flechte?«
    Er duckte sich unter der Tür und sah sie auf der Seite liegen. Sie war völlig durchnäßt. Seltsame Moosstückchen hafteten an ihren hellbraunen Ärmeln. Wieder hustete sie. Verzweifelt versuchte Flechte, sich auf die Ellenbogen zu stützen und sich aufzurichten, aber vor Schwäche fiel sie wieder auf die Fuchsfelle zurück.
    »Oh, Flechte.« Wanderer nahm sie in seine Arme und küßte wie ein Wahnsinniger ihr feuchtes Gesicht. »Der Ersten Frau sei Dank. Ich hatte solche Angst.«
    Flechte versuchte zu sprechen, doch ein heftiger Hustenanfall würgte sie. Ein Wassertropfen rann aus ihrem Mund. Atemlos rang sie nach Luft. Erschrocken legte Wanderer sie bäuchlings auf den Boden.
    Er breitete ihre Glieder aus und preßte fest auf ihren Rücken. Wasser ergoß sich aus ihren Lungen und sammelte sich in einem kleinen kristallklaren Teich auf dem Boden. Wieder und wieder preßte er, bis sie endlich leichter zu atmen schien; erschöpft streckte er sich neben ihr auf dem Boden aus und betrachtete ihr Gesicht. Sie lächelte schwach. Wanderer streichelte behutsam ihre nassen Haare. »Geht es dir besser?«
    »Ja«, wisperte sie.
    Ihr hübsches Gesicht mit den vollen Lippen und der Stupsnase war so bleich wie Lehm. Aber in den mahagonifarbenen Tiefen ihrer Augen leuchtete eine strahlende Heiterkeit. »Ich bin in den Fluß gefallen, Wanderer.«
    »Tatsächlich? Wie bist du herausgekommen?«
    »Ich war … ich war am Ertrinken. Da sah ich etwas in den Wellen. Es kam heran und glitt in mich hinein.«
    »Eine Schlange?«
    Sie nickte. »Eine Wasserschlange. Ich … ich bekam die Seele der Wasserschlange, Wanderer. Und dann … dann konnte ich ans Ufer schwimmen.«
    »O wie schön, Flechte. Du wolltest doch so gerne die Seele einer Wasserschlange. Wie -«
    »Ich habe Wolfstöter gesehen. Er kam … zu …«
    »Warte, Flechte«, sagte er liebevoll, als er sah, wie schwer ihr die Worte über die Lippen kamen. »Ruh dich aus. Du mußt auch etwas essen. Wir reden darüber, sobald du wieder bei Kräften bist.«
    Flechtes Hand tastete sich spinnengleich über den Boden und krallte sich in sein Wildlederhemd. »Ich versuchte mit aller Kraft … zu dir zurückzukommen. Ich liebe dich, Wanderer.«
    Tränen der Erleichterung stiegen in seine Augen. »Ich liebe dich auch, Flechte. Aber jetzt mußt du schlafen. Wenn du aufwachst, essen wir und reden über alles.«
    Der köstliche Duft gebratener Waldhühner zog durch Wanderers Höhle. Wanderer kauerte vor dem Dreifuß und drehte vorsichtig den darüber gelegten Spieß, damit die Vögel von beiden Seiten geröstet wurden. Flechte kniete neben der Feuerstelle. Er hatte sie gebadet und ihre langen Haare gekämmt, bis sie knisterten. Sie trug ein grünes Hemd mit roten Spiralen,

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