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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Heiratete er, siedelte er ins Haus seiner Frau über und arbeitete auf den Feldern ihres Stammes. Im Haushalt seiner Frau besaß er keinerlei Mitspracherecht. Er durfte nicht mit seiner Schwiegermutter reden, sondern mußte ihr nach Möglichkeit aus dem Wege gehen, ja, es war ihm sogar verboten, ihr in die Augen zu sehen.
    Den Kriegerstämmen gehörten nur Männer und Frauen an, die der Verbindung Sonnengeborener mit Nichtadeligen entsprossen. Auch Dachsschwanz' Mutter hatte sich mit einem Sonnengeborenen, seinem Vater, gepaart. Doch Jenos spielte mit seinen Worten darauf an, daß niemand der Behauptung von Dachsschwanz' Mutter Glauben schenke - falls sein Vater tatsächlich kein Sonnengeborener gewesen war, würde dies Dachsschwanz den Status und sämtliche Privilegien eines Kriegers kosten.
    Dachsschwanz rief: »Der finstere Cousin wird diesen Befehl erteilen für eine Hand Zeit. Länger nicht.
    Wenn du für denselben Zeitraum für die Sicherheit meiner Leute garantierst.«
    »Gut, damit bin ich einverstanden.«
    Wachsam drehte sich Dachsschwanz um und gab Heuschrecke ein Zeichen, die Waffen niederzulegen.
    Während der langen gemeinsamen Kriegsjahre hatte sie ihn nie im Stich gelassen. Beruhigend berührte Dachsschwanz Rotluchs an der Schulter und trat auf das Tor zu. Er hörte, wie seine Kriegsführer hintereinander mit den Stimmen ihrer Geisterhelfer - Eule, Falke, Wolf- das Signal riefen, daß sie die Bogen niedergelegt hatten.
    Das Tor öffnete sich und gab den Blick auf drei Kriegerreihen frei, die mit schußbereiten Bogen auf der Erde knieten. Dachsschwanz und Rotluchs streckten ihnen die offenen Handflächen entgegen und gingen beherzt auf sie zu.
    Aus der ersten Reihe lösten sich vier Männer und eine Frau, umringten sie und drängten sie auf einen schmalen, sich durch das Dorf schlängelnden Pfad. Jenos nahm einen anderen Weg. Dachsschwanz' Argwohn war geweckt. Warum? War es eine Falle? Oder wollte Jenos unbedingt vor ihm am Treffpunkt sein, um … ja, um was:
    Die grasbewachsenen, aus Erde aufgeschichteten Hügel erhoben sich dunkel vor dem zarten Leuchten der Dämmerung. Jeder Hügel wurde von gekalkten Mauern gekrönt, über denen sich strohgedeckte Dächer deutlich gegen das Morgenlicht abhoben: die stolzen Häuser der Elitestämme. Wie viele dieser Häuser würden noch stehen, wenn sich die Nacht über das geschundene Land senkte?
    Sein Volk baute die Hügel in drei verschiedenen Formen: oben abgeflachte Hügel, abgeschnittenen Pyramiden ähnlich, auf denen die bedeutendsten Gebäude, die Tempel und die Häuser der Elite, standen; kegelförmige Hügel, in denen die größten Anführer begraben wurden; und Hügel mit einem scharf verlaufenden Grat, die zur Markierung der Dorfgrenzen und als Grabstätte für besonders hervorragende Krieger dienten, die von ihrer letzten Ruhestätte aus auf ewig das Dorf bewachten.
    Dachsschwanz' Blick schweifte anerkennend von den Hügeln zu den silbernen Teichoberflächen.
    Trotz seiner Anspannung war er für die fast überirdische Schönheit der Umgebung empfänglich. Der Anblick beruhigte und tröstete ihn.
    Zu Anbeginn der Zeit hatten Mutter Erde und Vater Sonne geheiratet. Durch eine Katastrophe wurden sie auseinandergerissen und Vater Sonne in den Himmel geschleudert. Seitdem versuchte Mutter Erde angestrengt, sich neue Formen zu schaffen, um Vater Sonne am Himmel berühren und ihr Verlangen nach ihm stillen zu können. Nach der Geburt der Ersten Frau und des Ersten Mannes befahlen diese allen ihren Nachkommen, Mutter Erde bei ihren Anstrengungen zu helfen. Mehr als dreihundert Zyklen lang hatte Dachsschwanz' Volk Körbe voller Erde auf den Rücken geschleppt, sie zu riesigen Hügeln aufgeschüttet und versucht, die unendliche Kluft zwischen Mutter Erde und Vater Sonne zu überbrücken.
    Die Wachen führten sie am letzten Lehmhaus der Handwerker vorbei über den zentralen Platz, auf dem die hohen Pfähle standen, deren Spitzen jeweils ein geschnitztes Stammestotem zierte. Beim Überqueren des quadratischen Platzes wurden sie von ängstlichen, in farbenprächtige Stoffe gekleideten Menschen beobachtet. Im vergangenen Sommer - vor nicht mehr als neun Monden - hatte er auf ebendiesem Platz im Stabwurfspiel gegen Jenos' Meisterspieler Malve seine Geschicklichkeit gezeigt und als Wetteinsatz einige von Tharons besten Waren aufs Spiel gesetzt.
    Wie konnte seine Welt nur so aus den Fugen geraten sein?
    Vor ihnen erhob sich der höchste Hügel des Dorfes, der

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