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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bevorstehenden Krieg Partei ergreifen?«
    Mädchenauge zuckte die schmalen Schultern. »Uns wird nichts anderes übrigbleiben. Früher oder später werden wir dazu gezwungen. Ihr wißt, wie es mit dem Mais steht; er wird auch in diesem Zyklus wieder verkümmern.«
    Mehlbeere sagte: »Kann sein, ja, aber was «
    »Nur das zählt! Falls Dachsschwanz siegt, wird der nächste Winter noch schlimmer als der letzte.
    Niemand wird uns freiwillig Tribut geben. Wir müssen alle bis zum kleinsten Kind töten. Nur so kommen wir an die Vorratslager heran. Und ohne die Vorräte können wir nicht überleben.« Mit ihrem krummen Zeigefinger deutete Mädchenauge direkt auf Mehlbeeres Herz. »Siegt Petaga, ändert sich das System. Du hast gehört, was die Händler sagten! Geht es nach Petagas Willen, soll jedes Dorf in Zukunft seine Angelegenheiten selbst regeln. Dann könnten wir uns völlig neu organisieren. Jedes Dorf würde selbst bestimmen, wie es weitergeht. Wenn wir mit dem Süden keinen Handel mehr treiben wollen, können wir Waren sparen und für Dinge nutzen, die wir tatsächlich benötigen - nicht für Güter, von denen Häuptling Große Sonne glaubt, das Häuptlingtum müsse sie besitzen!«
    Mehlbeere schüttelte heftig den Kopf, Sandbank schürzte skeptisch die runzligen Lippen. Winterbeere schien Mädchenauges Worte nicht einmal gehört zu haben; sie blickte starr auf die Spitzen ihrer Sandalen.
    Grüne Esches Herz schlug voller Liebe für ihre Tante. Es war nicht Winterbeeres Schuld. Ihre Seele schien halb in ihr, halb außerhalb ihres Körpers zu schweben, als dürste es sie danach, fortzugehen, über den Dunklen Fluß zu reisen und ihre Familie wiederzusehen. Grüne Esche war verzweifelt. Zu gerne hätte sie Winterbeere geholfen und ihr Leid gelindert, aber sie wußte nicht, wie. Vielleicht irrt sie sich nicht und Nachtschatten ist wirklich schuld an unseren Problemen.
    »Du willst dich Petaga anschließen?« fragte Mehlbeere und starrte Mädchenauge entgeistert an.
    »Die Stammesverbände müssen einstimmig entscheiden«, antwortete Mädchenauge vorsichtig.
    »Tharon muß alles, was wir heute abend beschließen, akzeptieren. Welcher Krieger - Dachsschwanz eingeschlossen - würde auf einen Kampfgang gehen, wenn sein Stamm es ihm verbietet? Wo will Tharon Männer und Frauen hernehmen, die Vorratslager ausräumen, wenn wir es den Leuten verbieten? Nirgendwoher! Unsere Leute sind zuallererst der Familie verpflichtet und erst dann den Sonnengeborenen!« Mädchenauge wägte ihre nächsten Worte sorgfältig ab. »Ich glaube, wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Der Häuptling Große Sonne hat uns im vergangenen Zyklus nicht zu Rate gezogen, als er beschloß, unsere Schwesterdörfer anzugreifen obwohl wir in diesen Dörfern Verwandte haben!«
    Nachdenklich kratzte sich Sandbank an ihrer Nase. »Ja, Mädchenauge hat recht. Wir sollten die Augen offenhalten und gründlich überlegen. Warten wir ab, wie es zwischen Dachsschwanz und Petaga weitergeht. Wenn -«
    »Verräter!« fauchte Mehlbeere. Sie erhob sich auf wackligen Beinen und schüttelte drohend die geballte Faust über ihrem Kopf. »Der Hirschknochenrassel-Stamm beteiligt sich nicht an einem Komplott gegen den Häuptling Große Sonne! Ich habe gesprochen!«
    Sie stapfte davon in die Dunkelheit; die sechs Abgesandten ihres Stammes folgten ihr dicht auf den Fersen.
    »Wartet!« rief Primel und schickte sich an, hinter ihnen herzueilen. »Wartet bitte! Niemand hier begeht Verrat. Kommt zurück! Mehlbeere!«
    Grüne Esche warf einen verstohlenen Blick auf Nessel, der gequält die Augen geschlossen hatte.

KAPITEL 20
    Wanderer streckte sich lang auf der Seite aus und warf einen Blick durch das Zimmer auf Flechte. Er hatte sich angewöhnt, alle paar Finger Zeit aufzuwachen und sich zu vergewissern, daß mit ihr alles in Ordnung war. Er machte sich Sorgen, denn als sie sich zum erstenmal nach ihrer Reise in die Unterwelt wieder unter ihre Decken verkrochen hatte, fürchtete sie sich davor, die Ungeheuer der Unterwelt könnten aus der Dunkelheit emporsteigen und ihre Seele rauben.
    Ein heißer Wind strich durch das Fenster herein. In der Brise wiegten und drehten sich die Gebetsfächer aus Adlerfedern, die Wanderer zu Flechtes Sicherheit mit größter Sorgfalt über ihr Bett gehängt hatte. Flechte lag im schwachen Licht des eindringenden Sternenscheins zusammengerollt und ruhig schlafend darunter.
    Die Symbole der Mächte an den Wänden beobachteten sie stumm.

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