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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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auf den Boden. Blutspritzer befleckten ihre Wangen und ihr Kriegshemd. »Nachdem eine Hand Zeit vergangen war, griffen wir an. Wir haben Jenos' Streitmacht überwältigt wie Wölfe ein Rudel Rehkitze. Ich eilte mit meinen Kriegern direkt hierher, weil ich dachte, du könntest Hilfe brauchen.«
    Dachsschwanz nickte schwach und berührte dankbar Heuschreckes Arm.
    »Und Waldmurmeltier?«
    »Er hat so viele feindliche Krieger umgebracht, wie er nur konnte. Er hat sie für ihre Heimtücke bestraft. Wapitihorn hat die Vorratshütten geplündert und den dem Häuptling Große Sonne zustehenden Tribut eingetrieben.« Ihr Gesicht wurde hart. Sie warf einen feindseligen Blick auf die andere Seite der Kammer. »Jenos und seine Sternengeborenen haben wir gefangengenommen. Sie versuchten, über den Fluß zu fliehen.«
    Erschüttert blickte Dachsschwanz auf den Leichnam von Rotluchs. Tränen der Wut und des Kummers traten in seine Augen. Müde hob er den Kopf und suchte mit den Augen den Mann, der für den Tod seines Bruders verantwortlich war. Heuschrecke, die sein Leid bemerkte, stand auf und trat zögernd einen Schritt vor. Dachsschwanz schüttelte den Kopf, und sie blieb stehen.
    Vor seinen Augen verschwammen die lodernden Feuerschalen zu einer goldenen Bernsteinkette. In der Westecke hinter den Schalen kauerten im Halbkreis um Jenos zwölf Priester und Priesterinnen in roten Gewändern. Dachsschwanz nahm sie nur unscharf wahr, aber eine kleine Priesterin mit knielangen schwarzen Haaren hob sich im Kreis der Priester deutlich von den anderen ab.
    Er stützte sich mit einer Hand auf Heuschreckes Schulter und bemühte sich, aufzustehen. Sie griff nach seinem Ellenbogen und half ihm auf. Unendlich mühsam kam er auf die Beine. Mit wackligen Knien taumelte er auf Jenos zu. Er schärfte es bis zum heiligen Piedestal und lehnte sich schwer dagegen. »Häuptling Großer Mond, wo ist Nachtschatten?«
    Jenos' grauer Haarknoten hatte sich gelöst, die reichverzierte Kupferspange hatte er verloren. Verfilzte Haarsträhnen hingen über seine Wangen. Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wäre nie weggegangen, ohne dir zu sagen, wohin. Wo ist sie?«
    »Sie trauert, Dachsschwanz. Ich habe nicht von ihr verlangt, mir Einzelheiten mitzuteilen.«
    Fest umklammerte Dachsschwanz das kühle Holz des Altarsockels. Nach und nach kehrten seine Empfindungen zurück. Sein Körper schrie danach, sich hinzulegen. Aber daran durfte er nicht einmal denken. Nicht jetzt. Vorher mußte er seine letzte Aufgabe erfüllen. Er holte tief Luft, um ruhig zu werden.
    Dachsschwanz strich sich mit zitternder Hand über die schweißnasse Stirn. Um nicht den Halt zu verlieren, spreizte er die Beine. Er gab Heuschrecke ein Zeichen. »Die junge Priesterin. Bring sie her.
    Das Mädchen schrie und wehrte sich, aber Heuschrecke zerrte sie grob aus dem Kreis der Sternengeborenen und schleuderte sie Dachsschwanz unsanft vor die Füße. Das hübsche Gesicht der Priesterin verzerrte sich in höchstem Entsetzen.
    »Wer bist du?« Er mußte sich zwingen, ruhig zu sprechen, und wünschte sehnlichst, Nachtschatten bereits gefunden zu haben, damit sie dieses besiegte Dorf endlich verlassen und nach Cahokia zurückkehren konnten.
    »Ich heiße Goldrute. Bitte, ich habe nichts getan. Töte mich nicht!« Demütig warf sie sich vor ihm zu Boden. ,Ich habe nichts getan!«
    »Wo ist Nachtschatten, Goldrute?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Der schwarze Schleier ihres Haares fiel über ihr Gesicht und verdeckte halb ihre Augen. »Sie hat keinem von uns gesagt, wohin sie geht, Führer Dachsschwanz. Ich schwöre es!
    Dachsschwanz streckte die Hand aus und befahl der jungen Priesterin: »Steh auf, Goldrute!«
    Zögernd gehorchte sie, ihr Blick wanderte angsterfüllt zwischen Dachsschwanz und Heuschrecke hin und her. Ihr dünnes Kleid, gewebt aus der weichen Innenrinde der inzwischen selten gewordenen heiligen Roten Zeder, schmiegte sich an die Kurven ihres Körpers und betonte Brüste und Hüften.
    Eine Weile richtete Dachsschwanz den Blick starr auf Jenos, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand und mühsam atmete; die Kiefer des Häuptlings Großer Mond zitterten, obwohl er fest die Zähne zusammenbiß. Die heiligen Angehörigen der Sternengeborenen, die ihn umringt hatten, rückten von ihm ab, als gäben sie ihren Häuptling Dachsschwanz' Zorn preis.
    Jenos hob den Kopf und begegnete Dachsschwanz' eiskaltem Blick. »So«, flüsterte er, »du

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