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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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noch, überall, wie eine Schlinge, die sich um sie zusammenzog.
    »Flechte!« Die Stimme ihrer Mutter klang verändert. »Warst du gestern bei Wanderer? Fliegenfängers Mutter sagte, er sei weiß wie Lehm nach Hause gekommen und hätte sich in eine Ecke verkrochen.
    Sogar zum Essen hätte sie ihn überreden müssen. Weißt du, was mit ihm los ist?«
    »Nein«, antwortete Flechte wahrheitsgemäß. Seit sie bei Wanderer gewesen waren, hatte sie Fliegenfänger nicht mehr gesehen. Sie glaubte nicht, daß er etwas ausgeplaudert hatte. Nach Wanderer war Fliegenfänger ihr bester Freund.
    »Warst du oben bei Wanderer?«
    »Nun Mutter, er fühlt sich einsam. Er braucht Menschen um sich; er freut sich über Besuch.«
    Wühlmaus seufzte und drückte ihr Kinn auf Flechtes Scheitel. »Wie oft habe ich dir gesagt, daß er gefährlich ist? Bei Wanderer weiß man nie, was ihm als nächstes einfällt. Seine Stimmungen wechseln so schnell wie die von Großvater Braunbär. Ich wünschte, du würdest nicht «
    »War er auch schon so sonderbar, als du bei ihm gelernt hast?« Wühlmaus' Muskeln spannten sich kurz an, dann spürte Flechte, daß sie nickte. »Er war immer sonderbar. Bevor er mich unterwies, hat er viele Zyklen lang Nachtschatten unterrichtet. Ich vermute, sie hat ihn mit einem Zauber belegt, der seine Seele verwirrte. Deshalb will ich, daß du dich von ihm fernhältst.«
    Ein Lichtstrahl wanderte langsam über die Wand und beleuchtete das Gesicht einer der gelben Spinnen. »Aber ich mag ihn, Mutter. Hast du ihn nie gemocht?«
    »O doch, aber das liegt lange zurück. Das war, bevor - nun ja, bevor sehr viele Dinge passiert sind.«
    »Bevor mein Vater starb?«
    Das lange Zögern ihrer Mutter machte Flechte ganz zappelig. Sie rollte sich im Bett herum und blickte in Wühlmaus' bekümmerte Augen. »Warum erzählst du mir so wenig von meinem Vater?«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir waren nur einen Zyklus lang verheiratet, und die meiste Zeit war er nicht da.«
    »Er war auf Kampfgängen.« In langen Winternächten sprachen die Leute in Redweed Village häufig davon, welch großer Krieger ihr Vater gewesen war. Stolz strahlte sie ihre Mutter an, aber Wühlmaus' Augen blickten leer in weite, unfreundliche Fernen.
    »Ja, auf Kampfgängen. Er hat immer gekämpft.« Wühlmaus wandte sich ab. »Warum versuchst du nicht, noch ein bißchen zu schlafen? Wir müssen bald aufstehen.«
    Beunruhigt von dem abweisenden Ton in der Stimme ihrer Mutter überlegte Flechte angestrengt, mit welchem Thema sie sie wieder freundlicher stimmen könnte. »Bist du dann zu Wanderer gegangen, Mutter, während mein Vater kämpfte?«
    »Ja. Wanderer hat mir vieles beigebracht. Er -« »Warum gingst du später nicht mehr zu ihm? In ihm wohnt große Macht. Ich wette, er hätte dir noch vieles beibringen können.«
    Die Augen ihrer Mutter blickten unverwandt auf den Steinwolf. »Ja, sicher. Ich wußte nur nicht, wie ich mich auf seine Seele einstellen sollte. An einem Tag war sie ein Adler und am nächsten Tag eine Packratte.« Sie lachte leise und zupfte spielerisch an Flechtes Nase. »Jetzt wollen wir noch zwei Finger lang schlafen. Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns. Ich muß noch einige Vorbereitungen für mir die Zeremonie des Weges zur Schönheit treffen, und du mußt dabei helfen.«
    Flechte drängte sich dichter an ihre Mutter und barg ihr Gesicht zwischen Wühlmaus' weichen Brüsten. Sie versuchte zu schlafen, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu der verzweifelten Stimme der unbekannten Frau zurück.

KAPITEL 4
    »Dachsschwanz!« rief Heuschrecke.
    Er lag in der Inneren Kammer im grellen Licht der Feuerschalen und hörte die Angst in ihrer Stimme.
    Lautes Kreischen und Flehen um Gnade hallten durch den Tempel.
    »Dachsschwanz! Hörst du mich?«
    Sie beugte sich über ihn. Mit zitternden Fingern hob sie sein Augenlid, um festzustellen, ob er noch lebte. Als suche er nach Halt, kratzte Dachsschwanz schwach mit den Fingernägeln über den Boden.
    Der durchdringende Geruch nach Blut und die hämmernden Schmerzen in seinem Kopf bereiteten ihm Übelkeit. »Hilf- hilf mir .
    Heuschrecke legte einen Arm unter seine Achseln und half ihm vorsichtig, sich aufzusetzen. Die Wunde in Dachsschwanz' Unterarm pochte unangenehm, aber schlimmer war der gallenbittere Geschmack auf seiner Zunge. Sein Magen drehte sich um. Die Bilder vor seinen Augen verschwammen, er sah doppelt. »Schnell, sag, was ist passiert?«
    Heuschrecke hockte sich neben ihn

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