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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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unter ihren Füßen veränderten sich.
    Die Menschen müssen große Furcht empfunden haben …

PROLOG
    Viel hat sich in den letzten hundert Jahren nicht verändert, dachte Mary Crow Dog, als sie den langweiligen Konferenzraum im Distriktamt des Bureau of Land Management betrachtete. Wie all die anderen Konferenzräume, die sie bisher kennengelernt hatte, war er mit einem vier Meter langen Tisch ausgestattet, an dessen Seiten zwanzig Stühle ordentlich aufgereiht waren. An der Nordseite befanden sich große Fenster, und der Kaffee roch so, als hätte er seit drei Tagen auf der Wärmeplatte gestanden.
    Eine große Karte von Südkalifornien hing an der Wand. Weiße Flächen waren Privatland, Gelb stand für vom Bureau of Land Management verwaltetes öffentliches Land, und Grün markierte die Staatsforsten.
    Ein Jahrhundert zuvor hätte es ebenfalls eine Karte gegeben, wenn auch handgezeichnet und voller Schmutz- und Fettflecken, und die Gesichter der Regierungsangestellten hätten ganz ähnlich ausgesehen wie die, die sie nun vor sich hatte: voll selbstgefälliger Überheblichkeit, die nur mit einer dünnen Tünche künstlicher, professioneller Liebenswürdigkeit überzogen war. Statt von der Nachmittagssonne wurde die Konferenz von Leuchtröhren erhellt, und statt um eine Feuerstelle versammelten sie sich um einen Tisch mit Holzfurnier.
    Während Mary ihre Akten aufschlug, kamen - leise plaudernd, Kaffeetassen in der Hand und Notizblöcke oder Hefter aus dünnem Papier unter den Arm geklemmt allmählich immer mehr BLM-Angestellte in den Raum. Mit Büro-Small talk versuchten sie, die gespannte Atmosphäre zu lockern.
    Jeder einzelne gab sich alle Mühe, Mary zu übersehen.
    Ihr Verhalten und die unruhig hin und her wandernden Blicke hinterließen bei ihr den Eindruck, die Entscheidung sei schon gefallen. Das war ja nichts Neues. Dieses Treffen war, wie schon so viele andere, eine reine Formsache.
    Geduld, Mary, Geduld. Vielleicht hast du unrecht.
    Sie glättete mit einer Hand das braune Gabardinekleid, das sie für diese Gelegenheit gewählt hatte.
    Eine mit Perlen bestickte Schnalle verzierte den enganliegenden, handgearbeiteten Ledergürtel, der ihre schmale Taille betonte. Mary legte viel Wert darauf, ihre schmale Taille zu behalten. Sie sollte so bleiben wie damals, als sie an den Tanzwettbewerben bei den indianischen Powwows teilgenommen hatte. Ihr straff geflochtenes, glattes schwarzes Haar hatte sie mit zwei von Schoschonen gearbeiteten Rosenspangen festgesteckt.
    Ihr ganzes Leben lang war Mary eine Getriebene gewesen, besessen von der Leidenschaftlichkeit des Augenblicks, sei es nun beim Tanzen, beim Demonstrieren oder, wie diesmal, beim Schutz der Kulturgüter und religiösen Stätten der indianischen Amerikaner. Obwohl sie erst neunundzwanzig war, begannen sich doch schon die ersten Zeichen emotionaler Erschöpfung zu zeigen.
    Bleib ganz cool. Immer schön professionell. Sie stählte sich, indem sie Kraft aus der Macht bezog - aus der Stärke, die in ihrem Blut und in dem ihres Volkes lag. So etwas konnte man einem Weißen nicht erklären. Macht war in allem und jedem lebendig, doch ihre Wurzeln lagen in der Vergangenheit: in der Fähigkeit ihres Volkes, trotz der Unterdrückung und Einkesselung in Reservate, trotz Krankheit, Unterernährung und Unwissenheit, trotz Alkohol, Drogen und Mord am Leben zu bleiben.
    Vielleicht bedeutete ihr deshalb die Fundstelle, die sie kürzlich entdeckt hatten, so viel. Die Überreste waren eine Verbindung zur Vergangenheit, zu einer Zeit, als die Macht in indianischen Genen stark gewesen war und alles in der Welt durchdrungen hatte. Marys Großmutter war eine ehrfürchtig verehrte Medizinfrau gewesen, eine Heilerin, doch nur ein winziger Bruchteil ihrer Macht war auf Mary übergegangen. Sie betete, daß sie die heil durch die Regierungskonferenz bringen werde.
    Sie kannte die meisten der anwesenden BLM-Angestellten. Wesley Keene, der Distriktdirektor, hatte sich ihr gegenüber gesetzt und einen Stapel Papiere wie ein Statussymbol vor sich hingeworfen. Er trug Synthetikhosen aus Stretchstoff, ein weißes Frackhemd mit einer langweiligen Krawatte, und seine Taschen steckten voller Stifte. Inzwischen verstand Mary, nach welchen Grundsätzen Keene seine Position erreicht hatte. Wie die meisten Distriktdirektoren innerhalb des BLM war er befördert worden, weil er ein netter Kerl war er paßte ins Team - und nicht, weil man ihn als besonders klug oder tüchtig einschätzte.
    Der

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