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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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worum es geht.«
    »Na gut.« Jess lehnte sich zurück.
    Keene zeigte sein Plastiklächeln. »Wir waren ziemlich erschrocken, als wir erfuhren, daß die Arbeiten gestoppt worden sind. Ist diese Fundstelle wirklich so wichtig, Jess?«
    ,Absolut.« Jess zeigte auf das nächste Foto. »Das hier ist entscheidend. Seht ihr die Holzkohlenschicht, die der Bagger angeschnitten hat? Wir haben FGS und Steinsplitter von …«
    »Was für Splitter?« fragte Jacobs.
    »Steinsplitter«, fiel Mary ein, damit Jess den Mann nicht mit der ausführlichen Beschreibung jedes einzelnen Schlages langweilte, der nötig war, um einen Feuersteinbrocken in eine Clovis-Spitze zu verwandeln. »Die Splitter, die beim Herstellen von Steinwerkzeugen anfallen. Äh, wenn man Speerspitzen macht.«
    »Ah ja, richtig.«
    »Ihr habt also eine Kulturschicht?« fragte Riddler und blickte an seiner langen, dünnen Nase hinab.
    Bei jeder Bewegung blitzten seine Perlmuttknöpfe im Licht auf. »Ihr habt ja schon gesagt, daß sie den Berg heruntergerutscht ist. Ihr redet von einer Menge Verwertungen, oder? Warum denkt ihr eigentlich, daß hier irgend etwas noch in situ ist?«
    »Zusammenhängend«, übersetzte Mary für Jacobs. Er nickte, als hätte er das schon gewußt. Sie fuhr fort: »Der Wert einer Fundstelle beruht nicht nur auf den dort liegenden Gegenständen, sondern auch darauf, wie diese zueinander in Verbindung stehen. Die wertvollste archäologische Fundstelle ist eine, wo alles noch genau so angeordnet ist wie zu der Zeit, als die Menschen das Gebiet verlassen haben.«
    Jess' Enthusiasmus kühlte ab, als er Jack Riddler mit nüchternen Augen betrachtete. Das Gesicht des Regierungsarchäologen hatte einen Laßt-es-uns-hinter-uns-bringen-Ausdruck angenommen. »Schau dir das nächste Foto an, Jack.«
    Mary sah zu, wie Jess das Bild herausholte. Es zeigte das teilweise freigelegte Skelett eines Mannes.
    Der Raupenbagger hatte den linken Arm und den linken Hüftknochen weggerissen und die Rippen zertrümmert, doch durch schnelle Arbeit mit dem Handschäufelchen war eine Seite des noch immer intakten Schädels freigelegt worden.
    Mary führte aus: »Geologisch gesehen ist ein menschliches Skelett eine ziemlich zerbrechliche Angelegenheit. Nach den vorläufigen Daten sieht es nicht so aus, als hätten wir es mit Verwerfungen Gesteinsverschiebungen - zu tun. Es weist alles auf eine ungewöhnlich gut erhaltene Stelle hin.«
    Jacobs strich sich vorsichtig über das weiße Haar und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Mary hätte beinahe laut gelacht. Genau wie ein Washingtoner Politiker im Kreuzfeuer. Mit vorgestreckter Hand machte er kreisförmige Bewegungen in der Luft und warf ein:
    »Halten wir einmal fest: Ein indianisches Dorf ist einen Hang herabgerutscht, und Sie sind der Meinung, daß sein Zustand gut genug ist, um Ausgrabungen zu rechtfertigen. Ist das richtig?«
    »Richtig!« rief Jess, schon wieder mit den leuchtenden Augen.
    Jacobs warf einen kurzen Blick auf Mel Adams, der begonnen hatte, mit einem Stift auf den Tisch zu klopfen, während er seinen gelben Notizblock anstarrte. »Mel! Wie sieht es im Moment aus?«
    Der Ingenieur neigte den Kopf zur Seite und kratzte sich am stoppelkurzen Haar. »Bis spätestens Freitag müssen wir Valdez-Point betoniert haben. Wir arbeiten hier mit Netzplantechnik, um die Verschwendung von Regierungsgeldern möglichst zu vermeiden. Ihr kennt die Anweisungen für dieses Projekt. Wenn ein einziges Glied in der Kette bricht, haben wir ein logistisches Desaster am Hals.«
    Jess zog hastig das nächste Foto hervor und legte es auf den Tisch. »Das ist das Kind. Ein Neugeborenes, denken wir.«
    Jack Riddler zog die Stirn in Falten. »Zwei Grabstätten?«
    »Bis jetzt«, antwortete Mary ruhig. »Möglicherweise ist dort ein ganzer Friedhof.«
    »Wie steht es mit der Datierung?« fragte Riddler, doch lag in seinem Ton kein wirkliches Interesse.
    »Jess, du hast etwas von Paläo gesagt.«
    Auf Jacobs' Blick hin merkte Mary an: »Paläo bezieht sich auf paläo-indianisch. Wir wissen, daß diese Menschen von vor fünfzehntausend bis vor etwa achttausend Jahren in Nordamerika lebten. Sie waren Großwildjäger - Mammuts, Mastodons, kalifornische Löwen …«
    »Kalifornische Löwen?«
    Mary nickte. »Haben Sie jemals etwas von den La-Brea-Teergruben gehört? Als die ersten Menschen nach Kalifornien kamen, war die Umwelt wirklich ganz anders als heute. Wir glauben, daß die Menschen damals den Großtieren, wie Mammut,

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