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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Blasen. Nur ein paar stiegen an die Oberfläche, und sie wußte, daß sie aus den Lufttaschen in dem borstigen Tapirfell kamen.
    »Das geht in Ordnung«, wiederholte sie, mehr zu sich selbst als zu Wolkenmädchen. Doch ihre Augen verengten sich, als sie zum Abschluß noch einmal das Steilufer eingehend musterte. Sorgfältig suchte sie den Gipfel und die Rinne ab, die zum Fluß herunterführte.
    Am Boden der Rinne hockte ein Kormoran auf dem Ast eines kahlen Baumes, der vom Sturm angeschwemmt worden war. Der König der fischfangenden Vögel hatte seine Flügel ausgestreckt und trocknete sie in aller Ruhe in der Sonne. Ganz in der Nähe platschten zwei Waschbären den Fuß der Klippen entlang. Ein Fisch geriet in das Maul des größeren Anführers. Der kleinere Waschbär griff ständig danach und versuchte, ihn dem anderen wegzunehmen. Als der Anführer die Nase hochwarf und in einen ausgelassenen Galopp ausbrach, preßte Turmfalke den Mund zusammen.
    »Es ist nichts da, was die Tiere erschreckt, und dennoch kann ich nicht einmal tief Luft holen.«
    Hastig schob sie ihre Ahle in das Bündel zurück und band es so weit oben an Wolkenmädchens Kaninchenfellsack fest, daß es wohl über dem Wasser bleiben würde. Ohne noch länger zu warten, nahm Turmfalke die aufgeblasene Tapirhaut und watete in den Fluß hinaus. Sofort überzog sich ihr Bein mit einer Gänsehaut. Kurz darauf begann die Eiseskälte in ihre Haut zu beißen.
    »Du kannst das aushalten«, sprach sie sich selbst Mut zu, »bei Anbruch der Dunkelheit bist du sicher.«
    Wegen des besseren Gleichgewichts legte sie die Haut so, daß die Beine der Kuh zu beiden Seiten ihrer Hüften lagen. Vorsichtig, damit die Nähte keiner zu großen Belastung ausgesetzt wurden, griff Turmfalke die Haut und zog sich so weit darauf, daß ihre Brust mitten auf dem Bauch der Kuh lag. Die Haut tauchte halb unter. Turmfalke erlaubte sich ein Lächeln. Wolkenmädchen würde trocken bleiben, und sie selbst wäre nur von der Hüfte abwärts in dem bitterkalten Wasser.
    Als sie mit den Beinen schlug, um die Haut in die Strömung hinauszutreiben, blickte sie zum Steilufer zurück. Sie sah niemanden, doch ein hohler Schmerz zog ihr Herz zusammen. Sie fühlte sich, als würde sie von unmenschlichen Augen beobachtet. Turmfalke biß die Zähne zusammen, um das plötzliche Entsetzen zu verdrängen, von dem ihr Magen sich verkrampfte,.
    Sie schlug heftiger mit den Beinen.
    Dann wurden sie von der Strömung erfaßt und mitten in den dahinschießenden Fluß gewirbelt.

8. KAPITEL
    Frühlingsmädchen war mit ihrer üblichen Unberechenbarkeit wie ein Blitz in die hohen Berggipfel gefahren, hatte die düsteren Winterwolken vertrieben und eine blendende Flut von Sonnenstrahlen eingelassen. Morgen mochte es schon wieder schneien, doch heute war die Welt von Wärme durchdrungen. In dem fernen Mammutgebirge schimmerten Gletscherfelder weiß gegen den mit Schneefetzen bedeckten grauen Hintergrund der zerklüfteten Felsen, die die eisgefüllten Rinnen umrahmten und in die blaue Weite des Himmels stachen. Doch hier, ein paar Tage von der Küste entfernt, hatten die auf den Hängen wachsenden wintergrünen Tannen und Kiefern ihre Schneekappen bereits verloren, und der kalte, weite Körper des Berges hatte nun, wo er endlich aufwachte und sich in der Wärme ausstreckte, zu stöhnen und zu knirschen begonnen.
    Berufkraut atmete tief durch, während er mühsam den schlammigen Pfad emporstieg. Der volle Geruch von Wasser, kräftig duftender Erde und würzigen Nadelhölzern paßte gar nicht zu dem unangenehmen Gefühl in seinen aufgeweichten und von den durchnäßten Mokassins wundgeriebenen Füßen. Der Sonnenuntergang hatte eingesetzt und den Duft von schmelzendem Schnee und frischem Gras noch verstärkt. Rein und klar drang er in seine Seele.
    Sein Bruder Balsam folgte ihm geräuschlos und hielt dabei nach Tieren Ausschau, die vielleicht von den langen Monden der Dunkelheit und Kälte geschwächt waren. Ihr knurrender Magen erinnerte sie beständig daran, daß sie seit dem frühen Morgen nichts gegessen hatten. Der erst zwölf Sommer alte Balsam war noch schmal in den Schultern, und die Kleider hingen an seinem mageren Körper herab wie die Haut eines nach dem Winter ausgezehrten Bisons.
    Berufkraut war zwei Sommer älter als sein Bruder und einen Kopf größer. Durch sein ständiges Training mit Wurfspeer und Atlatl war er um einiges breiter und muskulöser. Dennoch sahen die Jungen sich mit ihren runden

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