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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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alleine finden. Auf diese Weise brauchst du dir über nichts Sorgen zu machen. Ich möchte, daß du wieder anfängst zu träumen.
    Ich habe das Gefühl, daß es das einzige ist, was wirklich wichtig ist. Und ich habe dich davon abgehalten. Es tut mir sehr leid. Bitte verabscheue mich nicht, weil ich dich abgelenkt habe.«
    »Turmfalke, ich habe dir schon gesagt, daß ich dich nicht…«
    So schnell wie ein von einem Kojoten verfolgter Marder drehte sie sich um und wollte davonrennen.
    Er warf sich auf den Bauch und bekam die Fransen ihres Saums zu fassen. Sie stieß einen leisen, verzweifelten Ton aus und blieb stehen.
    Er zog leicht an den Fransen. »Turmfalke!«
    Als sie sich nicht umdrehte, um ihn anzusehen, zog er stärker, so daß sie rückwärts stolperte.
    »Sonnenjäger, bitte! Laß mich gehen.«
    »Nein. Ich kann sehen, daß du recht hast. Wir müssen miteinander sprechen. Setz dich hier neben mich, bitte.«
    Sie ließ sich widerwillig auf die Knie sinken, weigerte sich aber, ihm in die Augen zu schauen, hielt statt dessen den Blick stur auf den Sand gerichtet. Das Licht der Sterne legte sich silbrig auf ihre hohen Wangenknochen und glitzerte in den vom Wind zerzausten Strähnen ihres langen Haares.
    »Halb sitzt du, halb nicht, hm?« meinte er.
    »Ich bin hier.«
    »Ja. Das bist du.« Er ließ ihr Kleid los und gab ihr einen beruhigenden Klaps. »Danke.«
    Er winkelte die Beine an und legte die Arme darum. »Ich möchte gerne ehrlich mit dir sein. Ist dir das recht?«
    »Das wäre mir sehr lieb.«
    Er holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus, wie um sich gegen seine eigene Dummheit zu wappnen. Was konnte er sagen, ohne sie zu verletzen? Und wie sollte er es sagen? Turmfalke war offenbar schon gespannt.
    »Das hier ist schwierig für mich«, begann er. »Ich bin …«
    »Ich weiß, daß du verärgert bist, Sonnenjäger, und der Grund dafür bin ich. Den ganzen Tag lang habe ich mir gewünscht, ich wäre tot, dann hättest du diesen Schmerz nicht.«
    Er fühlte einen Stich im Herzen. Nein, Turmfalke. So etwas darfst du nicht sagen. Er schaute ihr junges, von Schuldgefühlen gezeichnetes Gesicht an und fühlte sich sehr alt. Ein wenig wehmütig dachte er an die längst vergangene Zeit, bevor er ein Träumer geworden war. Ein zärtlicher Schmerz rührte an sein Herz. »Turmfalke, du hast bestimmt schon gemerkt, daß ich begonnen habe, dich zu lieben Aber …«
    »Das tut mir leid, Sonnenjäger. Ich wollte nie …« »Aber das ist nicht der Grund für meine Sorge«, unterbrach er sie. Er hatte das Gefühl, daß ihr die Situation peinlich sein könnte, und den Gedanken konnte er nicht ertragen. »Ich könnte meine Gefühle für dich überwinden. Zumindest«, er lächelte verkrampft, »glaube ich, das zu können. Ich will nur sagen, daß die Träumer in Tausenden von Jahresumläufen gangbare Wege gefunden haben. Mich beunruhigt aber, daß ich offensichtlich diese Gefühle für dich haben soll.« Er machte sich auf erstaunte Fragen oder ein überraschtes Schweigen gefaßt.
    Sie hob den Blick und starrte ihn mit zermürbender Ruhe an »Warum?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich dachte, so etwas wäre schlecht für Träumer.«
    »Normalerweise ist es das auch. Manche Träumer schaffen es, die Verantwortung ihrer Familie gegenüber mit der Verantwortung gegenüber der Macht in. Einklang zu bringen. Aber sie sind sehr selten.«
    Turmfalke setzte sich mit angezogenen Beinen seitlich auf ihren linken Oberschenkel und stützte sich mit einer Hand im Sand ab. Die Beunruhigung in ihrer Stimme war rührend.
    »Sonnenjäger, warum sollte Mammut-Oben dir ein Hindernis in den Weg stellen, wo du dich doch so sehr darum bemühst, ihre Kinder zu retten?«
    »Bist du ein Hindernis, Turmfalke?«
    »Was sonst könnte ich sein? Ich meine …«
    »Ich habe den ganzen Tag versucht, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Mammut-Oben hat sehr viel Aufwand betrieben, um sicherzustellen, daß du und ich noch für eine Reihe von Tagen zusammenbleiben. Sie ist meine Geist-Helferin. Ich vertraue ihr. Aber ich verstehe es nicht. Ich sehe nur einen Grund, warum Mammut-Oben unser Zusammensein veranlaßt haben könnte: daß entweder du oder deine Tochter mir helfen kann, das Problem zu lösen, das ich gegenwärtig mit dem Träumen habe.« Leicht fuhr er mit einem Finger über den Sand, der die Spitze seines rechten Mokassins bedeckte. »Es ist sehr gefährlich für Mammut-Oben, uns zusammenzuzwingen. Sie könnte mich verlieren. Das

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