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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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den Pfad hinauf.
    Als er fast die Hügelkuppe erreicht hatte, entdeckte ihn der Kondor und warf sich mit einem schrillen Schrei in die Luft.

31. KAPITEL
    Sonnenjäger saß in der von Sternen erhellten Dunkelheit am Rand des Wassers. Die Knie hatte er angezogen und die Ellbogen darauf gestützt. Seit sie das Otter-Klan-Dorf verlassen hatten, hatte er nichts mehr gegessen, weil er fürchtete, daß sein rebellierender Magen nichts bei sich behalten würde.
    In seinem Innern wand und drehte die Furcht sich wie ein lebendes Wesen.
    Viel weiter weg kniete Turmfalke vor einem Feuer, das zu roter Glut herabgebrannt war. Sie hatte die Nachtlager hergerichtet und Abendessen und Tee zubereitet. Dabei hatte sie kein Wort gesprochen und ihn für sich gelassen. Nun legte sie sich eine Wapitihaut über die Schultern und schnürte ihr Kleid vorne auf, nahm Wolkenmädchen an die Brust und streichelte das trinkende Baby gedankenverloren.
    Turmfalkes hübsches Gesicht war angespannt und blaß.
    Was für ein Spiel spielen wir hier, Mammut-Oben? Sonnenjäger hob einen großen Kiesel auf und warf ihn in den schwarzen Leib des Ozeans. Mit mir kannst du tun und lassen, was du willst, aber Turmfalke hat das nicht verdient. Alles, was sie will, ist ein Zuhause.
    Sie hatten ihr Lager im Freien auf einer schmalen, sandigen Landzunge aufgeschlagen. Mutter Ozean umgab sie rastlos wogend von drei Seiten. Aus dem Sand sprossen die lavendelfarbenen Blüten von ein paar Strandastern, doch sonst wuchs hier gar nichts. Wachsam pirschte Windmädchen auf der Suche nach Beute den Strand entlang. Sie krallte ihre eisigen Finger in Sonnenjägers Kleider, um ihn zur Vernunft zu bringen und zu warnen.
    Aber Sonnenjäger brauchte keine Warnung. Er verstand die Zeichen problemlos. Mammut-Oben hatte Turmfalke zu ihm gebracht.
    Mammut-Oben hatte den Otter-Klan verjagt, so daß er gezwungen war, mit Turmfalke zusammenzubleiben.
    … Weil Mammut-Oben wußte, was mit ihm geschah.
    Die Stärke seines Gefühls überraschte ihn. Er kannte Turmfalke ja erst seit kurzer Zeit. Und doch schien es ihm so, als hätte sie schon immer seine Träume belebt. Er strich sich mit der Hand durch das Haar und schüttelte den Kopf.
    Helfer winselte.
    Sonnenjäger drehte sich um und schaute ihn an. Der Hund lag mit dem Kopf auf den Pfoten hinter ihm und betrachtete die Welt mit seinen großen, braunen Augen. Auf den kahlen Stellen wuchs nun ein Flaum schwarzen Fells. »Warum hast du dich nicht dazwischen gestellt, Helfer? Du bist doch hier, damit ich auf dem richtigen Pfad bleibe. Damit ich meine Pflichten gegenüber den Geistmächten nicht vergesse.«
    Helfer konnte vor Müdigkeit die Augen nicht mehr offenhalten, stöhnte und wälzte sich auf die Seite.
    Sonnenjäger kratzte sich am Ohr. »Geist-Helfer, kannst du nicht einmal wach bleiben, wenn ich mit dir rede?«
    Als Wolkenmädchen aufgehört hatte zu trinken, legte Turmfalke sie zwischen zwei weiche Wapitihäute und sprach eine Zeitlang leise mit ihr. Sonnenjäger konnte das Baby als Antwort sanfte Töne ausstoßen hören und sah, wie Turmfalke sich vorbeugte, um ihre Tochter auf die Stirn zu küssen.
    Turmfalke stand da und schaute zwischen Wolkenmädchen und Sonnenjäger hin und her. Es war deutlich, daß sie sich zu entscheiden versuchte, ob sie ihn stören solle oder nicht. Dann ging sie energisch los und kam über den kühlen Sand auf ihn zu.
    Sonnenjäger sah zu, wie sie sich näherte. Das Herz schlug ihm bis in den Hals. Sie ließ sich Zeit. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, um den Wind abzuhalten. Als sie ihm gegenüberstand, zögerte sie einen Moment, bevor sie sich niederkniete, um ihn anzuschauen.
    Er lächelte sie an. »Was ist, Turmfalke?«
    »Kann ich mit dir sprechen?«
    »O ja, natürlich.«
    Sie biß sich auf die Lippen. »Sonnenjäger, ich habe Angst. Ich fürchte, du verabscheust mich vielleicht, weil…«
    »Nein, ich verabscheue dich nicht.«
    Sie hörte nicht auf ihn und fuhr schnell fort: »Aber du verabscheust mich nicht halb so sehr, wie ich mich selbst verabscheue. Ich weiß, daß ich eine Last für dich bin. Ich halte dich vom Träumen ab. Mir ist wirklich nicht klar, warum wir zusammengeworfen worden sind…«
    »Aber das sind wir.«
    »Richtig. Und das ist das Problem, oder?«
    »Ja«, antwortete er sanft.
    »Es tut mir so leid.« Ihr Gesicht verzerrte sich vor Elend. Sie stand auf und blickte traurig zu ihm hinunter. »Morgen gehe ich weg, Sonnenjäger. Ich kann das Otter-Klan-Dorf

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