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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nicht gesagt. Vielleicht wußten sie es nicht. Aber …«
    »Sie wissen es immer. Sie sprechen nur aus bestimmten Gründen nicht darüber.« Mit einer Handbewegung entschuldigte er sich. »Verzeih. Mach weiter. Was haben sie noch gesagt?«
    »Nichts. Nur daß du lernen solltest, über die Pfade zu fliegen.« Sein Gesicht drückte Überraschung aus. »Ich habe das schon früher getan. Einmal auf dem Rücken der Donnerwesen. Und einmal mit der Hilfe von Großmutter Kondor.« Er ballte die Hand. »Aber sie haben mich nur mitgenommen, weil sie dachten, ich sei tot.«
    Turmfalke hielt mitten im Kauen inne. »Tot?« Bei der Erinnerung blinzelte er. »Das erste Mal hatte ich so lange geträumt, daß Gute Feder mich für tot erklärte. Sie konnte meinen Herzschlag nicht mehr fühlen, bereitete daher meinen Körper für die Bestattung vor und rief die Donnerwesen herab, sie sollten kommen und meine Seele holen. Und das taten sie. So habe ich Wolfsträumers Lichtzelt erreicht.«
    »Und damals hat er dir das Labyrinth gegeben?«
    Sonnenjäger nickte. »Ja. Damit ich ihn wiederfinden konnte - ohne die Hilfe der Donnerwesen.«
    »Aber warum haben die Geister dann gesagt, daß du fliegen solltest?«
    »Sie wollen wohl damit ausdrücken, daß ich der Hexerei nichts entgegensetzen kann und das Labyrinth jetzt wertlos ist.« Er lehnte sich bestürzt zurück. »Normalerweise ist es leicht, einen Hexer zu erkennen, und es genügt, ihn zu bedrohen, um ihn zum Aufhören zu zwingen. Ich mußte noch nie einen bekämpfen.« Ein Kältegefühl legte sich auf sein Herz - dasselbe Herz, das noch vor wenigen Augenblicken so glücklich gewesen war. »Vielleicht ist die Zeit jetzt gekommen.«
    Turmfalkes Augen schienen dunkler und größer zu werden. »Es muß ein Hexer mit sehr viel Macht sein, Sonnenjäger. Ich konnte das Gewirr der Pfade sehen. Sie waren verdreht und verknotet, und manche wirbelten sogar ins Nichts.«
    »Aber mir fällt niemand ein, der so etwas …« Seine Seele eilte zurück zu dem Tag des Angriffs der Mammuts auf das Otter-Klan-Dorf, und er hörte einen schrillen, triumphierenden Schrei. »Klebkraut?
    Nein. Nein, das ist nicht möglich. Er ist nicht so machtvoll oder so böse. Oder vielleicht doch?«
    »Wer?«
    »Er ist ein Träumer. Zumindest behauptet er, einer zu sein. Vom Otter-Klan.«
    »Sonnenjäger«, Turmfalkes Stimme war ernst geworden, »ärgere dich nicht über das, was ich jetzt sage, aber du scheinst nicht zu erkennen, in welchem Ausmaß die Menschen Böses in ihrer Seele nähren können. Du liebst alles und jeden. Das Mißtrauen gehört nicht zu deiner Natur. Ich aber habe den Haß hautnah kennengelernt und weiß, wie tief die menschliche Seele sinken kann. Denk nach. Könnte Klebkraut ein Hexer sein?«
    »Er ist der einzige Mensch, der mich vielleicht gerne davon abhalten würde, das Land der Toten zu betreten. Er hat sich schon immer über mich geärgert.«
    Sonnenjäger ballte die Hände zu Fäusten. Sein Magen verkrampfte sich vor Wut. Der Mund war eine harte Linie geworden. Wie konnte der Tag, der so wundervoll begonnen hatte, so schnell in diese finsteren Tiefen hinabgestiegen sein? So wütend war er seit Jahresumläufen nicht mehr gewesen. Wie dumm er gewesen war. Er hatte nie auch nur den Gedanken gehabt, daß seine Probleme durch Hexerei verursacht sein könnten. Während vieler Jahresumläufe hatte er Klebkraut verteidigt. So wie er jeden Träumer verteidigt haben würde. Er wußte, wie viele Forderungen die Macht stellte. Niemals würde er jemanden verurteilen, wenn er keine eindeutigen Beweise hätte.
    Blind! Ich habe an die guten Seiten im Menschen geglaubt. Und dadurch bin ich in eine so schreckliche Finsternis geraten, als wären mir die Augen ausgebrannt.
    »Vielleicht ist es ja nicht dieser Klebkraut«, fuhr Turmfalke fort, »sondern ein anderer. Selbst wenn Klebkraut dich verabscheut, hat er keinen Grund, dich am Betreten des Landes der Toten zu hindern.
    Er weiß ja, daß das Überleben der Mammuts von dir abhängt. Träumer wissen doch solche Dinge, oder?«
    »Vielleicht denkt er, selber dorthin gelangen zu können.« Sonnenjäger schob seine Schale mit Muscheln beiseite. Er hatte keinen Hunger mehr, stützte die Ellbogen auf die Beine und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Ich würde ihm gerne alles überlassen, wenn ich glaubte, daß er das kann. Ich weiß nicht, warum die Macht auf diese Weise vorgeht - nur einen Träumer auswählt, statt zehn oder zehn mal zehn.«
    »Vielleicht ist

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