Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
kam kein fröhlicher Lärm.
    Tannin schaute Stechapfel an. »Das ist ein düsteres Dorf, Bruder. Denkst du, man weiß dort etwas über Turmfalke?« »Das werden wir sehen.«
    Als die Männer auf dem Dorfplatz sie durch die Brandung heranwaten sahen, standen sie auf und tuschelten miteinander. Ein kleiner, mit einem abgetragenen, rußbefleckten Bärenledermantel bekleideter Mann kam die Arme schwenkend auf sie zugelaufen.
    »Was sagt er?« fragte Tannin beunruhigt. Die Miene des Mannes drückte Entsetzen aus.
    »Ich weiß es nicht.«
    Dann erreichten die Worte sie: »Geht zurück! Kommt nicht näher! Wir haben eine Krankheit im Dorf!«
    Stechapfel ergriff Tannin am Ärmel, und beide blieben abrupt am Rand des Wassers stehen. Möwen schössen schreiend über ihre Köpfe hinweg. Der kleine Mann kam bis auf sechs Meter an sie heran und verlangsamte dann seinen Schritt. Abwehrend streckte er ihnen die Hände entgegen, damit sie stehen blieben. Er hatte ein ältliches Gesicht und weiße Zöpfe.
    Stechapfel rief: »Danke für die Warnung! Wir suchen eine Frau.«
    »Was für eine Frau?«
    »Ihr Name ist Turmfalke. Sie ist meine Frau, jung und sehr hübsch. Sie hat ein Neugeborenes bei sich.«
    Der Mann nickte. »Ja. Wir haben von dir gehört. Du bist der Händler von der Seenplatte.«
    Ruhig erwiderte Stechapfel: »Der bin ich. Habt ihr meine Frau gesehen?«
    »Nein.«
    »Habt ihr irgendwelche Männer vom Schwarzwassertal-Klan gesehen? Wir wollten uns hier in der Nähe treffen.«
    Der Mann stemmte die Hände in die Hüften. »Meinst du Milan und seine Brüder?«
    »Ja. Die meine ich. Sind sie hier?«
    »Nein. Sie sind vor vielen Tagen hier durchgekommen und wollten zum Otter-Klan.«
    Stechapfel ballte die herabhängenden Hände zu Fäusten, und Tannin rauschte das Blut in den Ohren.
    »Wir wollen auch zum Otter-Klan«, sagte Stechapfel. »Weißt du, wo das neue Dorf liegt?«
    Der Mann zögerte erst und antwortete dann: »In den Vorbergen. Zwei Tagesmärsche östlich von hier.
    Ein paar von unseren Jägern sind vor wenigen Tagen durch das Dorf gekommen. Kehrt zur anderen Seite des Hügels zurück. Dort findet ihr einen Pfad, der in die Berge hinaufführt. Das neue Dorf liegt an diesem Pfad. Ihr könnt es nicht verfehlen.«
    »Danke!« rief Stechapfel und begann sich zurückzuziehen.
    »Wartet! Wartet, bitte«, rief der Mann und machte zwei Schritte auf sie zu. »Bitte, habt ihr Sonnenjäger gesehen? Oder gehört, wo er ist? Wir brauchen ihn dringend. Wir haben unsere Boten überall hingeschickt, aber niemand hat ihn entdeckt. Habt ihr irgend etwas gehört?«
    »Nein.« Stechapfels Gesicht verzog sich vor Abscheu. »Wir haben nichts gehört.«
    Stechapfel lief an Tannin vorbei, aber Tannin stand immer noch da wie angewurzelt und sah dem Mann in die gequälten Augen. Der Älteste befeuchtete die Lippen und schluckte mühsam. Freundlich hob er eine Hand.
    »Falls ihr zufällig Sonnenjäger trefft«, rief der Mann, »dann sagt ihm bitte, daß wir ihn brauchen!«
    Tannin nickte und trat etwas zurück. Sonnenjäger. Immer Sonnenjäger. Alle denken, daß sie ihn brauchen.
    Er drehte sich um und rannte hinter Stechapfel her.

34. KAPITEL
    Sonnenjäger faltete die Häute zusammen, mit denen sie den Rahmen der Schwitzhütte überzogen hatten, und packte sie sorgfältig auf Helfers Schleppgestell. Die gebogenen Rahmenstangen standen nun nackt da und glänzten rötlich im Morgenlicht. Die Espenblätter raschelten leise in dem aus den Vorbergen kommenden Wind. Vater Sonne hatte Morgenrötekinds Feuer noch nicht vollständig verjagt, und in jeder Wellengrube sammelten sich purpurfarbene Schatten. Endlose Ketten von Brechern warfen sich nach Norden. Seevögel flogen durch die Luft, ihre Schreie schallten herüber. Als dunkle Silhouetten glitten sie am Himmel dahin.
    Lachend stieg Turmfalke aus dem Meer. Sie hatte einen Lederbeutel voll Muscheln gesammelt.
    Sonnenjäger hatte sie seit geraumer Weile heimlich dabei beobachtet, wie sie durch das flache Wasser watete und Muscheln für das Frühstück suchte. Die Größe und Farbe der Muscheln schienen sie zu erstaunen … wie jeden, der nicht von der Küste kam.
    Die Muscheln waren beinahe dreißig Zentimeter lang und hatten eine wunderbare violette, von einer braunen Haut überzogene Schale. Die Haut war geriffelt. Innen glänzten die Muscheln gräulich-weiß.
    Mit faserigen Sekretfäden klammerten sie sich in der Gezeitenzone an Felsen.
    Lange bevor Sonnenjäger aufgewacht war, hatte

Weitere Kostenlose Bücher