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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ein Mensch kann von dem Gift sehr krank werden.«
    Turmfalke zog die dunklen, anmutig geformten Brauen zusammen. Sie schien über alles, was er sagte, mit großer Ernsthaftigkeit nachzudenken. »Und in anderen Jahreszeiten fressen sie diese Tierchen nicht?«
    »Wenn sie könnten, würden sie es schon tun, aber diese Tierchen gedeihen nur bei warmem Wetter.«
    »Ich darf die großen Muscheln nur in den kalten Monden sammeln«, sagte sie, wie um es sich besser einzuprägen. »Gut. Danke, daß du mich aufgeklärt hast. Auf der Seenplatte gibt es keine solchen Muscheln.« Um ihren Mund spielte wieder ein Lächeln. »Ich bin sicher, daß sie gar sind. Kannst du zum Essen kommen?«
    Turmfalke stellte die Schalen hin und schöpfte fünf Muscheln in seine Schale und drei in ihre. Dann gab sie ihm die Schale nicht direkt, sondern stand auf und trug sie zu ihm hinüber, kniete sich vor ihm hin und stellte sie zeremoniell zu seinen Füßen nieder. Sie schaute zu Boden, als wartete sie auf eine anerkennende Bemerkung.
    Sonnenjäger furchte die Stirn, legte eine Hand unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und blickte in ihre leuchtenden Augen. »Ich weiß nicht, wie man es bei eurem Volk hält, aber für mich brauchst du das nicht zu tun. Kämest du von meinem Klan, würde ich ohne deine Zustimmung keine einzige Entscheidung treffen. Ich würde im Dorf deiner Mutter mit dir leben. All mein Besitz würde dir gehören unser Zelt, unsere Kinder, alles außer meinem Heiler-Bündel. Heilige Dinge darf ich besitzen, aber nur diese. Mein Volk bestimmt die Abstammung über die weibliche Linie. Die Männer beschließen, nachdem ihre Entscheidungen von den weiblichen Ältesten des Klans gebilligt worden sind.«
    Eifrig sagte sie: »Eiskraut hat mir davon erzählt. Darum hat er gesagt, ich sei nicht seine Kusine.«
    Diese Tatsache schien wichtig für sie zu sein, als würde sie sie von unerträglichen Verbrechen reinwaschen. Er seufzte leise. Er wußte nicht sehr viel, zumindest nicht im Bereich der menschlichen Gefühle, aber die durch Selbstvorwürfe erzeugten Qualen verstand er sehr gut. »Das ist richtig. Bei meinem Klan wären Eiskraut und du nicht Vetter und Kusine gewesen.«
    Turmfalke ließ den Blick auf die Muscheln in seiner Schale sinken. Das kochende Wasser hatte die braune Haut schrumpfen lassen und die schöne violette Schale darunter zum Vorschein gebracht.
    Einen Moment hockte sie still da. Dann ergriff sie Sonnenjägers rechte Hand, spreizte seine Finger und preßte seine Handfläche sanft gegen ihre Wange. Seine Haut fühlte sich kühl und weich an. »Du bist so gut zu mir.«
    »Ich habe nicht versucht, gut zu dir zu sein, Turmfalke. Ich war einfach ehrlich.«
    Sie küßte seine Handfläche und ließ sie los. Plötzlich nahm ihr junges Gesicht einen ernsten Ausdruck an. »Sonnenjäger, in der Nacht hatten wir keine Zeit, aber wir müssen bald über das Land der Toten sprechen, sobald du bereit bist.«
    Der Klang ihrer Stimme ließ ihn erschauern. »Ich bin bereit. Worüber wolltest du sprechen?«
    Turmfalke beugte sich zur Seite, nahm ihre Schale mit Muscheln wieder auf und setzte sich dann mit der Holzschale im Schoß neben ihn. Mit beiden Händen brach sie die erste Muschel auf und löste das Fleisch aus der Schale. Es dampfte vor Hitze. ,,Als ich auf der Suche nach dir war, Sonnenjäger, habe ich Stimmen gehört. Ich weiß nicht, wem die gehörten oder woher sie kamen, aber ich muß dir berichten, was sie sagten …«
    »Es waren die Geister deines Gemäldes, Turmfalke. Ich habe sie auch gehört. Sie haben mir geholfen, die erste Falle auf dem Pfad zu vermeiden.«
    Sie schaute verblüfft auf. »Daher also kamen die Stimmen?«
    »Ja. Haben die Geister des Gemäldes dir etwas gesagt, was sie mir verschwiegen?«
    »Nun, ich … ich weiß es nicht.« Sie biß in das Muschelfleisch und kaute bedächtig. »Sie sagten:
    ,Turmfalke, du wirst Sonnenjäger niemals finden, wenn du auf den Pfaden bleibst. Jemand hat sie verhext. Du mußt darüber hinwegfliegen. Sag das Sonnenjäger.' Ich habe es nicht richtig verstanden, doch als ich über das Gewirr der Pfade sprang, wußte ich, aus welcher Richtung du riefst. Daraufhin habe ich mich nach einer orangefarbenen Spitze am Horizont gerichtet. So habe ich dich gefunden.«
    Sonnenjäger fühlte sich, als hätte sie ihm gerade einen Tritt in den Magen gegeben. »Jemand hat sie verhext! ' Wie? Ich meine, wer? Wer ist der Hexer?«
    Turmfalke schüttelte den Kopf. »Das haben die Geister mir

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