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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Problem bei Purpur ist nur, daß die Farbe mit der Zeit ausbleicht, und deshalb braucht Wiesenlerche immer wieder neue Hemden. Für so ein Hemd gibt er uns einige seiner Dachsschalen.«
    »Seiner was?« Schwarzschädel sah Otter ärgerlich an.
    »Dachsschalen. Seine Töpfer machen Schalen mit einem Dachskopf auf der einen Seite und einem Dachsschwanz auf der anderen. Das sind die Griffe. Nur die Töpfer vom Braunwasserclan stellen solche Schalen her.«
    »Und was machen wir damit?«
    »Die brauchen wir für Wapitifuß, den Ältesten vom Schwarzpappelclan. Der ist ganz verrückt nach diesen Dachsschalen, die er als Opfergaben für seine Ahnen verwendet. Er füllt sie mit Samen und stellt sie als Zeichen seiner Hochachtung für den Geist seines Urgroßvaters auf dessen Grabhügel.
    Dafür bekommen wir von ihm ein paar seiner Krüge mit Honigbier.«
    »Und das trinken wir?«
    »Nein, das bringen wir zu Großer Ring vom Gipfelclan. Ihr Besitz befindet sich südlich der Mündung des Schlangenflusses. Für das Honigbier gibt uns Großer Ring einen gegerbten Bisonmantel, den er im Herbst von den Flachlandbewohnern bekommen hat.«
    »Und den Bisonmantel tauschen wir dann woanders wieder ein?«
    fragte Schwarzschädel.
    »Du lernst schnell.«
    »Du bekommst dabei doch nie Waren von Wert. Scheint mir ziemlich langweilig zu sein, Händler.«
    Schwarzschädel murmelte und paddelte mit aller Kraft.
    Nach einer Weile nahm Schwarzschädel sein Paddel ins Boot und drehte sich um. »Warum tauschen wir eigentlich nicht die Haifischzähne direkt gegen den Bisonmantel ein - und fertig?«
    Otter versuchte, mit seinem Gewicht die einseitige Belastung durch Grüne Spinne auszugleichen, der sich über Bord gelehnt hatte und das Wasser beobachtete. »Weil jeder Händler, der flußaufwärts fährt, bei Großer Ring Haifischzähne eintauschen will. Das Gebiet des Gipfelclans liegt vor dem Zusammenfluß der Ströme, und deshalb muß jeder, der dort vorbeikommt, flußaufwärts wie abwärts, durch den Besitz des Clans. Zufällig weiß ich, daß Großer Ring Honigbier liebt. Doch da er und Wapitifuß sich hassen, bekommt Großer Ring nicht soviel Bier, wie er haben will.«
    »Dann geben wir ihm doch gleich mehr Haifischzähne und sparen Zeit«, meinte Schwarzschädel.
    Otter seufzte. »Ach, dafür taugst du nicht, Schwarzschädel.«
    »Aber ich verstehe nicht -«
    »Laß es gut sein.«
    Sternmuschel erwachte. Sie hatte einen schrecklichen Traum gehabt. Sie war von brennenden Leichen umgeben gewesen, die alle mit Feuerfingern nach ihr gegriffen hatten. Ein in Flammen stehender Berg war in einen rötlichen, rauchverschmutzten Himmel gewachsen - nicht ein Berg, wie sie ihn kannte, sondern ein ungeheurer Felsbrocken, der steil und majestätisch emporragte. Die bewaldeten Hänge hatten in Flammen gestanden, und es schrien Menschen, die verbrannten.
    Ein dicker Mann, mit Fellen bekleidet, war mit winkenden Armen in den Flammen auf sie zugerannt.
    Er hatte Funken gesprüht und die Bäume in Brand gesetzt.
    Mit sanften Fingern strich sie über ihre müden Augen, als könnte sie sich diese lebhaften Bilder aus dem Gedächtnis reiben: Flammen, brennende Menschen, brennend wie die Leiche ihres Mannes, die jetzt schon zu Asche geworden war.
    Sie hatte früher schon Träume gehabt, die ihr vom Geist der Macht geschickt worden waren - Visionen von fremden Menschen und entlegenen Orten. Aber die schrecklichen Bilder dieses Traums waren in ihre Seele eingebrannt und vergingen nicht mehr.
    Ganz ruhig, Sternmuschel, du bist erschöpft, das ist alles. Sowie die grauenhafte Erinnerung an den Tod deines Mannes verblaßt ist, wird alles wieder in Ordnung kommen.
    Sternmuschel schaute zum Dach der Hütte hinauf. Rindenstücke waren wie Dachziegel übereinandergelegt und mit groben Schnüren an den Dachbalken festgebunden. Die Hütte war offenbar alt und müßte instand gesetzt werden.
    »Bist du wach?« hörte sie eine rauhe Stimme fragen.
    Sternmuschel wandte sich um. Eine alte Frau hockte vor einem kleinen Feuer. Sie trug eine ausgebleichte, abgetragene Decke, die an den Rändern ausgefranst war, einst mit leuchtenden Farben sicher ein schönes Stück, aber jetzt war sie mit Schmutz und Asche befleckt.
    Das Haar der alten Frau, das sie in einem straffen Knoten trug, durchzogen Silberfäden. Braune Augen schauten aus dem faltigen Gesicht, und in ihrem vorspringenden Unterkiefer war kein Zahn mehr zu sehen. Ein alter Hund, sein Fell war an der Schnauze schon ganz weiß,

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