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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Unterarmen spannten sich an. »Ich weiß nicht. Ich mußte einfach. Vielleicht weiß der Verdreher, warum.«
    »Weil du die Dunkelheit zwischen den Sternen sehen kannst«, sagte Grüne Spinne ernst und widmete sich wieder seinen Fingern, die mit Blut verklebt waren.
    »Ich wünschte, er würde das lassen«, sagte Perle, mehr zu sich selbst als zu Otter.
    »Du sprichst mir aus dem Herzen«, bestätigte ihr dieser.
    Auch Schwarzschädel grunzte zustimmend.

24. KAPITEL
    »Glaubst du, es geht ihm gut?« Sternmuschel legte Stöcke aufs Feuer. Sie wollte den milden Abend noch im Freien verbringen, denn bald würden die Frühjahrsstürme beginnen, und dann gab es dazu keine Gelegenheit mehr.
    Langer Mann sagte nichts. Mit einer Ahle aus Hirschknochen hatte er rundum Löcher in eine Mokassinsohle gebohrt und sie zum Nähen vorbereitet. Jetzt legte er seine Arbeit beiseite und sagte:
    »Dein Stimmungsumschwung überrascht mich, Sternmuschel. Als du heute morgen wegranntest, warst du gar nicht glücklich, und jetzt scheinst du sorglos wie eine Kohlmeise zu sein.«
    Sie stocherte im Feuer und blickte zu den Purpurtönen des Sonnenuntergangs über dem Bergkamm auf. Äste mit prallen Knospen zeichneten unregelmäßige Muster am leuchtenden Himmel. »Ich habe ihn gebeten, mit mir zu gehen, und er ist dazu bereit.«
    Langer Mann schlug seine kurzen Beine übereinander, und seine schildkrötenartigen Gesichtszüge nahmen einen verkniffenen Ausdruck an. Bildete sie es sich bloß ein, oder sah er wirklich niedergeschlagen aus? »Er hat gesagt, er würde mit dir gehen?«
    Sie strich ihr langes Haar über die Schultern zurück. »Er sagte mir, daß er mich liebt. Du bist mein Freund, Langer Mann, ich schätze deinen Rat und höre darauf. Aber Grüßt die Sonne und ich, wir lieben uns.«
    Langer Mann schloß für einen Moment die Augen wie vor Schmerz, dann nahm er wieder die Mokassinsohle auf und bog sie, um die Geschmeidigkeit des Leders zu prüfen. »Einverstanden. Es wird ein Segen sein, eine starke Person mehr zu haben. Er wird ein… eine Bereicherung für uns sein.«
    Sternmuschel hörte Verzweiflung in seinen Worten.
    Langer Mann hielt das Gesicht gesenkt. »Die Sonne ist untergegangen, Mädchen. Der Morgen kommt schnell. Ich suche jetzt meine Decken und lege mich schlafen.«
    Als er aufstand, sagte sie: »Du glaubst nicht, daß er es tun wird, oder?«
    »Wir werden sehen.« Dann verschwand er im Innern des Hauses.
    Sternmuschel wartete draußen und legte von Zeit zu Zeit Holz nach, das sie und Silberwasser am Nachmittag gesammelt hatten. Der Eintopf stand auf dem Feuer. Er würde sich freuen, wenn er bei seiner Rückkehr eine warme Mahlzeit bekäme.
    Wie lange würde er fortbleiben?
    Die Sterne standen am Himmel, als Grüßt die Sonne aus dem Wald auftauchte. Sie strahlte ihn an und ging ihm entgegen, um ihn an sich zu drücken. Lange stand sie in seine Arme geschmiegt und lauschte dem Rhythmus ihrer Herzschläge.
    »Ich habe heißen Eintopf für dich.«
    »Danke.« Er ließ sie los und setzte sich ans Feuer. »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    »Worüber?« Sie setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. Das Gefühl, daß alles seine Richtigkeit hatte, war zurückgekehrt.
    »Über das, was wir auf dem Berg gesprochen haben. Liebst du mich?«
    »Ja! Was für eine dumme Frage.«
    Er blickte sie ernst an. »Wenn du mich wirklich liebst, Sternmuschel, bleibst du bei mir. Es ist eine Prüfung… eine Prüfung, wie sehr du an mich, an uns glaubst. Wenn du sagst, du bleibst hier und vergißt diese Reise, frage ich meinen Clan … nein, verlange ich, daß man uns erlaubt zu heiraten.«
    Sie saß still da und überlegte sich eine Antwort.
    »Liebe hat immer zwei Seiten, Sternmuschel. Sie kann nicht nur so sein, wie du es möchtest. Es geht auch um meine Wünsche.«
    »Was ist mit der Maske?«
    »Was soll damit sein? Wir hängen sie irgendwo an einen Baum; graben ein Loch und verbrennen sie!
    Niemand wird wissen, wo sie ist.«
    »Aber sie muß ins Brüllende Wasser geworfen werden.« »Woher weißt du das?« fragte er. »Hattest du die Vision?« »Nein. Aber Langer Mann.«
    Grüßt die Sonne sah sie mit strahlendem Lächeln an. »Wenn ihn die Maske wirklich so hetzt, dann soll er sie nach Norden bringen. Ich werde dich hier beschützen, da gebe ich dir mein Wort. Wenn du mich liebst, bleibst du bei mir.«
    Sternmuschel schaute in die Flammen, die auf dem Eschenholz hüpften und tanzten. Man konnte Dinge im Feuer sehen; wenigstens hatte ihr

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