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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Bündel zu streicheln. Es ist eine liebevolle Geste.
    Heute nacht weiß Silberwasser, daß der Junge wirklich tot ist.
    Grizzlyzahn hatte schon brutale, unmenschliche Kämpfe erlebt, aber was er jetzt sah, erschreckte sogar ihn.
    Die schmale Insel war eine der wenigen Stellen nahe dem Ostufer des Flusses, die vom Hochwasser nie erreicht wurden.
    Diese kleine Insel lag günstig, um Händler abzufangen. Nun sah es so aus, als ob Hundefresser genau das getan hatte - und irgend etwas Furchtbares mußte geschehen sein.
    Wolf der Toten beugte sich über eine der Leichen und verscheuchte die Frühjahrsfliegen. »Großer Specht«, murmelte er, während er auf die Fleischfetzen schaute, die noch an dem zerschmetterten Schädel hingen.
    Er stützte sich mit einer Hand ab, um das Gleichgewicht zu halten. Wolf der Toten hatte sich von Perles Angriff noch nicht ganz erholt. Fast alle seine Haare hatte das Feuer weggesengt, und die schlimmsten Verbrennungen waren mit Pflastern aus zerstampfter Weidenrinde behandelt worden.
    Manchmal zuckte er jäh zusammen, weil er schreckliche Schmerzen hatte, die ihm fast den Verstand raubten. Grizzlyzahn hatte genug Männer gesehen, die einen Schlag auf den Kopf bekommen hatten, er kannte die Symptome.
    »Ich verstehe das nicht«, meinte Grizzlyzahn nachdenklich. »Es wurden keine Leichen weggeschleppt, man sieht keine Schleifspuren. Nur ein Kanu war hier - mir kann keiner erzählen, daß ein Kanu genügend Krieger trägt, um das hier anzurichten!«
    Wolf der Toten schwankte noch immer und schloß die Augen. Grizzlyzahn stützte ihn und sagte:
    »Setz dich, alter Freund. Überlaß das nur mir.«
    Grizzlyzahn bemerkte den wachsenden Zorn seiner Krieger, die zwischen den Toten umhergingen und Freunde darunter fanden. Die meisten Leichen waren ihres Schmucks beraubt - oft Stücke, die seit Generationen der Vater dem Sohn weitergegeben hatte. Eigenartigerweise waren viele der Toten mit ihrem eigenen Blut bemalt; Fische, Vögel, Spiralen und Kreise waren auf die Haut aufgetragen worden.
    Was hatte das zu bedeuten? Grizzlyzahn kannte keine Feinde, die so etwas taten. Er ging zu Flinke Maus, einem der besten Spurenleser. Der hockte stirnrunzelnd da, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und betrachtete das zertretene Gras.
    »Wie viele?« fragte Grizzlyzahn.
    Flinke Maus antwortete: »Ich sehe drei Männer, einer schwer, einer mittel, einer leicht. Ich sehe einen Hund… und eine Frau.«
    »Eine Frau?« Grizzlyzahn erstarrte.
    »Eine Frau«, bestätigte Flinke Maus. »Sie kam in großer Eile den Pfad herunter.«
    »Perle«, sagte Grizzlyzahn. »Sie muß es gewesen sein. Aber wo waren die anderen?«
    »Es gibt keine anderen.«
    »Mach keinen Unsinn! Es muß noch andere gegeben haben. Schau dich um! Zweimal zehn und einer unserer besten Krieger sind tot! Und du sagst, es waren nicht mehr da?«
    Flinke Maus schüttelte den Kopf und schien verwirrt. »Keine anderen, Kriegsherr. Die Frau allerdings … sie hat alle Speere geworfen. Ich habe die Stelle, wo sie sich versteckt hat, dort hinten im Gestrüpp gefunden. Einige von unseren Kriegern haben ziellos Speere ins Gestrüpp geschossen.«
    Grizzlyzahn drehte sich um und sagte: »Du willst mir also erzählen, daß drei Männer, eine Frau und ein Hund dieses Blutbad angerichtet haben?«
    Flinke Maus stand auf. »Kriegsherr, ich habe mir hier alles angeschaut. Das Zeichen auf der Erde ist für alle zu sehen. Hier versteckten sich die Angreifer den Tag über, und ich vermute, daß sie die Nacht vorher unbemerkt durch unser Gebiet gezogen sind. Unsere Krieger überraschten sie auf ihren Lagern, gerade als es Abend wurde. Du kannst den Spuren folgen und den Hinterhalt sehen, den Hundefresser gelegt hatte. Er machte es richtig, Hundefresser machte nie Fehler. Dann tötete die Frau, die sich im Gestrüpp versteckt hatte, die Männer.« Flinke Maus war völlig aus der Fassung. »Danach brach alles auseinander! Wie ein alter verfaulter Korb löste es sich auf. Aber ich kann dir eins sagen - der kräftige Mann tötete die meisten unserer Krieger. Wie, weiß ich nicht. Zehn und zwei. Ich kann dir die Spuren zeigen.«
    Grizzlyzahn konnte in den Augen von Flinke Maus lesen, daß er die Wahrheit sagte - aber er konnte es trotzdem nicht glauben.
    »Wir müssen sie verfolgen«, sagte Grizzlyzahn.
    Endlich hatte Wolf der Toten seine Benommenheit abgeschüttelt. »Wir verfolgen und töten sie!
    Niemand darf etwas davon erfahren. Und unsere Männer haben keinen von ihren

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