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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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das einmal eine alte Frau gesagt.
    »Die Maske hat schreckliche Dinge getan«, flüsterte sie. »Mich interessiert die Maske nicht, Sternmuschel. Wenn ihr Geist uns in Ruhe läßt, was macht sie uns dann? Du hast das Wort eines alten Mannes, daß sie an diesen Ort im Norden gebracht werden muß. Das ist alles.«
    »Langer Mann ist ein angesehener Ältester, nicht bloß ein alter Mann.«
    »Ich weiß.« Er faßte ihr Kinn, drehte ihr Gesicht zu sich und sah ihr in die Augen. »Ich fürchte den Zauberer nicht. Wenn du mich liebst, Sternmuschel, mußt du mir vertrauen. Kannst du das? Mich lieben und mir gleichzeitig vertrauen?«
    Sie biß sich auf die Lippen und nickte, doch das Nachgeben tat ihr in der Seele weh.
    Grüßt die Sonne hob die Eintopfschüssel. »Danke für dein Vertrauen, Sternmuschel.«
    Sie verkrampfte die Hände im Stoff ihres Kleides. »Laß mich heute nacht über alles nachdenken. Ich muß mir klar werden. Gewiß, ich vertraue dir, Grüßt die Sonne. Und ich liebe dich, so sehr, daß es mir das Herz zerreißt. Aber ich habe soviel mit Langer Mann erlebt. Wir haben Dinge gesehen, die … nein, du würdest es nicht glauben.«
    Sein glückliches Lächeln war zurückgekehrt. »Wir reden morgen weiter.« Er leerte seine Schüssel und beugte sich vor, um sie auf den Scheitel zu küssen. »Ich werde von dir träumen, Sternmuschel. Ich werde von dir als meiner Frau träumen.«
    Darauf lächelte auch sie, nahm seine Hand und drückte sie an ihre Wange. »Vielleicht schlüpfe ich heute nacht zu dir unter die Decke.« »Ich warte auf dich«, sagte er und huschte durch die Tür. Müde seufzend warf sie noch einen Ast ins Feuer. Was schuldete sie Langer Mann? Was war mit seiner Vision? Mußte die Maske wirklich nach Norden gebracht und in die Tiefe geworfen werden, wie der Zauberer behauptete? Und wenn sie den Antrag von Grüßt die Sonne ablehnte, hatten sie dann nie wieder Aussicht auf Glück?
    Sag ihm, er soll mit dir gehen.
    Hatte er nicht ebenso recht wie sie? Er hatte ihr Schutz und die Heirat angeboten. In welchem Verhältnis stand das zu ihrer Forderung, er möge die Gefahren einer Reise in den fernen Norden auf sich nehmen?
    Ich verlange zuviel, er dagegen ist vernünftig.
    Langer Mann würde furchtbar enttäuscht sein, das aber hinter Fröhlichkeit verbergen. Er würde fortgehen, seinem Ungewissen Schicksal entgegen. Und auch dem der Maske.
    Es ist in Ordnung, Sternmuschel. Er hat sein Leben gelebt, seine Fehler gemacht. Du hast ein Recht auf dein eigenes Leben.
    Hoch am Himmel sah sie eine Sternschnuppe.
    Ja, ich habe die Wahl. Ich kann hierbleiben und mit diesem Mann leben, der mich liebt, oder ich kann der Vision eines alten Mannes folgen, die mich wer weiß wohin führt.
    Wanderdrossel und seine Krieger würden dort draußen sein, aber Grüßt die Sonne konnte ihnen mitteilen lassen, daß die Maske fort war.
    Sternmuschel rieb sich die Beine. Langer Mann würde ihre Entscheidung verstehen. Er kannte sich in Herzensdingen aus. Sie hatte die Sehnsucht in seinen Augen gesehen, als er von Muschelschale sprach und davon, was er getan hatte, um eine Liebe zu gewinnen, auf die er keinen Anspruch erheben konnte. Er würde bestimmt verstehen, warum sie sich für Grüßt die Sonne entschieden hatte.
    Sie stand auf. Morgen früh wollte sie es ihm sagen.
    Nach einem letzten Blick zu den Sternen drehte sie sich zur Türklappe. Und bei dem Gedanken, daß sie jetzt zu Grüßt die Sonne unter die Decke schlüpfen würde, wurde ihr warm. Sie würde ihm gleich ihren Entschluß zuflüstern. Wenn sie sich vereinigt hätten, würde sie sich fest an ihn pressen, in dem Bewußtsein, daß sie heiraten und hier glücklich sein würden.
    Sie hob die Türklappe, hielt aber inne. Wäre die Nacht nicht so still gewesen, hätte Sternmuschel das leise Flüstern nicht gehört.
    »Es wird alles gut«, sagte Silberwasser mit gedämpfter Stimme. »Er wird meiner Mutter nicht weh tun. Ich werde es nicht zulassen. Nein, nein.«
    Sternmuschel bückte sich unter der Klappe durch. Das Feuer loderte auf, und sie konnte Silberwasser erkennen. Das Kind war aus seinen Decken gekrochen und kauerte vor dem Bündel, in dem die Maske von Bunte Krähe lag.
    In Sternmuschels Gedanken blitzte die Erinnerung an eine baumelnde Leiche auf.
    »Was… was machst du, Kleines?«
    »Nichts, Mama. Ich rede nur mit mir selbst.« Silberwasser setzte sich auf und schaute sie an, sich keiner Schuld bewußt. Langer Mann schaute auch von seinem Lager auf und nahm

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