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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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warf einen wütenden Blick auf das Maskenbündel und stapfte durch das nasse Gras.
    Verbissen marschierte Sternmuschel weiter in ein flaches Wasser. Ihre Füße versanken in schlüpfrigem Matsch. Zwischen den Stämmen der Bäume sah sie nichts als Wasser.
    »Mama, das gefällt mir nicht!« Silberwasser watete tiefer und schaute sich unsicher um.
    »Geh mir einfach nach, meine Kleine. Ich lasse dich schon nicht ertrinken«, sagte ihre Mutter und fügte hinzu: »Es ist wie Perlentauchen, Grille.«
    Silberwasser schien ein wenig besänftigt.
    Sternmuschel blickte zurück zu Langer Mann, der sich durch das schmutzige Wasser kämpfte, gebeugt unter der Last des Bündels mit der Maske.
    Wie erträgt er es, dieses Ding so nahe bei sich zu haben? Und was meinte er, als er sagte, er sei mit dieser Tragödie eng verbunden?
    »Geh mehr nach links«, rief Langer Mann. »In diesem Wasser kann man unter den Bäumen leicht vom Weg abkommen.«
    »Da du den Weg kennst…« Sternmuschel bedeutete ihm voranzugehen.
    »Da lang,« zeigte er die Richtung an. »Geh weiter. Ich brauche länger als du.«
    Zweige, Laub und Rinde schwammen vorbei, und schließlich tauchte das schlammige Land wieder auf. Sternmuschel watete zu einem grasbewachsenen Hügel. Durch die Bäume sah sie eine Lichtung und dahinter eine Böschung.
    Durch den Regen ging sie um den Kreis der heiligen Einfriedung herum. An ihrem höchsten Teil standen hohe Pfähle. Sie waren unterschiedlich farbig bemalt und trugen an den Spitzen geschnitzte Tier- und Menschenköpfe.
    »Er wird nachlässig«, sagte Langer Mann sarkastisch. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, daß der Zwerg einen zweijährigen Schößling in der Hand hatte. »Sie hätten alle herausgeschlagen werden müssen.« Er zeigte auf die jungen Bäume, die den Hang zum Kreis hinauf wuchsen.
    »Wo sind wir, Mama?« fragte Silberwasser beklommen. »In Himmelsort«, antwortete Langer Mann und redete in einer Sprache, die Sternmuschel noch nie gehört hatte. Während der Zauberer einen Singsang anstimmte, hob er die Hände zum dunklen, regnerischen Himmel und wandte sich der Öffnung zu.
    Als er zu Ende war, fragte Sternmuschel: »Soll ich einen Segen für die Geister erflehen?«
    »Wenn du es wünschst, aber es gibt hier keine Geister. Nein, der Segen wurde schon erfleht - und mit größerer Beredsamkeit, als du sie jemals aufbringen würdest, junge Sternmuschel.« Er schwieg kurz.
    »Allerdings bin ich nicht sicher, wie lange solche Worte noch in der Welt der Menschen gesprochen werden.«
    Darauf ging Langer Mann durch die Öffnung. Vor Enttäuschung warf er die Arme hoch und rief:»Sieh nur! Was für eine Schande! Aus der Abflußgrube im Kreis wächst Unkraut!«
    Sternmuschel nahm ihre Tochter an die Hand und folgte dem Alten.
    Langer Mann ging nicht zur Mitte, sondern wandte sich nach Nordwesten. Im Mittelpunkt konnte Sternmuschel mehrere Pfähle sehen, die im Kreis um einen kleinen Hügel gesetzt waren - wie es bei den Langschädeln Brauch war. Die kurzen Pfähle waren nach außen geneigt, und am Ende flatterten Wimpel oder Quasten.
    »Sieh dir das an!« Langer Mann trat gegen ein Bäumchen, wenig mehr als ein Austrieb. »Im Kreis!
    Was ist mit ihm los? Verbringt er soviel Zeit mit den Sternen, daß er so etwas übersieht?«
    »Es ist bloß ein Baum«, bemerkte Silberwasser.
    Langer Mann drehte sich zu ihr um. »Würdest du zulassen, daß ein Baum auf dem Clanboden in Sonnenhügel wächst?«
    »Bestimmt nicht.«
    Der ausgetretene Pfad, dem sie folgten, führte zu einer Hütte mit Rindenwänden und Giebeldach.
    Rauch über dem Dach zeigte an, daß drinnen Hickoryholz brannte.
    »Sei gegrüßt!« Langer Mann blieb vor der Türklappe stehen und nahm das Maskenbündel von der Schulter. »Langer Mann, Zauberer der Langschädel, fragt, wer drinnen sein mag!«
    Nach einer Weile streckte ein alter Mann den Kopf durch die Türklappe. Er blinzelte in den Regen.
    »Langer Mann hast du gesagt? Bist du der?«
    »Natürlich bin ich der! Hätte ich mich sonst so angekündigt, wenn ich es nicht wäre?«
    »Was machst du hier?« wollte der Älteste wissen. »Im ganzen Land sucht sucht man nach dir. Sie sagen, daß du die Maske von Bunte Krähe hast, daß du Menschen ermordet hast und überall deine Zauberkraft wirken läßt.«
    »Wer sagt das?«
    »Wer schon, die Leute. Stimmt das?«
    »Natürlich nicht! Ich brauche die Maske nicht, um zu zaubern. Das weißt du.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Weil du gerade gesagt

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