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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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hast, alter Narr, daß das ganze Land nach mir sucht. Wer würde daran denken - oder es wagen -, hier zu suchen? Ich dachte, dieser Ort wäre sicher.«
    »Das mag wohl so sein.« Der alte Mann zog sich ein wenig zurück, als ein kurzer Regenguß niederprasselte. »Niemand kommt mehr hierher, außer den Bäumen natürlich. Jeden Sommer muß ich die Schößlinge aushacken.«
    »Du hast ziemlich viele übersehen. Wartest du, bis sie so Hochwachsen, daß du den Himmel nicht mehr sehen kannst?«
    »Ich sehe sehr gut\ Du hast doch nicht etwa mit meinem blöden Enkel gesprochen? Hat er dich geschickt? Er ist schlimmer als eine Zecke in den Falten des Hodensacks.«
    »Wir brauchen einen Ort, wo wir bleiben können.«
    »Ich dachte, den hättet ihr - bei Viele Kreise.«
    »Das stimmt. Aber wir brauchen einen Platz, wo wir jetzt bleiben können. Hast du deinen Verstand völlig verloren?«
    »Ich weiß nicht. Meinst du?«
    »Es scheint fast so«, Langer Mann war ungehalten. »Es wird dunkel!«
    »Die Sterne gehen auf«, sagte der Älteste. »Der Zweiköpfige Hund steht heute nacht im Zenit. Direkt dort oben, an dem senkrechten Pfahl.«
    »Draußen regnet es, wußtest du das?« fuhr er fort. »Natürlich, du verrückter alter…«
    »Nenn mich nicht verrückt!« drohte der Älteste Langer Mann. »Ich stehe ja nicht draußen im Regen!«
    »Seliger Erster Mann, hilf uns, dürfen wir hineinkommen?« »Natürlich! Was für ein Freund wäre ich, wenn ich euch draußen im Unwetter stehen ließe, wo es hier ein ausgezeichnetes Haus gibt?« Und der Schildkrötenkopf zog sich in seinen Hauspanzer zurück.
    Langer Mann schaute Sternmuschel an. »Vielleicht geht es ihm ein wenig schlechter als beim letzten Mal. Sei nachsichtig, er war einst ein bedeutender Mann. Wir bleiben nicht lange.«
    »Was ist das hier?« fragte Sternmuschel, während sie sich auf dem Gelände umsah.
    »Es wird Himmelsort genannt. Es ist eine Sternwarte, die allerdings nur noch selten benutzt wird, seit die Plattformpfeifen und die Langschädel untereinander heiraten. Ein Ort des Wissens ist es noch immer gewesen«.
    Sternmuschel blieb draußen stehen. Sie mochte nicht in das Gesellschaftshaus gehen. Himmelsort verbreitete eine Atmosphäre von alter Macht. Es würde nichts Gutes dabei herauskommen.
    »Mama, ich friere.« Silberwasser zog kräftig an ihrer Hand. »Kommst du?« Langer Mann streckte den Kopf aus er Tür. »Laß uns reingehen, Mama«, murmelte Silberwasser kläglich. »Ich friere und bin hungrig und müde. Drinnen ist es warm und trocken, Mama.«
    Sternmuschel duckte sich durch die Tür. Dann hielt sie staunend inne. Silberwasser war hinter ihr her getrippelt.
    Es dauerte eine Weile, bis Sternmuschel begriff, was sie sah. Das Innere des Hauses war mit blauem Stoff verkleidet, der mit weißen Punkten bemalt war. Ein Feuer - tatsächlich von Hickoryholz - knisterte im Raum. Der Älteste saß an einer Wand und musterte sie verdrießlich. Um seine schmalen Schultern trug er eine alte Decke, ebenso blau wie die Wandbehänge und mit weißen Tupfen bemalt.
    Abgetragene Mokassins waren um die Füße geschnürt, ein dicker Lendenschurz um die Taille gewunden.
    Vorsichtig legte Langer Mann das Bündel mit der Maske ab und schüttelte seinen tropfnassen Mantel aus.
    »Das ist also die berühmte Sternmuschel?« sagte der alte Mann. »Komm, Frau, bring deine Tochter mit, und laßt euch betrachten.« Sternmuschel überwand ihre Abneigung, nahm Silberwasser an der Hand und trat zum Feuer. Im Lichtschein musterten sie und der Alte sich gegenseitig.
    »Ja, Ältester. Ich bin Sternmuschel, und das ist meine Tochter Silberwasser. Wir danken dir für den Empfang und die Gastfreundschaft.«
    »Du dankst mir? Ich hätte euch im Regen stehenlassen, hätte nicht der Magier verlangt, eingelassen zu werden.«
    »Du könntest etwas bessere Manieren zeigen, Sterngucker«, rügte Langer Mann. »Oder hast du so lange in den Himmel geguckt, daß du vergessen hast, daß auch du ein Mensch bist?«
    Sternmuschels Herz hüpfte. Sterngucker? Der heilige Mann der Langschädel? Das sollte Sterngucker sein? Dieses alte Knochenbündel?
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Langer Mann. »Mir fiel kein anderer Ort ein, an den ich dich hätte bringen können. Hier sind wir abgeschieden genug.«
    Dann bemerkte Langer Mann noch freundlich: »Du mußt es dir schon selbst bequem machen, junge Sternmuschel. Sterngucker könnte dein Wohlbefinden nicht gleichgültiger sein. Für Menschen hat er sich

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