Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
Langer Mann, ihn zu verletzen, war mißgeglückt.
    »Ich habe keine Blutschande begangen, alter Mann. Das kannst du mir nicht vorhalten, wenn ich deinen Geist in der Geisterwelt verfolge. «
    Er blinzelte und sah die vier Kanus, die wieder um die Biegung aufgetaucht waren. Flach auf dem Bauch liegend, kroch er vorsichtig ins Gebüsch zurück und verbarg sich hinter Schößlingen.
    Als die Boote näher kamen, konnte er erkennen, daß es keine Krieger vom Blauentenclan waren; Kleidung und Haartracht waren anders. Aber Krieger waren es auch, fremdartig gekleidet in lange gelbe Hemden und hohe Mokassins. Als sie die Gabelung des Flusses erreichten, wurde ihr Kanu langsamer, und er hörte sie in einer ihm unbekannten Sprache sprechen.
    Ein Krieger zeigte nach Westen, und während sie die Paddel im Takt eintauchten, glitten die schlanken Kriegskanus außer Sicht.
    Er rieb sich die Augen. Sollte er sie verfolgen?
    Aber wie? Zu Fuß? Die Schlacht wäre längst vorbei, bis er dort sein könnte.
    Aber er mußte es versuchen.
    Viel Glück, Sternmuschel! Gesegnete Geister, ich bete darum, daß du lebst!
    Aber die Maske… Wenn sie über den Wasserfall stürzte, würde er es spüren - in seiner Seele.
    Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Sternmuschel. Er fand einen schmalen Pfad in den Wald und begann zu rennen… Die Wahrheit. Wenn sie uns auch noch so weh tut.
    »Ist es hier?« Grizzlyzahn suchte den Waldrand ab. »Das Land dort rechts könnte eine Insel sein.«
    »Vielleicht.« Wolf der Toten blickte sich unruhig um. »Ich bin über- glücklich, von dem verfluchten Meer fort zu sein. Wasser sollte immer Ufer haben!«
    »Sag das den Kriegern, die ertrunken sind«, antwortete Grizzlyzahn. »Wenigstens waren wir dieses Mal so vernünftig, uns an die Uferlinie zu halten.«
    »Wir sind fast am Ziel«, meinte Wolf der Toten beschwichtigend. Warum sollte er sich auch wundern, daß seine Leute leicht aufbrausten? Seit fast drei Monden waren sie nun unterwegs, und wozu? Neun von zehn seiner Krieger waren tot oder vermißt. Sie waren marschiert, hatten gegen Stechmücken und Zecken gekämpft, in der Sonne geschwitzt, im Regen gefröstelt, und ihre Seelen waren erbebt, wenn sie eine unendlich scheinende Wasserfläche in schmalen Kriegskanus überqueren mußten.
    »Werden sie hier sein?« fragte Grizzlyzahn. »Was ist, wenn sie hier waren und wieder gegangen sind?«
    Die gleiche Furcht hatte Wolf der Toten auch. »Ich habe Vertrauen.«
    Aber das Vertrauen zerbröckelte wie in der Sonne getrockneter Sand. »Wenn sie nicht da sind, machen wir ein paar Tage Rast, fischen und erholen uns. Wenn sie innerhalb von zehn Tagen nicht ankommen, paddeln wir flußaufwärts zurück und überfallen die Siedlungen, an denen wir vorbeigekommen sind.
    Beschaffen uns Vorräte und vielleicht einige Frauen, die uns auf der Fahrt vergnügen.«
    »Und was hast du im Sinn?« Grizzlyzahn untersuchte noch immer die Ufer, als die Flüsse sich wieder trafen und gemeinsam nach Westen führten. Es war die Richtung nach Hause.
    Wolf der Toten legte sein Paddel auf die Knie. »Überleg mal. Mehrere Schleppstrecken liegen südlich von diesem See. Folge den Flüssen, schleppe die Kanus von Oberlauf zu Oberlauf, und du landest bei den Schlangenclans. Sie sind sehr reich - warten geradezu darauf, daß man sie ausplündert.«
    »Und ich erinnere dich daran, daß sie beim letzten Versuch deinen Vater und seine Krieger nach Hause schickten - verprügelt!«
    »Aber da wußten sie, daß wir kommen«, wandte Wolf der Toten ein. »Jeder Händler auf dem Fluß wußte von den Plänen meines Vaters. Nein, mein Freund. Diesmal kommen wir ohne Warnung. Und sind schnell wieder fort, in fliegender Fahrt den Strom hinab zum Schlangenfluß. Dort machen wir auch Beute und kehren mit einem ungeahnten Reichtum in die Heimat zurück. Der Ruf der Khota wird wiederhergestellt sein, mein Freund. Noch Generationen später werden die Händler von unseren Überfällen reden.«
    Grizzlyzahn reckte das Kinn und rieb sich nachdenklich den Hals. »Solange wir nicht zu gierig sind und die Kanus überladen, könnte es klappen.«
    »Das wird es!«
    »Bilde ich es mir ein, oder fließt der Fluß hier schneller?« Grizzlyzahn schaute beunruhigt über Bord.
    Wolf der Toten schaute in das aufgewühlte Flußwasser. »Er fließt schneller. Sieh doch die Strömung, als wäre sogar der Fluß aufgeregt.«
    Grizzlyzahn paddelte wachsam, beobachtete die Oberfläche, suchte die bessere Fahrrinne. »Ich meine, wir

Weitere Kostenlose Bücher