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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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über die Kante gespült.
    Perle schrie, als sie Schwarzschädel den Wasserfall hinunterstürzen sah. Einen Augenblick später tauchte das Seil aus dem Wasser auf und zog sich mit solcher Gewalt stramm, daß das Wasser von den nassen Fasern aufsprühte.
    »Otter!« schrie sie und rannte zum Rand des Wasserfalls. »Otter, er hält sich noch fest! Er muß ganz nah sein. Das Seil reicht gerade bis …«
    Sie fiel am Rand des Wassers auf die Knie, und dort, knapp außerhalb ihrer Reichweite, konnte sie das Seil sehen, an dem Schwarzschädel über dem Abgrund baumelte. Er hing im tosenden Wasser, das über seinem Körper aufschäumte, und drehte sich in verzweifelten Versuchen, sich gegen die Wassermassen zu behaupten.
    Perle ging ins seichte Wasser.
    »Perle! Warte!« Otter rannte hinterher. »Pack das Seil!«
    Beiden tauchten danach und hielten es fest, boten ihre ganze Kraft auf, um es aus der wilden Gewalt der Strömung auf die Seite zu ziehen.
    »Halte dich fest! Verflucht, halte dich fest!« schrie Otter, während seine Muskeln schwollen, als sie rückwärts gehend wieder in Ufernähe gelangten.
    Perle schaute an dem gespannten Seil entlang. Wenn der Knoten nachgab, der schwache Ahorn brach oder das Seil riß, würden sie alle in den brodelnden Abgrund gerissen.
    Seite an Seite arbeiteten sie sich zum felsigen Rand vor, wo Otter sich über die Kante hinauslehnte.
    Perle drehte sich zu der Frau und dem Kind am Ufer um, die von dort, triefend vor Nässe, entsetzt zusahen. Sie schrie: »Pack das Seil! Hilf uns ziehen!«
    Wahrscheinlich konnte sie nichts hören. Perle winkte zum Ahornbaum, wo das Seil angebunden war, und die Frau schien aus ihrer furchtbaren Teilnahmslosigkeit aufzuwachen. Sie rannte zum Seil, packte es und und setzte ihre ganze Kraft ein, es in Richtung Ufer zu ziehen.
    »Wir schaffen es!« rief Otter. Wir schaffen es!
    Im flachen Wasser warf sich Otter hin, um über den Rand des Wasserfalls spähen zu können. »Zieh!
    Er ist noch nicht aufgetaucht! Los, beeil dich! Ich weiß nicht, ob er dort unten atmen kann.«
    Perle blickte über die Kante und sah Schwarzschädel dort schlaff hängen.
    »Schnell!«
    Die drei stemmten sich gegen den Felsen, während sie Schwarzschädel ächzend und stöhnend Stück für Stück hochzogen. Otter stieß einen Freudenschrei aus, als er Schwarzschädels vom Seil zerschnittene Hand zu fassen bekam, ihn mit Gewalt zu sich zerrte und aufs Ufer zog.
    »Lebt er noch?« rief Perle, warf das Seil hin und beugte sich über ihn.
    »Schnell weg mit dem Seil!« Otter wollte das dicke Seil lösen, aber er konnte es nicht, denn es hatte sich tief ins Fleisch von Schwarzschädel eingeschnitten. Sein schiefes Gesicht zuckte vor Schmerzen, und aus Mund und Nase lief Wasser.
    Otter entdeckte eine fast durchgescheuerte Stelle am Seil und sagte erschrocken: »Da muß es an den Felsen hängengeblieben sein. Um ein Haar hätten wir dich verloren, Schwarzschädel.«
    Wie als Antwort hustete der Krieger Wasser heraus. Der zweite quälende Hustenanfall rief Schnapper herbei, der ihm das Gesicht leckte. Schwarzschädel schlug die Augen auf und brachte eine Grimasse zustande.
    Perle löste das letzte Stück Seil, und als sie sich bückte, merkte sie, daß sich die Frau Schwarzschädels Verletzung am anderen Arm anschaute. Die Haut war weggescheuert, das Gewebe darunter schlimm gequetscht, Blut tropfte aus den Wunden und färbte das Wasser.
    »Kannst du stehen?« fragte Otter.
    Schwarzschädel wälzte sich herum und erbrach sich. Wieder hustete er und zitterte. »Mir ist sterbenselend, Händler. Aber, ja, ich glaube, es geht.«
    »Hilf mir«, sagte Otter. Perle legte sich einen Arm von Schwarzschädel über die Schultern und half ihm auf die Beine. Die Frau hatte die Hand ihrer Tochter und das Bündel genommen und folgte ihnen die Böschung hinauf. Ein schmaler Pfad schlängelte sich zwischen den Bäumen entlang; der Boden war feucht und mit Moos bedeckt.
    Sie legten Schwarzschädel auf die Blätter, wo er noch immer Wasser aus der Lunge hustete. Hier, etwas weiter weg vom Wasserfall, konnten sie sich wenigstens verstehen, ohne schreien zu müssen.
    »Schwarzschädel?« fragte Perle, indem sie seine Hand nahm und beim Anblick der wunden, blutenden Stellen zusammenzuckte. »Wie geht es dir?«
    Er hustete, dann kniff er die Augen zu. »Meine Arme! Ich glaube, sie sind ausgekugelt. Und die Schmerzen! Ah! So schlimm war ich seit … nein, überhaupt noch nie verletzt.«
    Die Frau beugte sich vor, um

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