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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sollten …« Er gaffte, den Mund offen.
    »Was? Was siehst du?« Wolf der Toten stand auf und suchte wachsam das Wasser ab.
    »Beidrehen!« schrie Grizzlyzahn. »Dort, das Kanu. Siehst du es?«
    »Ja, aber ich…«
    »Es hat einen Kiel… einen Kiel«
    Wolf der Toten starrte auf das Kanu, das am Strand lag. Sein langer Kiel lief über die gesamte Länge des Rumpfs.
    »Legen wir hier an! Krieger, seht euch vor! Seid bereit!« Und Wolf der Toten unterdrückte einen Freudenschrei. Jetzt hatte er Perle! Sie und den Wasserfuchs! Und wenn er mit ihnen fertig wäre, würde er auch noch über die Schlangenclans herfallen und ihnen einen Schlag versetzen, den sie nie mehr vergessen würden!
    Schwarzschädel rannte zum Ufer, brach durch das Gebüsch, sprang über Baumfallen. Er hatte gesehen, wie das Kanu über einen Felsen schoß, sich in dem Strudel drehte, und wie die Frau und das kleine Mädchen in das tosende Wasser stürzten.
    Er sprang auf den steinigen Strandstreifen und warf sich ins Wasser. Er hörte nur das Brüllen, als er in die Strömung schwamm. Da sah er das kleine Mädchen, das im Wasser strampelte und ein Bündel festhielt - und gleich wieder verschwunden war.
    Schwarzschädel kämpfte sich in ihre Richtung. Da war sie, klammerte sich verzweifelt an das Bündel.
    Er schwamm auf sie zu.
    Wie dein Kanu, Händler. Du muß die Richtung halten. Und es gelang ihm, auf Armlänge an die Kleine heranzukommen.
    »Halte dich an meinem Hals fest!« rief er in der Händlersprache, als er sie zu sich zog. »Gut gemacht.
    Kriech auf meinen Rücken!«
    »Wo ist meine Mama?« schrie das Mädchen. »Wo ist sie? Hast du sie gesehen?«
    »Nein. Jetzt halte dich fest!«
    Er versuchte, sich zum Ufer durchzukämpfen. Als er über eine Felsbank gespült wurde, entdeckte er eine Ansammlung von Treibholz, das fest zusammenzuhängen schien, und setzte das Mädchen mit dem Bündel darauf ab.
    Dann zog er sich selbst hoch, um besser auf das Wasser schauen zu können. Das Kanu schwamm mit dem Boden nach oben vorbei und verschwand in der aufspritzenden Gischt und dem tosenden Wasser.
    Dann sah er etwas weiter flußaufwärts die Frau, die sich an einem Felsen festklammerte.
    Schwarzschädel hob ihre Tochter hoch. Das schien der Frau ein wenig von ihrer Angst zu nehmen.
    Der Platz auf dem Treibholz war nicht sicher. Aber das Ufer lag weit weg, und als Schwarzschädel hinter sich blickte, schien alles in einem Nichts zu verschwinden. Von sehr weit unten sah er wirbelnde Nebel aufsteigen - er befand sich am Rand eines gewaltigen Wasserfalls.
    Er mochte nicht glauben, was er sah. Die Frau, hatte ihren Halt verloren, rutschte in die Strömung und schoß um sich schlagend auf ihn zu.
    »Bleib hier!« rief Schwarzschädel dem Mädchen zu. Mit einer Hand hielt sie das Bündel fest, mit der anderen klammerte sie sich am Treibholz fest.
    Mitten in diesem Wahnsinn tauchte für einen kurzen Augenblick ein groteskes Bild vor Schwarzschädel auf. Ein zweites Kanu mit Mustern der Iliniclans bemalt, schoß den Fluß herab auf den Wasserfall zu. Sonnenlicht blitzte auf einem Brustharnisch aus Knochen auf. Der einzige Insasse paddelte in der Luft, den Mund zum Schrei aufgerissen, und stürzte hinab in das Inferno.
    Schwarzschädel wandte sich wieder um. Die Frau trieb auf ihn zu. Die nassen Haare bedeckten ihr Gesicht, in ihren dunklen Augen stand das Entsetzen. »Hilf mir!« schrie sie. »Hilf mir!«
    »Mama!« Mama!« schrie das kleine Mädchen.
    Schwarzschädel zog ein längeres Stück Holz aus ihrer Rettungsinsel heraus. Er mußte sich furchtbar anstrengen, das Holz festzuhalten, damit sie danach greifen konnte.
    »Versuche, das Holz zu packen!« schrie er.
    Und sie bekam das schlüpfrige Holz zu fassen. Es gelang ihm, sie daran an die der Strömung abgewandte Seite des Felsens zu ziehen. Dort zog er sie so nahe an sich heran, daß er sie schließlich auf das Treibholz heben konnte.
    Sofort drückte die Frau ihre Tochter an die Brust und sah nicht, wie ein Teil ihrer Plattform abbrach, auf den Wasserfall zuschoß und hinabstürzte.
    Er wischte sich die Gischt aus dem Gesicht, und überlegte, wann die Plattform aus Treibholz sich ganz aufgelöst haben würde. Das Gewicht von drei Personen könnte sie sicher nicht lange aushalten.
    Schwarzschädel rief in der Händlersprache: »Rührt euch nicht!«
    Sternmuschel begriff sofort, was er meinte. Auch das kleine Mädchen starrte mit entsetzten Augen nach unten.
    Schwarzschädel überlegte, was er tun könnte.

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