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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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übriggeblieben, denn die mühevolle Arbeit des Fällens lohnte sich bei diesem wertvollen Holz, dabei konnte man auch die kostbare Borke retten.
    Als Otter in die Runde blickte, warf eine Horde Kinder gerade Holz auf die Feuer, die an den alten Ulmen, Eichen und Hickorybäumen brannten. Waren die Feuer niedergebrannt, wurde die Holzkohle abgeschlagen, um unversehrtes Holz freizulegen. Dann zündete man die Feuer wieder an, damit sie sich in den Kern der Bäume fraßen. Dann fielen die Bäume, einer nach dem anderen. Zweige, Kletterpflanzen und schließlich die Stämme wurden zu Asche, die den Boden düngte. Auf diesem Boden würden zunächst nur Kürbis, Gänsefuß und Sonnenblumen wachsen.
    »Wann fährst du?« fragte Viertöter und unterbrach das lange Schweigen. »Deine Seele ist doch schon ganz wund, das fühle ich, Bruder.«
    Otter strich über den Hickorygriff seiner Axt. »Noch in dieser Woche.«
    »Oder vielleicht, wenn du den Baum gefällt hast?« Viertöter lachte über diesen Scherz.
    Das ist mein Lächeln, dachte Otter. So lächelte er, wenn er auf dem Fluß die Macht der Wassergeister in den Strudeln der Fahrrinne spürte. Und so lächelte er auch beim Handeln, leicht tadelnd, etwas spöttisch, aber ohne Schärfe, als betrachtete er die Welt mit leichter Ironie. Dieses Lächeln brach den Widerstand, besiegte Mißtrauen und flößte seinem Gegenüber Vertrauen ein.
    Kann ich überhaupt noch so lächeln? Vielleicht nur hier nicht mehr.
    »Da irrst du dich«, antwortete Otter und stieß den Axtstiel gegen den Baum. »Vielleicht gehe ich noch, bevor ich ihn gefällt habe, und überlasse ihn dir, damit er dich an mich erinnert.«
    Viertöter klopfte ihm auf die Schulter. »Mögen die Toten dich segnen, Bruder, und mögen all deine Verwandten so garstig sein wie du.«
    Otter kniff die Augen zu und verzog seinen Mund. »Besser nicht. -Hast du wirklich keine Lust mitzukommen? Den Fluß raufzupaddeln und den Khota Perle wegzunehmen?«
    Viertöter schüttelte den Kopf. »Ich habe hier schon genug Sorgen, ich will nicht noch meinen Kopf verlieren wie angeblich mein Onkel. Außerdem erinnerst du dich sicher, was ich dir für eine Hilfe war, als ich ein einziges Mal mitgefahren bin.« Er grinste wieder. »Da liegt eben der Unterschied zwischen uns, Bruder.«
    »Ich könnte dich gut gebrauchen. Wird eine schwierige Fahrt, wenn nur ein Mann in so einem großen Kanu ins Kupferland paddelt.«
    Sie schwiegen und hörten auf die kreischenden Kinder, die hin- und herliefen und aus der Suche nach Feuerholz ein Spiel machten.
    Viertöter hielt die Hand über die Augen und schaute in die Kronen der Bäume. »Sie möchte, daß du noch einmal kommst, bevor du wegfährst. Wenn du willst, sagt sie, macht sie ein großes Festessen.
    Damit du satt wirst, so wie ein Mann satt sein soll, wenn er mit einem großen Kanu nach Norden paddeln muß.«
    Ein Flughörnchen huschte lautlos Richtung Wald. Mit großer Anmut streckte es seinen Körper, landete im Gleitflug auf einem Baum und verschwand im Wald.
    Viertöter staunte. »Wie machen die das?«
    »Zauberei.« Otter biß sich auf die Lippen. »Ich komme… vielleicht. Ich weiß noch nicht, ich …«
    Eine Hand senkte sich auf seine Schulter. »Wie du willst, Bruder. Ich sollte es dir jedenfalls sagen. Sie ist… nun ja, traurig. Sie fürchtet, daß du uns vielleicht für immer aus dem Weg gehst.«
    »Ich komme immer mal wieder.«
    »Das hab ich ihr auch gesagt. Du bist ich, und ich bin du. Ich weiß, wie es sein wird. Aber sie versteht einfach nicht, daß das seine Zeit braucht.« Viertöter zuckte die Achseln. »Ich sage ihr, daß du für den Clan etwas erledigen mußt. Etwas, das … ich weiß nicht… mit deinen Handelsgeschäften zu tun hat?
    Daß du entweder ins Kupferland fährst oder den Schlangenfluß hinauf zu den Clans da oben.«
    »Ich habe gehört, daß sich bei den Schlangenclans etwas Übles zusammenbraut«, sagte Otter.
    »Was Übles?« Viertöter hob eine Braue. »Tatsächlich?«
    »Gerüchte. Du kennst das ja. Ein Händler, der letzte Nacht hier anhielt, erzählte, daß er es von einem anderen Händler gehört habe, der den Schlangenfluß herunterkam. Glimmervogel, einer der Anführer der Sonnenhügel, soll Unruhe stiften. Die anderen Clans sind entweder eifersüchtig auf die wachsende Macht der Sonnenhügel, oder sie haben Angst vor ihnen. Ich habe Glimmervogel mal getroffen; er ist ein sonderbarer Mensch, launisch und machtgierig. Wie der Mann erzählte, benutzt er so

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