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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schwarze Vergessenheit stürzen.
    Im Licht der Blitze sah er endlose Wellenkämme und -täler, alle gierig tobend.
    Er wischte sich mit der Hand über sein triefendes Gesicht.
    »Wir schaffen es nicht!« rief er Perle zu, aber das ohrenbetäubende Krachen des Donners riß seine Worte fort.
    »Halte das Heck in den Wind!« schrie Perle, als eine Welle sie auf die Seite warf, »sonst laufen wir voll!«
    Otter versuchte, Kurs zu halten. Paddelte noch einer? Grüne Spinne? Schwarzschädel? Er konnte es nicht erkennen. »Bitte, daß wir Land erreichen!«
    »Nein!«
    »Was?«
    »Ich sagte nein! In tieferem Wasser sind wir sicherer als in flachem. Die starke Brandung würde uns mit solcher Wucht auf den Strand schleudern, daß Wellentänzer zersplitterte und wir dabei umkommen würden!«
    »Halte den Kurs!« rief Perle, die ihren Platz wechselte. »Ich muß schöpfen!«
    »Was macht Schwarzschädel?« Verdammte Dunkelheit… wenn er nur etwas sehen könnte! Aber bei dem Regen und der Gischt, die ihm ins Gesicht wehte, war er halb blind. »Paddelt er? Ich kann ihn nicht sehen.«
    »Wie soll ich das wissen? Er könnte über Bord gegangen sein, aber Grüne Spinne paddelt wie ein Verrückter.«
    Wellentänzer machte seinem Namen alle Ehre, hüpfte, drehte sich, bäumte sich auf. Otter konnte nicht mehr tun, als mit aller Kraft zu verhindern, daß das Kanu kenterte.
    »Hast du Angst?« rief Perle, während sie einen Topf voll Wasser über die Seite leerte.
    »Ja!« Er sah ihr Lächeln, einen Schimmer weißer Zähne.
    »Ich auch!« antwortete sie.
    »Du würdest nicht lieber umkehren und riskieren, auf die Khota zu stoßen?«
    Ein Blitz beleuchtete sie kurz, wie sie noch mit dem Topf Wasser schöpfte, völlig durchnäßt, aber trotzig. »Du hast noch keinen gesehen, der so glücklich ist, wie ich jetzt, Händler. Jeden Tag ein solches Gewitter würde mir weniger ausmachen, als die Stücke Dreck sehen zu müssen! Wir schaffen es sicher besser als diese stinkenden Khota. In ihren dünnen Kriegskanus sind sie inzwischen Haifischfutter.«
    Ja, Otter, denk darüber nach. Wenn schon Wellentänzer in großer Not ist, dann sterben die hinter uns gewiß. Was war das für ein Gefühl, in diesem eisigen schwarzen Entsetzen zu versuchen, sich an den runde Unterseite eines gekenterten Kriegskanus zu klammern? Er konnte sich vorstellen, wie sie im Wasser um sich schlugen und dabei mit den riesigen Wellen stiegen und fielen und Wasser schluckten, wenn sie nach Luft schnappten.
    Hör auf! Seine Vorstellung war zu nahe an der Wirklichkeit.
    »Wie kommen wir voran?« Otter stach das Paddel ins Wasser, als er spürte, wie Wellentänzer sich drehte, wie die Dünung sich hob und der Wind sie plötzlich nach rechts warf. Ihm war, als ritte er auf dem Rücken eines kämpfenden Ungeheuers.
    Wellentänzer sackte unter ihm weg. Otter fühlte sich schwerelos. Sein Magen machte einen Sprung, und das Kanu stieg mit einem gewaltigen Spritzer und hob ihn wieder. Wie groß waren diese Wellen?
    Höher als drei Männer, soviel war gewiß. Und der vierte Mond war angeblich die ruhigste Zeit auf dem Süßwassermeer.
    »Ich bin froh, daß du hier bist!« überschrie Otter das Pfeifen und Tosen.
    Perle grinste und schöpfte weiter. Wie hielt sie nur das Gleichgewicht? »Ich auch. Wenn es am Ende auch nur eine kurze Fahrt war, bin ich doch froh, sie erlebt zu haben. Ich bin wieder ich selbst!«
    »Du bist immer du selbst gewesen!«
    Sie schwieg, und Otter konzentrierte sich aufs Paddeln, auf das Gewitter. Trotz seiner Angst zu sterben, spürte er jetzt den Schmerz in den Muskeln. Wie weit kannst du dich selbst antreiben? Wie lange kannst du das durchhalten?
    Perles Stimme überraschte ihn. »Nein. Nur für kurze Zeit hatte ich mich verloren. Nach dem Erlebnis mit den Khota. Jetzt habe ich mich wiedergefunden.«
    »Gerade rechtzeitig, um zu ertrinken!«
    »Halte du nur immer deinen Rücken zum Wind, dann kommen wir durch.«
    Otter versuchte, mit zusammengekniffenen Augen die Dunkelheit zu durchdringen, und spürte, wie das Wasser an ihm herunterströmte. Er war naß bis auf die Haut.
    Perle kniete näher bei ihm, und er fing ihren zarten Duft auf, ein Duft nach Frau, gemischt mit Regen und Nacht. »Ich kann schneller schöpfen, als das Wasser hereinkommt. Wir machen unsere Sache gut!«
    »So kam es mir nicht vor.«
    Sie lachte. »Ich sehe die rosige Schönheit in jedem Sonnenaufgang, Wasserfuchs, weil ich gelernt habe, daß es mir guttut, mit dir zu reisen.«
    »Stimmt

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