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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mit dem Fingernagel folgte sie jeder Kerbe in dem roten Stein. »Ich bin ihm nie entkommen, Teichläufer. Wahrhaftig nie. Seit ich ihn verlassen habe, von dem Augenblick an hat er mich bis in meine Träume verfolgt. Ich höre ihn, er ruft mich mit seiner gespenstischen Stimme, und dann bin ich wieder wie ein Kind. Von Schrecken gepackt. Dann will ich ihn von ganzem Herzen, und gleichzeitig renne ich, so schnell ich kann, um von ihm wegzukommen.«
    War das der Grund, warum sie nachts mit einer Kleinmädchen-Stimme weinte? ›Rief‹ er sie da?
    Lockte er sie, damit sie zu ihm zurückkäme? War es denn möglich, dass Kupferkopf nach all den Jahren und den schrecklichen Dingen, die sie einander angetan hatten, sie immer noch wollte? Aber wirklich erschreckend erschien Teichläufer das unterschwellige Begehren in ihrer Stimme. Doch darauf konnte er und wollte es sie nicht ansprechen, weil er ihre Antwort zu sehr fürchtete.
    »Ob die Geister das wohl gemeint haben?« fragte er.
    »Was?«
    »Als sie sagten, Kupferkopf würde dich nicht länger jagen können. Meinten sie damit, in deinen Träumen? Hat er dich kürzlich erst wieder verfolgt?«
    Trotz der Kälte lief ihr ein Schweißtropfen über das Kinn. »Lass mich nachdenken.« Stirnrunzelnd ließ sie ihre Blicke in alle Richtungen schweifen.
    »Die Geister sagten, Riedgras werde dich beschützen, sowie er ausgeschlüpft wäre und sich Flügel aus Licht hätte wachsen lassen. Das war in der Nacht unserer Hochzeit. Der blauweiße Blitz war so grell, dass er mich blendete. Ich schwamm in einem Ozean aus Licht, mehrere Zeithände lang.«
    Sie betrachtete Teichläufer aus dem Augenwinkel. »Ich habe Kupferkopfs Stimme in meinen Träumen nicht mehr gehört, seit wir uns zum ersten Mal geliebt haben, Teichläufer.«
    Durch einen plötzlichen Windstoß flammte die Glut auf, verstreute Asche und trug sie wie eine kleine weiße schwankende Windhose durch die Äste nach oben. Beide hatten sich umgedreht, um ihre Gesichter zu schützen, und der bernsteinfarbene Schein färbte die Blutspritzer auf ihrem Gewand zart korallenrot.
    Als sich Muschelweiß umwandte, hatte sie die Augen geschlossen und machte einen sehr müden Eindruck. Teichläufer fühlte sich innig zu ihr hingezogen. Es musste gegen Mitternacht sein. Sie hatte seit dem gestrigen Abend nicht mehr geschlafen und in der Zwischenzeit gekämpft und vermutlich in einem Kampf auf Leben und Tod getötet. Wie hatte sie so lange wach bleiben können?
    »Bitte, versuch zu schlafen«, sagte er. »Wir werden unsere Kraft brauchen. Ich werde aufbleiben und wachen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Als Wachtposten bist du nicht verlässlich, Teichläufer.«
    Er ging auf die andere Seite des Feuers, nahm seine Decke und kehrte zurück. Liebevoll legte er sie ihr um die Schultern, kniete sich neben sie auf den Sand und sah ihr ernst in die dunklen Augen. »Ich weiß, aber ich werde mein Möglichstes tun. Du musst ausruhen, Muschelweiß. Du wirst Tauchvogel niemals retten können, wenn du so erschöpft bist, dass du nicht einmal mehr richtig denken kannst.«
    Sie betrachtete ihn prüfend und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Also gut, ich lege mich kurz hin«, sagte sie. »Wenn du irgendetwas hörst, weckst du mich sofort! Hast du verstanden?«
    »Ja. Ich werde dich wecken.«
    Sie suchte mit Blicken den Waldrand ab, zog dann die Decke um sich und rollte sich auf dem Sand zusammen. Teichläufer glitt heran, hob ihren Kopf und legte ihn in seinen Schoß. »Gut so?« fragte er flüsternd.
    »Ja, das ist angenehm. Gute Nacht, Teichläufer.«
    »Gute Nacht, mein Weib.«
    Teichläufer strich über ihren Hals und Arm, bis er seine Finger mit ihren verschränken konnte. Sie drückte seine Hand nicht, schob sie aber auch nicht fort. Er war es zufrieden.
    Die Leuchtleute warfen einen silbernen Schein über den Wald und das Meer und ein Licht auf eine Eule, die lautlos in einer Baumkrone saß, für Teichläufer nicht mehr als ein grauer Fleck. Er ließ seine Blicke schweifen, hielt Ausschau nach Bewegung. Er sah vielleicht die Dinge nicht deutlich, aber eine Bewegung fiel ihm in der Regel auf. Jetzt machte er es zu einer Frage der Ehre. Vor dem Hintergrund des silbrigen Wassers wanderten die Möwen auf der Suche nach Beute mit auf und ab wippenden Köpfen über den Strand. Weiter unten schlug ein Kormoran mit den Flügeln, um das Wasser abzuschütteln.
    Teichläufer legte sich eine Hand aufs Herz. Das Grollen hatte seinen

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