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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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quälend offenkundig. Wenn wir beisammen waren, haben wir uns immer liebevoll berührt. Ich war ihm so verfallen, Teichläufer, dass ich nicht mehr aus noch ein wusste, wenn wir getrennt waren. Vor Sehnsucht verzweifelt, bereit zum Töten, um ihn wieder zu sehen. Es gab nichts, was ich nicht für ihn getan oder ihm gegeben hätte - außer meinen Seelen. Und es gab eine Zeit, da hätte ich sogar sie aufgegeben, wenn er das verlangt hätte.«
    Die Finger um die Speere ballten sich zu Fäusten; sie schloss ihre Augen, schloss den Feuerschein und das Sternenlicht aus und schirmte sich vor seinen Blicken ab. Ihre Lider zuckten, als ob Erinnerungen durch ihre Seelen tanzten, und ihr kantiges Kinn verriet, dass ihr diese nicht gefielen.
    Teichläufer fragte sanft: »Hast du deswegen aufgehört, ihn zu lieben? Wegen seiner dunklen Seite?«
    Sie betrachtete ihn ernst. »Ich habe nie aufgehört, ihn zu lieben.«
    »Aber du bist vor ihm weggelaufen.«
    Sie lehnte ihren Kopf zurück, und oberhalb eines Vierecks aus Licht spielten Schatten über ihr schönes Gesicht. Sie schien gebannt auf die Leuchtleute zu blicken. »Ja«, antwortete sie weich. »Ich bin weggelaufen.«
    »Aber wie konntest du, wenn du ihn noch liebtest?«
    Sie lächelte, auf eine geisterhafte Weise, und in ihren Augen war keine Belustigung, eher Bitterkeit.
    »Ist die Welt so einfach für dich, Teichläufer?«
    Er fühlte sich plötzlich ganz klein. Er senkte den Blick. »Kannst du mir antworten? Ich muss das wirklich wissen. Warum bist du weggelaufen, obwohl du ihn noch liebtest?«
    »Weil ich musste.«
    »Warum?«
    »Ich wünsche nicht, darüber zu sprechen, Teichläufer«, sagte sie scharf. »Kannst du nicht verstehen, dass -«
    »Ich verstehe, dass dich das quält«, entgegnete er freundlich. »Und ich will dich auch nicht verletzen, aber es ist sehr wichtig, Muschelweiß. Bitte, hilf mir. Ich muss -«
    Sie schrie: »Kupferkopf sagte, wenn ich ihm nicht erlauben würde, Riedgras auf seinen nächsten Kriegszug mitzunehmen, dann würde er Windeck-Dorf auf der Pelikan-Insel überfallen und jeden töten, den ich liebte! So als würde ich Riedgras töten.«
    »Du? Riedgras töten? Was meinte er?«
    Sie senkte den Kopf. »Riedgras hatte seit zweimal zehn und zwei Tagen im Koma gelegen - mit hohem Fieber. Ich hatte ihm Wasser zu trinken gegeben, löffelweise, träufelte es ihm ein, und er schluckte das Wasser, aber ich brachte ihn nicht dazu, etwas zu essen. Er verlor dauernd an Gewicht, und am Ende war er nur noch Haut und Knochen. Er war so klein. Er fühlte sich an wie eine Feder in meinen Armen, wenn ich ihn wiegte.«
    Als hätten diese schrecklichen Worte Bilder in seinen Seelen hervorgerufen, sah Teichläufer diesen Jungen in den Armen seiner Mutter liegen, während sie ihn wiegte und weinte und völlig zerrissen war. Unvermittelt empfand er ihren Schmerz wie den Stich eines Kaktusstachels.
    »Ich glaube, es war für Kupferkopf sogar noch schlimmer als für mich«, fuhr sie traurig fort. »Er konnte Riedgras nicht gehen lassen. Er versuchte, ihn zwangsweise zu füttern, und wenn Riedgras den Bissen im Hals hatte, schrie Kupferkopf ihn an und schlug ihm auf den Rücken, damit er ihn hinunterschluckte, und dann fiel er auf den Boden und schluchzte.«
    »Aber wenn Riedgras so krank war, warum wollte ihn Kupferkopf dann auf einen Kriegszug mitnehmen?«
    Muschelweiß strich an den Schäften der Speere entlang, als wollte sie die Beschaffenheit des Holzes prüfen, und fühlte jede Stelle, wo ein Knoten abgeschnitten worden war. Ihr schönes, vom Feuer erhelltes Gesicht hob sich scharf gegen die silbern bereiften Bäume in ihrem Rücken ab, die im Nachtwind ächzend schwankten.
    Gepresst antwortete sie: »Kupferkopf glaubte, wenn er einen Mann verwundete und Riedgras auf dessen Brust legte, so dass die Augen von Riedgras direkt in die Augen des Verwundeten blickten, wenn er den Mann töten würde … Er glaubte, die Seelen des Mannes würden in den Körper von Riedgras sickern und ihn wieder ins Leben zurückbringen.«
    Der Wind fuhr durch Teichläufers weißes Haar und strich ihm kalt über die Wangen. Weißes Licht blitzte in ihm auf, und das folgende Donnergrollen erschütterte seine Rippen. Teichläufer erschauerte und flüsterte: »Ich habe schon so etwas gehört, wenn die Leute auch nicht oft darüber sprechen. Hatte Kupferkopf denn solch eine gewaltige Macht? War er ein Hexenmeister?«
    Muschelweiß bewegte den Kopf kaum merklich, und es war nicht klar, ob

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