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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie die Frage bejahte oder verneinte, aber nach ihrem verwirrten Gesichtsausdruck zu urteilen, wusste sie es wohl selbst nicht.
    »Das kann ich nicht sagen, Teichläufer. Nachdem Riedgras ins Koma geglitten war, sprach er gleich darauf von dem alten Hexenmeister, der beim Queckengras-Dorf wohnte. Er hieß, glaube ich, Federweiß.« Sie runzelte die Stirn. »Kupferkopf war für kurze Zeit weggegangen, eine Nacht und einen halben Tag. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass er wahrscheinlich allein sein wollte, um zu trauern.«
    Teichläufer strich sich nervös die Ärmel glatt. Der Gedanke, einem Hexenmeister gegenüberzustehen, erfüllte ihn mit Entsetzen. »Vielleicht ist Kupferkopf zu Federweiß gegangen, um etwas von ihm zu lernen?«
    »Möglich. Aber das hätte ich sicher gewusst, Teichläufer. Ich glaube nicht, dass er das vor mir hätte verbergen können.« Sie schien ihm zu entgleiten, ihre Augen wurden leer und sahen etwas im Gewebe ihrer Seelen. »Wir standen uns sehr nahe.«
    Der Wind zerrte an Teichläufers Gewand, und er steckte sich den Stoff unter seinen Beinen fest. »Hast du niemals etwas vor einem verborgen, den du liebtest, etwa vor Tauchvogel?« fragte er in aller Unschuld und war umso bestürzter von ihrer Reaktion.
    Blitzschnell war sie auf ihren Knien und beugte sich mit wildem Blick über ihn. »So etwas fragst du mich nie wieder!«
    Er nickte, eine Weile zu betäubt, um etwas darauf zu erwidern. Schließlich nahm er seinen Mut zusammen und meinte: »Es tut mir Leid, ich wollte nicht neugierig sein.« Langsam sank sie in den Sand zurück, behielt aber ihren drohenden Gesichtsausdruck bei. Vorsichtig fuhr er fort: »Ich habe das gefragt, Muschelweiß, weil ich gehört habe, dass die besten Hexenmeister keinem je die Wahrheit enthüllen. Sie lassen die Leute in Angst und Ratlosigkeit zurück. Woher kam diese Krankheit? Von einem bösen Geist oder von einem Hexenmeister? Sind diese Männer in einem Orkan umgekommen, oder hat ein Hexenmeister dafür gesorgt, dass ihr Kanu kenterte? Solche Sachen. Wenn die Leute die Schuld nicht eindeutig nachweisen können, dann kann ein Hexenmeister viele Sommer lang wirken, bevor er entdeckt wird.«
    Jetzt trug sie wieder die Maske der Kriegerin, die Zähne zusammengebissen und die Augen zu Schlitzen verengt. »Ob Kupferkopf ein Hexenmeister war oder nicht, ist ohne Belang. Die Möglichkeit allein erfüllte mich derart mit Grausen, dass ich meinen eigenen Sohn tötete, um ihm ein solches Schicksal zu ersparen.« Qual verzerrte ihr Gesicht. »Und mir selbst auch, Teichläufer. Wie hätte ich jemals wieder in die Augen meines Sohnes blicken können mit dem Wissen, dass die Seele eines anderen Mannes darin lebte? Eines Mannes, den mein Mann ermordet hatte.«
    Sanft streichelte er ihren Arm. »Großmutter Mondschnecke hat immer flüsternd von den schlimmen Dingen erzählt, die die Seelen von Ermordeten ihrem neuen Körper antun: Wahnsinn, Verstümmelung, grauenhafte Dinge, die man sich nicht vorstellen kann.«
    Als hätte sie einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen verspürt, beugte sie sich vor, und plötzlich sah sie sehr alt und müde aus. »Kupferkopf sagte, die Seelen gewöhnten sich manchmal an ihre neuen Körper. Er wollte so sehr, dass Riedgras am Leben blieb, dass er bereit war, auch etwas zu wagen.
    Wenn wir nur gut und lieb zu diesen neuen Seelen wären, hoffte er, würden sie Riedgras nicht wehtun.
    Ich …«, sie ließ den Kopf sinken, »ich konnte den Gedanken nicht ertragen.«
    Am liebsten hätte Teichläufer die Arme um sie gelegt und sie an sich gedrückt, aber er fühlte, dass sie das jetzt nicht wollte, und so schlang er die Arme stattdessen um sich selbst. »Das Massaker auf der Pelikan-Insel geschah danach?«
    »Ja.« Sie nickte. »Gleich danach. Der Tod von Riedgras brachte Kupferkopf fast um. Er sprang auf mich, brüllte und wollte mich mit bloßen Händen in Stücke reißen. Ich rannte weg, zur Pelikan-Insel, um meine Familie zu warnen, aber er und seine Krieger waren schon vor mir dort.« Das Feuer war fast ausgegangen, aber hie und da züngelten gelbe Flämmchen um die rote Glut hoch und spiegelten sich in ihren wild blickenden Augen. »Er hat niemals etwas versprochen, was er nicht halten konnte. Wäre ich nicht auf der Pelikan-Insel gewesen, hätte er jeden getötet, den ich liebte.«
    »Ich bin froh, dass du ihm entkommen bist, mein Weib«, sagte er leise und drückte ihren Arm.
    Leicht strich ihr Daumen über die scharfe Speerspitze, und

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