Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
vollen Brüste. Sie hatte ständig gewonnen. Ihre fast erotischen Wonneschreie sagten ihm das. Sie behandelte die Würfel wie Liebhaber. Ihr Gesicht erhellte sich, wenn sie sie in die Hand nahm, und dann verzogen sich ihre Lippen zu einem sinnlichen Schmollmund.
    Er setzte seinen Feuersteinrohling vor sich hin und machte mit seinem Hammer ein neues Schlagauge frei; mit leichter Hand spänte er genügend Steinschnitzel ab, um eine vollkommene Schlagfläche zu erzielen. Mit einem guten Schlag spliss er ein flaches, recht gleichmäßiges Stück ab. Es würde eine Speerspitze ergeben. Er bereitete neue Schlagflächen vor und hieb weiter und weiter.
    Wenn er zum Dorf des Stehenden Horns ging, würde er viele gute Speerspitzen brauchen.
    Nach dem Erwachen blieb Muschelweiß noch lange auf dem lichtbesprenkelten Waldboden liegen.
    Der weiche perlweiße Schein des frühen Morgens fiel über sie. Sie überlegte, wo sie war. Sie erkannte nichts. Weder die schwarzen Tupelobäume noch die Lorbeerbäume, nicht einmal den kristallblauen Himmel. Der Sumpf zu ihrer Rechten kam ihr irgendwie vertraut vor, aber sie wusste nicht, warum.
    Hatte sie ihn schon einmal überquert? Unbestimmte, mit Angst verbundene Erinnerungen stiegen in ihr auf. Schildkröten sonnten sich auf dem Windbruch am Wasserrand, und eine Schlange glitt durchs Gras, zweimal zehn Handbreit entfernt.
    Eine Kopfwunde. Das war nicht schwer zu erraten. Klumpen geronnenen Blutes hingen an den Halmen, und ein hämmernder Schmerz verursachte ihr Übelkeit.
    Oder ist es die Angst? Dass du dich nicht wehren kannst, wenn Gefahr droht?
    Sie konnte weder kämpfen noch laufen, und sie hatte auch nicht mehr die Kraft, sich zu verstecken.
    Links von ihr lagen zwei Beutel auf der schwarzen Walderde. Einer davon gehörte ihr. Der andere war ihr fremd. Aber das hieß, dass sie einen Gefährten hatte. Wen? Jemand hatte Decken über sie gebreitet und an den Seiten festgesteckt und ihr eine Kalebasse mit Wasser in Reichweite hingestellt.
    Mit einem Schlag wurde sie sich ihres Durstes bewusst so als hätte sie tagelang nichts getrunken. Sie versuchte, sich aufzusetzen; die Kopfschmerzen schwollen an und erschütterten sie bis auf die Knochen, so sehr, dass sie zitterte. Vorsichtig legte sie sich wieder hin. Die feuchte Luft schmeckte frisch auf der Zunge. Wenn sie nur hier zwischen den weichen Decken liegen bleiben und ihr volles Maß an dieser aromatischen Luft bekommen könnte …
    Wo bin ich?
    Ihr Vater hatte ihr gesagt, sie würden mit Windeck-Dorf umziehen, um sich mit dem Kernholz-Clan zu vereinigen. War sie jetzt dort, am Ort der neuen Siedlung? Aber warum hörte sie dann keine Stimmen?
    Keine Hunde bellen? Keine Kinder lachen? Keine Steinäxte, die Bäume für die Hüttenbalken fällten?
    Nein. Das konnte nicht die Lagune der Seekuh sein.
    Du Närrin, hier hörst du keine Brandung, riechst keine Lagune, hörst keine Möwen kreischen. Du bist nicht am Meer, du bist weit im Binnenland.
    Aber wo? Warum konnte sie sich nicht daran erinnern?
    Muschelweiß schob sich schwach die Decke von der Brust und blinzelte in die schwankenden Äste.
    Wie lange hatte sie geschlafen? Tage? Einen halben Mond? Sie konnte sich an nichts klammern; sie erinnerte sich nur an weniges in den letzten Tagen.
    Langsam, tief in Gedanken, griff sie erneut nach dem Wassergefäß. Sie hatte gerade den Becher am Rand packen können, als ihr Herz zu hämmern anfing und ihre Seelen durcheinander gerieten und von einer Erinnerung zur nächsten huschten: Da war Tauchvogel, der sie anlächelte, Stacheljunge, der auf ihren Schoß kroch, die lachende Purpurwinde. Die tröstlichen Bilder drehten sich und verblichen schillernd. Dann erschien das schöne Gesicht von Kupferkopf.
    Sie musste in diese schwarzen Augen blicken, sie konnte nicht anders, und diese Augen schauten durch all ihre Verkleidungen hindurch, durch alle Lügen, mit denen sie sich selbst gerechtfertigt hatte, direkt in ihre Seelen.
    So wie er immer geschaut hatte.
    Seine Augen fanden sie immer - obwohl sie ihn schon vor langer Zeit verlassen hatte. Bei vielen Gelegenheiten, etwa wenn sie sich fröhlich mit Tauchvogel unterhielt, erschienen diese Augen plötzlich auf dem Gewebe ihrer Seelen und starrten sie an. Und entfachten Erinnerungen, die sie einfach überwältigten.
    Bevor sie ihrer gewahr wurde, waren schwarze Schatten aus ihrem tiefstem Innern an die Oberfläche gekrochen und bedrängten klagend ihr Herz: schluchzende Laute, das verzweifelte Tasten

Weitere Kostenlose Bücher