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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hängte ihn neben den anderen übers Feuer. Er summte jetzt vor sich hin, ein fröhliches Wiegenlied, das er als kleines Kind gehört hatte, ein Lied über Krieger und Ehre. Seine Großmutter hatte es ihm vorgesungen. Sie fehlte ihm sehr.
    »Teichläufer«, sagte Muschelweiß, »du bist heute irgendwie anders. Gibt es dafür einen Grund?«
    Er hörte auf zu summen und rutschte unbehaglich hin und her. Sein langes weißes Haar umrahmte sein junges Gesicht und betonte seine rosige Haut und seine weißen Augenbrauen. Wie feinfühlig sie war.
    Sie schien jeden seiner Gedanken zu spüren. Er warf den abgeschuppten Fisch in den leeren Korb, der vorher die Sonnentaublätter enthalten hatte, und nahm etwas Fett auf, um es auf den Händen zu verreiben; es war kühl und mild.
    »Ich fühle mich wohl heute«, lautete seine rätselhafte Antwort.
    »Du brauchst nicht darüber zu sprechen«, sagte sie. »Ich habe mich nur gewundert. Das ist alles.«
    Er drehte sich zu ihr um und sah, dass sie ihn beobachtete. »Aber ich spreche gern mit dir darüber. Ich bin nur nicht ganz sicher, ob es an der Zeit ist. Du bist verwundet. Wir sind sehr gefährdet, hier draußen im Wald und allein. Es wäre vielleicht besser, wenn ich abwartete bis -«
    »Du kannst darüber sprechen, wann immer du willst, Teichläufer. Jetzt oder später. Oder nie. Ich verstehe das.«
    »Nein. Ich erzähle es dir«, versicherte er ihr. »Du bist meine Frau. Ich muss es dir sagen.«
    Muschelweiß bewegte ihre Schultern, um die Rückenschmerzen zu vermindern. »Nein«, murmelte sie.
    »Sag's mir nur, wenn du willst. Es gibt vieles, Teichläufer, das ich nie mit dir teilen werde. Nicht weil ich dir nicht traue, sondern weil die Erinnerungen mich schmerzen, zu sehr schmerzen. Und ich erwarte auch nicht, dass du alles mit mir teilst. Nur das, was du willst.«
    Er drehte die Fische, so dass sie auch auf der anderen Seite brieten. Ein appetitlicher Duft hing in der Luft, vermischt mit dem schwach stechenden Geruch der eingeweichten Sonnentaublätter. Er legte weitere Zweige aufs Feuer. Schon der Gedanke an die letzte Nacht machte ihn nervös, und er warf noch ein Holzstück in die Flammen, die krachend aufloderten.
    »Teichläufer«, sagte Muschelweiß freundlich warnend, »nicht zu viel Holz, bitte. Der Rauch steigt auf und ist weithin sichtbar. Wir wollen doch nicht -«
    »Oh«, rief er aus, »großer Delphin!« Er sprang auf die Beine und kickte Erde ins Feuer. Ein Staubschleier stieg auf und verwehte durch die Zweige. »Nicht zu glauben, wie dumm ich bin!«
    »Du bist nicht dumm, du weißt es nur noch nicht besser. Ich wette, du machst diesen Fehler nicht noch einmal.«
    »Bestimmt nicht, das verspreche ich.« Er kauerte sich hin, besah sich die Fische und schnellte zu ihr herum. Verzweifelt sagte er: »Jetzt haben wir Erde auf unseren Fischen. Es tut mir Leid. Ich habe nicht einmal bedacht -«
    »Teichläufer«, flüsterte sie. »Wir werden die Haut abziehen. Das Fleisch wird uns schmecken. Meinst du, der Tee ist schon warm? Ich habe einen Durst, ich könnte Schwester Meer austrinken.«
    »Verzeih. Ich hätte ihn dir schon bringen sollen.« Er suchte hastig in seinem Beutel herum, holte einen Kürbisbecher heraus und tauchte ihn in den Kochbeutel. Er brachte ihr den Tee und sagte: »Ich bin heute etwas durcheinander. Es tut mir Leid.«
    Die Fältchen um ihre Augen vertieften sich. »Deine Seelen ringen mit anderen Gedanken. Ich sehe das. Setz dich doch bitte einen Augenblick hin. Können wir offen miteinander sprechen?«
    Teichläufer stellte den neuen Becher neben dem leeren ab, kniete sich hin und biss sich auf die Lippen.
    Er betrachtete sie durch seine farblosen Wimpern. Sein Atem wurde schneller, als fürchtete er schon ihre Fragen. Erinnerte sie sich an letzte Nacht?
    »Heute, Teichläufer, bist du mehr als mein Mann. Du bist mein bester Freund. Und ich muss mit einem Freund sprechen.«
    Er riss den Kopf hoch. »Warum? Was ist nicht in Ordnung?«
    Ein blasser Sonnenstrahl fiel durch die Bäume und verlieh ihrem schönen, angespannten Gesicht einen goldenen Umriss. Sie kniff die Augen zusammen, statt den Kopf abzuwenden und den entsprechenden Schmerz zu riskieren. »Morgen muss ich wieder auf den Beinen sein.
    Wieder zum Dorf des Stehenden Horns aufbrechen. Nein, keine Einwände bitte«, sagte sie, als er sie offenen Mundes anstarrte. »Das muss ich tun. Aber ich werde langsam gehen müssen, um mich unterwegs schon zu erholen. Das heißt, wir müssen mit

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