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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nach.
    Häsling schlenderte mit wiegendem Schritt über den Sand davon. Einmal drehte er sich um, ging ein kurzes Stück zurück, schaute Rotalge an, schüttelte dann den Kopf und fiel in einen Dauerlauf mit Richtung auf die Krieger, die sich bei den Bäumen um das Feuer gesammelt hatten. Sie sah seinen schwarzen Umriss zwischen den Schatten der Männer verschwinden.
    »Rotalge«, Schote unterbrach seine Geschichte, »wir haben fast kein Holz mehr. Würde es dir etwas ausmachen -«
    »Nein, nein, natürlich nicht.«
    Sie stand auf und Eulenfalter gleichfalls. »Ich helfe dir, Rotalge.«
    »Also gut.«
    Sie gingen über den nassen Sand, am Rand der ankommenden Wellen entlang, und Rotalge bemerkte, dass er sie dauernd verstohlen beobachtete. Er war zwei Handbreit größer als sie, und mit seinen langen Beinen paßte er sich ihrem Gang an. Wenn er auf die Wellen schaute, die über das Antlitz der Meerfrau rollten, hob das Licht der Sterne die Züge seines schönen Gesichts hervor und schimmerte auf den Muskeln seines nackten Oberkörpers - ein Anblick, der eine seltsame Wirkung auf Rotalge ausübte; ihr Herz schlug heftig.
    Sie bückte sich, warf eine große Muschel beiseite und nahm ein Stück Treibholz auf. »Eulenfalter? Ich könnte das Holz sammeln und dir geben, dann brauchst du dich nicht dauernd zu bücken.«
    »Oh, ich kann mich doch bücken, Rotalge, also wirklich -«
    »Du bist verletzt, das sehe ich doch. Außerdem kannst du viel mehr tragen als ich. So können wir uns die Arbeit teilen.«
    Er nickte, lächelte verbindlich und sagte: »Na gut.«
    Rotalge lächelte zurück, hatte aber furchtbare Angst dabei. Sie reichte ihm das Holz. Er legte es in seine Armbeuge. Während sie nebeneinander hergingen, fragte sie: »Wie bist du verwundet worden?
    Durch einen Speer oder -«
    »Ja, einen Speer«, antwortete er und biss die Zähne zusammen. Er senkte den Blick auf seine marschierenden Beine. »Aber mein Bein ist fast geheilt. Es ist einfach nur steif.«
    »Das muss schrecklich gewesen sein.« Sie bückte sich und gab ihm wieder ein Stück Holz. Er nickte.
    »Ja, das war es. Ziemlich schrecklich. Aber das ist nicht bei dem Windeck-Kampf geschehen, Rotalge. Das war vorher, zehn Tage früher, da war ich bei dem Aufklärungstrupp meines Vaters, nördlich von Windeck.«
    Ihre Blicke trafen sich. Heilige Sonnenmutter! Seine Augen hatten eine Sogwirkung wie das Meer, machtvoll und anhaltend. Trauer war darin zu erkennen. »Die Krieger von Kupferkopf?« fragte sie.
    »Ja. Sie kamen aus dem Nichts. Wir hatten nicht einmal Zeit, um Speere einzulegen.«
    Rotalge kniete nieder, um weiteres Holz aus dem Sand zu holen, und versuchte sich vorzustellen, wie es war, ohne Vorwarnung angegriffen zu werden. Das Erschrecken musste jenseits aller Vorstellung gewesen sein. »In dem Kampf hast du Verwandte verloren, nicht wahr?«
    »Ja. Sie fehlen mir sehr.«
    Sie konnte ihn kaum verstehen. Der Strand mit den überall verstreuten Muscheln und Schwämmen, das Mondlicht, das grell auf den Wellen glitzerte, alles wirkte zusammen, um Laute zu dämpfen.
    Außerdem hatte er leise gesprochen. Rotalge schaute auf und betrachtete ihn. Er hatte sich mit Insektenfett eingerieben, das den Schein des Mondes auf seinen hohen Wangenknochen schimmernd festzuhalten schien, ebenso wie in den Höhlen seiner tief liegenden Augen und auf den Muskeln seines linken Armes, in denen er das Bündel Treibholz trug.
    »Wie alt bist du, Eulenfalter?«
    »Zehn und sechs Sommer.«
    Rotalge dachte nach. »Du wohnst noch bei deinem Großvater?«
    »Ja.«
    »Warum hast du nicht geheiratet?«
    »Du stellst Fragen, Rotalge.« Sein Kopf fiel nach vorn; mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf die glänzenden Muschelschalen im Sand. »Ich stand vor der Hochzeit, letzten Sommer. Aber sie - «, er atmete tief ein und dann hörbar wieder aus -, »sie wurde bei Kupferkopfs Überfall im Mond der Blühenden Yucca getötet.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Rotalge, »das tut mir sehr Leid.«
    Die Trauer wich aus seinen Augen; er lächelte wieder. »Du erinnerst mich an sie«, sagte er. »Sie hieß Fackelholz. Auch sie war sehr schön.«
    Rotalge holte tief Luft und hoffte, dass ihr Herzschlag sich beruhigte. Noch nie hatte sie jemand für schön gehalten, nur ihre Großmutter hatte gelegentlich bemerkt, sie sei recht hübsch. »Das ist sehr lieb, dass du das sagst, aber -«
    »Ich meine das im Ernst.«
    »Wirklich?«
    Er nickte. »Ja.« Nach einer Pause fuhr er fort. »Ich habe

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