Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
über den Kopf streifte. Er glättete sie an den Hüften, und dabei wanderte Schwester Mond wie eine polierte Muschel durch ein Meer von aufgebauschten Rußwolken und verstreute haufenweise silberne Lichtfunken über Meer und Wälder.
    Er müsste eigentlich Rotalge holen. Ja, sie mit sanfter Gewalt herholen und ihr eine Strafpredigt halten, das müsste er wirklich. In ihrem Interesse. Sie erkannte Eulenfalters Absichten nicht. Im Gegensatz zu ihm. Er hatte schon viele Frauen so angesehen, wie Eulenfalter Rotalge angesehen hatte.
    Aber Häslings Wild waren erwachsene Frauen gewesen - keine kleinen Mädchen! Hier hatte Rotalge nur ihn, der sie beschützte, sonst niemanden. Der sie über das Leben aufklärte. Und über die Männer.
    Er knirschte mit den Zähnen. Ja, sie brauchte ihn, und jetzt saß er hier, wutschnaubend, und tat nichts.
    Ich schwöre bei den Gräbern meiner Ahnen, dass ich diesen Windeck-Krieger, falls er ihr wehtut, mit bloßen Händen erwürgen werde. Und danach werde ich seine Leiche fortschaffen, so dass niemand sie findet.
    Ganz unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Als ihm das bewusst wurde, sah er auf sie hinab, kam sich vor wie ein Idiot und faltete mürrisch die Arme über die Brust.
    Flüsternd redete er sich zu: »Sie ist ja klug, sie wird schon wissen, wann sie Nein sagen muss.«
    Die Frage wühlte ihn im Innersten auf.
    Sein Leben lang war Rotalge ihm wie eine Schwester erschienen. Eine Schwester, die er nie gekannt hatte, und er liebte sie. Mehr als einmal hatte sie ihn zur Vernunft ermahnt, wenn sein Temperament seinen Verstand zu überwältigen drohte. Das war in den letzten Sommern ziemlich häufig geschehen. Da hatte Rotalge begütigend seiner Eitelkeit geschmeichelt - so oft, dass er es nicht mehr zählen konnte -, wenn er sich lächerlich gemacht hatte. Sie war auch immer für ihn da gewesen - bis vor kurzem.
    In den letzten sieben Monden hatte sich Häsling leer und innerlich wund gefühlt. Seine Eltern waren durch ein Fieber gestorben, und seitdem lebte er bei einer Tante. Sie war eine gute Frau, aber Häsling war sich verloren vorgekommen, wie verstört, und hatte sich verschiedentlich unbeherrscht benommen; er hatte Streit gesucht und war so kratzbürstig geworden wie ein brünstiger Alligator.
    Selbst sein bester Freund Teichläufer hatte sich von ihm entfernt. Wie war das geschehen? Ganz allmählich hatte sich ihr Verhältnis gewandelt. Teichläufer wollte offenbar nur mehr Zeit für sich haben. Auch um mit seiner Schwester sprechen zu können. Rotalge hatte sich ebenfalls von ihm distanziert. Sie hatte ihre Freundschaft von Häsling auf andere Mädchen verlagert. Und auf einmal war Häsling ganz allein gewesen. Natürlich, er hatte Vettern, Tanten und Onkel und Vettern zweiten und dritten Grades - aber das waren keine Freunde. Das waren Verwandte.
    Der Wind schlug um. Rauch wogte über ihn hin und zwang ihn, die Augen zuzukneifen. Der frische Geruch von Kiefernsaft hüllte ihn ein. Er sah, wie er aus einer Ritze im Stamm quoll und ins Nichts verdampfte.
    Draußen am Strand erhoben sich Rotalge und Eulenfalter. Häsling sprang auf, der Wind schlug ihm den Zopf gegen den Rücken, die beiden hielten sich bei der Hand. Sein Blut rauschte auf.
    Sie trennten sich. Rotalge ging in seine Richtung, und Eulenfalter wanderte über den Strand. Der Krieger ging langsam, wie in Gedanken versunken.
    Häsling glitt ins Dunkel des Waldes und folgte einem gewundenen Hirschpfad nach Norden, parallel zu Eulenfalters Weg. Leichtfüßig und lautlos übersprang er Windbruch und umging Gestrüpp. Das gleichmäßige Rauschen der Meerfrau half ihm. Auch als seine Sandalen einen im Schatten verborgenen Zweig zertraten, verschluckte die Brandung das Geräusch.
    Er verlangsamte den Schritt, als er Stimmen hörte. Durch das Geflecht der Zweige erspähte er ein Feuer. Jemand lachte leise, dann schlug eine Decke im Wind, als würde sie zum Schlafen ausgebreitet.
    Eulenfalter trat direkt vor ihm in den Wald ein und folgte dem Pfad zum Feuer.
    Häsling lief auf Zehenspitzen. Gerade als er sich zum Sprung bereitmachte, um den Mann an den Schultern zu packen, streifte sein Bein einen Palmwedel, und Eulenfalter fuhr herum und trat aus, noch bevor er festgestellt hatte, wer ihm folgte. Der Tritt traf Häsling im Magen und schickte ihn flach auf den Boden. Er versuchte, sich aufzuraffen, aber Eulenfalter fiel über ihn und stieß ihn wieder zurück. Häsling erhaschte einen Blick auf den Dolch in

Weitere Kostenlose Bücher